Heutige Sitzung der Interessengemeinschaft Schwarzwaldbahn

Alles zur Strecke Offenburg - Konstanz kann hier rein.
Siehe auch: www.Schwarzwaldbahn.net
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Vielfahrer
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Heutige Sitzung der Interessengemeinschaft Schwarzwaldbahn

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

Heute tagte im Rathaus in St. Georgen die Interessengemeinschaft Schwarzwaldbahn. ich nehme mal an, dass morgen der Blätterwald rauscht, zumal sich am nachmittag der zuständige Ausschuss des Schwarzwald-Baar-Kreises auch mit diesem Thema befasst hat. Für die Forums-Mitglieder exklusiv will ich hier ausführlich über die Sitzung berichten. Ich hatte nur heute nachmittag noch einen anderen Termin, weshalb ich erst jetzt dazu komme.


Natürlich ging es um die entfallenden IC-Verkehre auf dem Abschnitt Karlsruhe – Konstanz, wobei ja sich Land und DB laut einer Pressemitteilung vor wenigen Tagen bekanntlich darauf geeinigt haben, den IC Bodensee weiterhin am Wochenende verkehren zu lassen.

Der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Schwarzwaldbahn, der St. Georgener Bürgermeister Michael Rieger begrüßte die ca. 30 Anwesenden und bedauerte, dass man sich erst anlässlich eines letztlich doch so traurigen Anlasses treffe. Nicht nur er sei erst durch Pressemeldungen vor wenigen Wochen aufgeschreckt worden. Mit ausgesprochen deutlichen Worten kritisierte er die DB, weil sie die Anwohner entlang der Schwarzwaldbahn letztlich vor vollendete Tatsachen gestellt hätte. Man hätte bei der DB ganz vergessen, welche Unterstützung die Interessengemeinschaft zugunsten der Schwarzwaldbahn geleistet hätte (ich erinnere mich noch an das Festzelt vor einigen Jahren, als alle aufgestanden sind und mit Inbrunst das Badenerlied intoniert haben).

Er begrüßte zunächst die Leiterin des Eisenbahnreferats, Frau Beate Schuler vom MVI aus Stuttgart, dann Herrn Rudolf Vyzina von DB Fernverkehr sowie Herrn Ohler von DB Fernverkehr, den Verbandsdirektor des Regionalverbands Herrn Marcel Herzberg und die Vertreter der IHK sowie Herrn Landrat Sven Hinterseh und zahlreiche Bürgermeisterkollegen zwischen Offenburg und Konstanz. Rieger kündigte an, dass wir von ihm, von Herrn Vyzina, von Frau Schuler und von Herrn Landrat Hinterseh Statements hören würden und dann in die Diskussion einsteigen sollten.

Zunächst ließ Herr Rieger mal Revue passieren, was in den vergangenen Wochen gelaufen war.

Aufgeschreckt worden wären alle Beteiligten erst Anfang März durch entsprechende Presseberichte. Offiziell sei zum ersten Mal auf der Fahrplankonferenz in Villingen Mitte März von der drohenden Stilllegung des IC-Verkehrs auf der Schwarzwaldbahn etwas zu hören gewesen.

Nach den Pressemeldungen Anfang März hätte er sofort am 4. März ein Schreiben an die DB gesandt mit der Bitte, den IC nicht nur zu erhalten, sondern ihn attraktiver zu machen, etwa was das veraltete Wagenmaterial betreffen würde und auch die Vermarktung des Zugs, den man in der Fahrplanauskunft regelrecht suchen müsse.
Am gleichen Tag hätte er auch Herrn Verkehrsminister Winfried Hermann angeschrieben mit der Bitte, ihn im Bemühen um den Fortbestand des Fernverkehrs auf der Schwarzwaldbahn zu unterstützen.
Am 5.3.14 hätte er einen Brief an den Fernverkehrsvorstand der DB, Herrn Huber gesandt, bis heute aber noch keine Antwort erhalten! Am gleichen Tag wäre auch ein Brief an den Vorstandsvorsitzenden Dr. Rüdiger Grube geschickt worden. Grube hätte seinen Brief inzwischen durch den Konzernbevollmächtigten Eckhardt Fricke beantworten lassen. Dabei hätte dieser noch Hoffnung gelassen, dass noch nicht alles entschieden sei. So überlege man noch, eventuell während der Saison den IC Schwarzwald doch täglich verkehren zu lassen. Laut dem am 28.3.14 eingegangenen Schreiben von Herrn Fricke seien die Fernverkehrsplanungen erst mal grob vorabgestimmt worden und noch nichts endgültig entschieden. Der Planungsstand sei noch nicht belastbar.

Was er als Vorsitzender der Interessengemeinschaft Schwarzwaldbahn vermisse und heftig kritisieren müsse, das sei, dass die DB seither immer behauptet habe, der IC-Verkehr auf der Schwarzwaldbahn sei soweit okay. Es sei nichts geplant. Offenbar wäre aber doch die Aufgabe geplant worden und er vermisse schmerzlichste eine aktive Information durch die DB. Die Vorgehensweise sei angesichts des Engagements der Anlieger schlichtweg inakzeptabel. Er könne hierzu wirklich nichts mehr Nettes sagen. Aus Sicht der Anlieger müssen die täglichen IC-Verbindungen aufrechterhalten werden.
Es sei zwar ein Kompromiss vereinbart worden zwischen Land und DB Fernverkehr, dafür danke er, aber die Vorgehensweise sei trotzdem nicht in Ordnung. Aus diesem Grund hätte die Interessengemeinschaft Schwarzwaldbahn eine Resolution gemeinsam mit der IHK ausgearbeitet, die von den Anwesenden am Ende der Sitzung verabschiedet werden sollte.

Sodann übergab er an Herrn Vyzina das Wort mit der Frage, warum er denn über Jahre hinweg auf den Fahrplankonferenzen gesagt hätte, die Besetzung der Züge sei auskömmlich. Woher kommt nun die plötzliche Wende? Wieso haben Sie die Interessensgemeinschaft nicht rechtzeitig informiert?

Rudolf Vyzina sagte dazu nur, dass er von Frankfurt für die DB-Fernverkehrs AG Herrn Ohler mitgebracht habe, der uns nähere Erläuterungen zur Siituation der Schwarzwaldbahn sozusagen aus erster Hand geben werde.

Herr Ohler bedauerte die Kommunikationsprobleme, die es offenbar aus Sicht der Interessengemeinschaft gegeben habe. Dafür wolle er sich entschuldigen. Man müsse aber das Schreiben von Herrn Fricke an die Interessensgemeinschaft Schwarzwaldbahn so verstehen, dass dieses alle an die DB gerichteten Schreiben beantwortet hätte, also Herr Huber da keine Antwort schuldig geblieben sei. Dass man den Interessenverband nicht einbezogen habe, hätte den Grund gehabt, dass man sich erst mit dem Ministerium in Stuttgart abgestimmt habe. Man hätte das zukünftige Angebot auf der Schwarzwaldbahn im Dialog mit der NVBW besprochen. Solange diese Gespräche gelaufen seien, habe man bewusst nichts nach außen kommuniziert. Am 14.4.14 sei dann die Trassenanmeldung abgeschlossen worden. Danach sei die Information über die Politik erfolgt. Der IC Bodensee bleibe aus der nachfragestärkeren Richtung Rhein/Ruhr ja am Wochenende erhalten. Den täglichen Zug aus Hamburg streiche man jedoch. Hierzu zwinge ganz einfach die Faktenlage. Die Besetzung der IC-Züge würde gerade mal an die 100 Reisende/Zug betragen zwischen Konstanz und Karlsruhe. Dabei seien darunter nicht nur echte Fernverkehrsreisende sondern auch viele Fahrgäste, die nur bis Karlsruhe fahren würden. Für die wenigen echten Fernverkehrsreisenden hielte die DB ja mit dem stündichen ICE mit Halt in Offenburg bzw. Baden-Baden ein dichtes Angebot vor. Offenburg mit seinen 50.000 bis 60.000 Einwohnern wäre ja nicht für einen stündlichen Halt der ICE von seiner Größe her geeignet. Offenburg sei eben der ICE-Halt "Schwarzwald". Die DB biete eine regelmäßige schnelle und bis zu 1 ½ Stunden schnellere Verbindung via Offenburg oder Baden-Baden an. Diese stehen in Konkurrenz zum IC-Paar. Die Reisenden würden entscheiden, wie sie fahren.
Das Schlimme sei, dass durch die aktuelle Fahrplangestaltung, die durchaus den touristischen Bedürfnissen entspricht, südlich KA eine komplette Zugeinheit gebunden sei. Den Anwesenden sei ja bekannt, dass viele ICE aus Gründen, die die DB nicht zu vertreten hätte, ihre ICE viel häufiger als vorgesehen in die Werkstätten fahren müsse und deswegen würden weniger Züge zur Verfügung stehen, als eigentlich benötigt würden. Es käme hinzu, dass auf Strecken in Norddeutschland, wo die DB analog zum Interimsfahrplankonzept auf der Gäubahn mit IC-Doppelstockzügen fahren wolle, keine termingerechten Lieferungen der bestellten Doppelstock-IC-Züge erwarte. Um die Fahrpläne dort aufrecht zu erhalten, müsse man mit IC-Zügen einspringen. Aus diesem Grund mangele es total an Fahrzeugen. Daher könnte man auch aus Gründen der Zahl der zur Verfügung stehenden Zugeinheiten den werktäglichen Zug gar nicht mehr fahren. Die IC-Garnituren wären darüber hinaus sowieso in die Jahre gekommen, eigentlich wären sie zu alt, weshalb Herr Rieger ja auch die Qualität der IC-Züge zurecht kritisiert habe. Dies alles aber verschärfe die Situation auf dem Fahrzeugsektor erheblich. Hinzu sei gekommen, dass die Energiekosten enorm gestiegen wären, auch die Trassenkosten. DB-Fernverkehr müsse diese Kosten bezahlen. Der Wettbewerber Fernbus hingegen bezahle seine Wegekosten nicht. Das sei politisch so gewollt. Die DB hätte die Schärfe des Wettbewerbs durch Fernbusse unterschätzt. Dies täte DB-Fernverkehr in wirtschaftlicher Hinsicht außerordentlich weh. Er bezifferte den Verlust durch Fernbusse auf ca. 20 Mio. € pro Jahr.
Dabei hielte die DB ein umfangreiches Fernverkehrsnetz vor. Etwa 60% des DB-Fernverkehrs arbeite profitabel. Weitere ca. 20% arbeiten mit einer schwarzen/roten Null und ca. 20% des Fernverkehrsangebots wäre defizitär, darunter auch die Schwarzwaldbahn, deren Fernverkehrsangebot leider hochdefizitär sei. Die DB werde sich nicht auf ein Kernnetz zurückziehen. Sie wolle die Fläche weiterhin bedienen, aber das müsse nicht zwingend ein (veralteter) IC sein. Gerade der Wettbewerb durch die Fernbusse würde die DB dazu zwingen, Kosten einzusparen. Man gehe sozusagen auf dem "Zahnfleisch" und müsse handeln. Dabei habe man sich vieles überlegt. Letztlich aber habe man sich dafür entschieden, auch auf Grund der Fahrzeugsituation, den täglichen IC aus Hamburg aufzugeben. Man können 1 1/2 Stunden schneller mit dem IC nach Offenburg fahren und dann bequem in die Schwarzwaldbahn umsteigen. Das würden die meisten Reisenden schon heute so machen. Dadurch spare man eine ganze Zuggarnitur, die man an anderer Stelle wegen nicht von der DB zu vertretenden Lieferproblemen/Qualitätsproblemen benötigen würde. Anders sei die Situation auf der Rheinstrecke. Dort könnte man die Wochenendleistung ohne zusätzliche Fahrzeuge fahren und würde sie also auch beibehalten. Es käme hinzu, dass die IC entlang des Rheins auch Bahnhöfe bedienen würde, wo man tatsächlich so am schnellsten unterwegs wäre. Die Rhein/Ruhr-Strecke sei aufkommensstärker und stünde deshalb jetzt nicht zur Disposition.

Danach sprach Beate Schuler, die Leiterin des Eisenbahnreferats im Ministerium für Verkehr und Infrastruktur aus Stuttgart:
Sie stellte zunächst klar, dass die DB im Fernverkehr ganz allein entscheiden würde und nicht etwa Verhandlungspartner der Landesregierung sei. Natürlich habe man versucht, den Einfluss des Landes bei DB-Fernverkehr geltend zu machen. So habe Minister Hermann eingehend mit DB-Fernverkehrsvorstand Huber telefoniert. Herausgekommen sei dann die Lösung, dass der IC Bodensee am Wochenende erhalten bleibt und dass seitens der DB geprüft würde, dass die tägliche IC-Verbindung wenigstens während der Sommermonate beibehalten werden solle. Seitens des Landes habe sie noch Hoffnung, dass diese Prüfung erfolgreich verlaufen könne.
Die Verantwortung aber trage ausschließlich die DB-Fernverkehr und nicht das Land. Die nunmehr entstehende Lücke zwischen 8:38 Uhr und 10:38 Uhr ab Konstanz in Richtung Karlsruhe gefalle ihr nicht und auch Minister Hermann möchte diese Lücke nicht. Der Stundentakt wäre hier durchbrochen. Allerdings kennen ja alle Zuhörer die finanziellen Rahmenbedingungen des Landes und deswegen können sie nicht zusagen, dass das Land diese schmerzliche Lücke schließen könne.

Dann kam Landrat Sven Hinterseh vom Schwarzwald-Baar-Kreis zu Wort. Er berichtete, dass er seit 2012 Landrat des Schwarzwald-Baar-Kreises sei, aber in den Jahren 2001 bis 2003 das damalige Dilemma mit den InterRegio-Zügen auf der Schwarzwaldbahn live miterlebt und als Dezernent für Verkehr mitbegleitet habe. Er könne sich noch sehr gut an die zahlreichen Sitzungen in St. Georgen, Konstanz, Radolfzell usw. entsinnen. Herausgekommen wäre aus den damaligen Bemühungen die Ausschreibung der Schwarzwaldbahn, also das neue Angebot ab Dezember 2006, das die DB gegen andere Anbieter gewonnen habe. Die 3 Mio. Zugkilometer, die die DB damals gewonnen habe, sei mit der Verdienst von Herrn Andres von DB Schwarzwaldbahn, dem er eine ausgezeichnete Arbeit attestierte. "Wir sind sehr zufrieden mit DB-Regio", so an die Adresse von Dirk Andres. DB-Regio hätte seither einen Quantensprung hingelegt, was man auch am Zuspruch durch die Reisenden bemerke. Von Triberg bis Donaueschingen verkehre die Schwarzwaldbahn durch den Schwarzwald-Baar-Kreis. Das sei einfach hervorragend. Er können wirklich nur außerordentlich zufrieden sein mit DB-Regio. Es sei im Übrigen eine abgestimmte Konzeption damals gewesen mit DB-Fernverkehr und DB-Regio. Dort nämlich, wo DB-Fernverkehr die Taktlage besetzt gehabt hätte, hätte sich DB-Regio das Angebot gespart, so dass wirklich ein stündliches Angebot damals ab Herbst 2006 bestanden hätte.
Auch aus seiner Sicht sei der Weg, jetzt über die Medien zu informieren, inakzeptabel. Es schmerze ihn sehr, wie der DB-Fernverkehrsteil des DB-Konzerns jetzt das einreiße, was damals aufgebaut worden sei. Man hätte unbedingt früher miteinander sprechen müssen. Die Einlassung von Herrn Ohler, dass die Züge nur mit 100 Fahrgästen besetzt seien, könne er nicht akzeptieren. Es handele sich schließlich südlich von Karlsruhe um eine "Auslaufstrecke", wo die Züge selbstverständlich nicht mehr so stark besetzt sind wie in ihrem Hauptlauf. Erforderlich sei eine gesamthafte Analyse. Diese sei aus seiner Sicht unterblieben. Jetzt die Fernverkehrszüge des damaligen Konzepts einzusparen, finde er nicht in Ordnung. Er sei dem Land gegenüber dankbar, dass dieses die Option auf werktägliche IC-Züge offen gehalten habe bis zum heutigen Tag. Er dankte auch Bürgermeister Rieger für dessen Engagement zugunsten dieser Züge. Wir wollen weiterhin ein gesamthaftes Angebot. Dennoch gelte: Ein Kompromiss ist besser als keine Verbindung. Sollte es nicht gelingen, die IC-Züge unverändert verkehren zu lassen, so richtete er an Frau Schuler vom MVI deutliche Worte. Der Stundentakt muss kommen. Sie sind der Aufgabenträger. Sie können sich da nicht hinter fehlenden Finanzmitteln verschanzen. Alles andere sei inakzeptabel. Er fordere das Land hiermit auf, die Lücke zu schließen, wenn die DB Fernverkehr ihr Angebot als Teil des gesamthaften Stundentakts nicht beibehält.

Der Vertreter der Stadt Konstanz wird die Resolution in vollem Umfang mittragen. Die Lücke müsse geschlossen werden. Dass heute so viele nach St. Georgen gekommen sind, sei ja nur deswegen so, weil man auf eine Antwort warte. Es sei aber nichts gesagt worden. Keinerlei konkretes Angebot sei unterbreitet worden. Dabei sei das Anliegen völlig klar, nämlich ein Stundentakt, ob mit oder ohne IC. Das Oberzentrum Konstanz können das Angebot ohne Stundentakt nicht akzeptieren.

Herr Fischer vom Tourismusverband Schwarzwald erkundigte sich nach dem Fahrradverkehr. Er wollte von Herrn Ohler wissen, wie dieser sich die Fahrradmitnahme vorstelle. In den von ihm angepriesenen Verbindungen mit ICE-Zügen, die zwar 1 1/2 Stunden schneller als die IC-Verbindungen wären, könne man ja eh keine Fahrräder mitnehmen.

Herr Ohler akzeptierte diesen Einwand, rückte ihn aber mit der Bemerkung, dass im IC Schwarzwald im Schnitt nur 3 bis 4 Fahrräder mitbefördert worden wären, kurzerhand zurecht. Das Rheintal sei etwas anderes. Hier würde man genau deswegen an Wochenenden die Fahrradbeförderung durchgehend beibehalten. Für Fahrgäste von Hamburg in den Schwarzwald gäbe es noch 2 IC-Zugpaare in die Schweiz, mit denen Fahrradgäste die Räder bis Offenburg mitnehmen könnten und dann ab Offenburg nach ca. 30 Minuten weiter mit den Dosto-Zügen der Schwarzwaldbahn fahren könnten. Er sehe deswegen keine nennenswerte Verschlechterung des Angebots.
Was ihn schmerze, das sei das vergiftete Klima. DB-Fernverkehr kommuniziere mit dem Aufgabenträger Land. An die Interessengemeinschaft Schwarzwaldbahn habe man bewusst nichts nach außen gegeben.

Auf eine Frage der IHK zur Entwicklung der Fahrgastzahlen antwortete Herr Ohler, dass DB-Fernverkehr seit dem Jahr 2000 etwa 7,5% Zuwachs an Fernverkehrsfahrgästen hätte. Zunächst habe man durch den Wegfall der InterRegio-Züge einen starken Einbruch erlitten. Inzwischen aber wachse der Fernverkehr der DB jährlich um ca. 2,5%. Allerdings sei auf der Schwarzwaldbahn kein positiver Trend erkennbar gewesen. Ganz im Gegensatz zum bundesweiten Trend. Dennoch habe man gemeinsam mit dem Tourismusverband Schwarzwald gemeinsame Flyer aufgelegt und versucht, den Zug in eine bessere Fahrlage zu bringen. Der Effekt sei jedoch rückwirkend betrachtet +/- Null gewesen, leider also etwa gleich schlecht.
Der Triberger Bürgermeister Dr. Gallus Strobel kam auf die Konkurrenz der Fernbusse zu sprechen. Auch darauf, dass das Land die Schwarzwaldbahn von der Ausschreibung derzeit ausnehme, weil sie aus Landessicht kostengünstig anbiete. Dann aber solle das Land erst recht dafür sorgen, dass als gemeinsames Ergebnis der Stundentakt bleibt. Für ihn müsse im Ergebnis die stündliche Nutzbarkeit der Schwarzwaldbahn unter dem Strich stehen.

Frau Schuler, die zunehmend seitens der Diskutanten unter Druck geriet, war die Zeit gekommen, sich zu rechtfertigen. Sie müsse alle um Verständnis bitten. Verhandlungspartner sei nunmal DB-Regio und nicht DB-Fernverkehr. Man habe damals den Regio-Verkehr um den Fernverkehr herumkonzipiert. Nunmehr stelle DB-Fernverkehr den Zug ein. Deswegen könne nun nicht das Land einfach bezahlen. Das ginge auch gar nicht, weil dafür kein Geld da sei. Außerdem würde man die DB ja geradezu einladen, so auch an anderer Stelle vorzugehen. Dies überfordere das Land. Daher sei von ihr keine Zusage zu bekommen. Die Lücken schmerzen das Land gewaltig, aber angesichts der finanziellen Rahmenbedingungen könne das Land keine Zusage zur Schließung dieser Lücke geben. Jahrzehntelang hätte die Regionalisierungsmittel ausgereicht. Aufgrund der erheblichen Trassenpreissteigerungen und anderer Faktoren aber würde jetzt originäres Landesgeld benötigt. Man werde dennoch die Sachlage intensiv prüfen, das brauche aber noch ein wenig Zeit.

Herr Ohler führte aus, dass man ja schon länger gar keinen Stundentakt mehr habe. Es sei ein 30/90er-Takt. Der IC Karlsruhe - Konstanz und zurück sei hochdefizitär. Man habe ihn vor um 30 Minuten beschleunigt, indem man zwischen Hannover und Göttingen auf die Schnellfahrstrecke gegangen sei. Dadurch sei er südlich Karlsruhe aus dem Schwarzwaldbahntakt geraten. Insgesamt habe die Beschleunigung der Linie im Hauptlauf aber gut getan. Dann habe man diesen Zug auch noch in eine für Touristen bessere Fahrlage 2 Stunden früher gebracht. Infolgedessen entstünde jetzt durch den Wegfall aus seiner Sicht gar keine Lücke. Diese gäbe es doch schon länger.

Herr Andres bestätigte diese Darstellung. Die Lücke wäre schon da um 18 Uhr und leider nur am Freitag geschlossen worden. Dass die Fahrgastzahlen bei der Schwarzwaldbahn so zugenommen hätten, sei auch eine Frage des Preises gewesen. Höchst erfreut hätte er heute erstmals vom Land vernommen, dass er prüfen solle, ob er mit der Schwarzwaldbahn ggf. die Lücke schließen könne. Bislang hätte er davon noch nichts gehört. Dies wolle er gerne tun.

Der Vertreter der Stadt Offenburg stellte fest, dass für gute Angebote ein durchgängiger Stundentakt äußerst wichtig wäre. Das Land hat bei der Ausschreibung damals Geld gespart. Nun soll es halt über intelligente Lösungen mit der DB verhandeln, wie das etwa in Norddeutschland oder bei der Gäubahn getan werden solle.

Frau Schuler führte aus, dass das Land selbstverständlich alle Ansätze geprüft habe. Das Integrationskonzept habe sich aber auf der Schwarzwaldbahn leider nicht machen lassen. Die Forderungen von DB-Fernverkehr seien entschieden zu hoch gewesen.

Herr Andres führte aus, dass das Land angesichts der Forderungen von DB-Fernverkehr für weniger Geld damals entsprechende DB-Regio-Leistungen hätte bekommen können, die dann parallel zum IC gefahren worden wären.

Herr Ohler sagte hierzu, dass ein Integrationskonzept auf der Schwarzwaldbahn nicht greife. Die Züge würden nicht im Grundtakt kommen. Außerdem wäre es bei der Gäubahn so, dass das Land durch Abbestellung von DB-Regio-Zügen viel Geld spare, das es in die Tarifsubvention stecke. Auf der Schwarzwaldbahn könne aber nichts gespart werden. Alles was man täte, würde mehr kosten. Bei der Gäubahn könnten 11 RE-Züge entfallen und 7 IC-Züge wären schon da. Das wäre hier aber völlig anders. Das Integrationsmodell würde hier einfach nicht funktionieren. Und dass es so teuer für das Land wäre, läge daran, dass man extra dafür eine komplette Zugeinheit benötigen würde. Diese müsste natürlich entsprechend eingepreist werden in die Angebote.
Die Integrationskonzepte seien schließlich von DB-Fernverkehr "erfunden" worden. Wenn diese hier machbar wären, dann hätte man das längst schon gemacht. Es ginge aber aufgrund der fahrplantechnischen Rahmenbedingungen und der Fahrzeugsituation einfach nicht.
Auf Vorwürfe, dass die DB-Fernverkehr selbst Fernbusse laufen lassen würde und damit die eigene Schiene konkurrenzieren würde, antwortete Herr Ohler, dass die DB ihre Fernverkehrsbusse ergänzend zum Schienennetz laufen lasse, während ihre Wettbewerber die Busse speziell in aufkommensstarke Kernrelationen einsetzen würden, also etwa zwischen Stuttgart und Frankfurt usw.

Der Donaueschinger Bürgermeister Bernhard Kaiser führte aus, dass Donaueschingen eine zwei mal tägliche Fernverkehrsanbindung für ausreichend halte. Ansonsten aber wäre der Stundentakt notwendig. Wenn aber der Stundentakt unter Einschluss des Fernverkehrs nicht gewährt würde, dann würde die Region in den Schienenverkehrsschatten geraten. Und an die DB gerichtet sagte Kaiser, dass er erwartet hätte, dass man sich vorher zusammensetzt, ehe man solche Angebotsreduzierungen vornimmt.

Für das Oberzentrum Villingen-Schwenningen sprach die neue Wirtschaftsförderin. Sie outete sich als große Unterstützerin der Schiene. Persönlich käme sie aus Hannover und arbeite jetzt in Villingen, also gerade die wegfallende Direktverbindung Hannover - Villingen berühre sie als Bahnfahrerin persönlich. Für das Oberzentrum sei eine stündliche Anbindung absolut notwendig. 70% der Fahrgäste seien dem Geschäftsreiseverkehr zuzuordnen (von den Fernverkehrsfahrgästen). Das Angebot müsse daher dringend so überarbeitet werden, dass durchgängig eine stündliche Verbindung besteht. Die Wirtschaftskraft und die Tourismuskraft des Oberzentrums sei beachtlich. Man übersehe das offenbar in manchen Teilen des Landes. Sie wollte wissen, bis wann sie da eine Auskunft bekommen könne.

Aus Sicht des Oberzentrums erwarte sie, dass sich in Kürze alle Beteiligten mit dem Ziel eines Stundentakts an einen Tisch setzen. Die Situation könne so nicht bleiben. Ihr fehle es an Verbindlichkeit. Jeder spreche nur für sich anstatt miteinander. Bitte alle an einen Tisch!

Frau Schuler vom MVI zeigte sich über den Verlauf der Diskussion etwas überrascht. Sie war auch sehr stark in die Schusslinie geraten durch die Maßnahme von DB-Fernverkehr. Hätte sie diesen Sitzungsverlauf geahnt, so hätte sie jemanden vom Nahverkehr mitgebracht. Klar sei aber, dass das Land mit DB-Fernverkehr keine Verhandlungen führe. Die entscheiden selbst. Das Land hätte nur DB-Regio als Verhandlungspartner. Sie könne aber über Geld, über das sie nicht verfügen könne, definitiv keine Zusagen geben. Da in den damaligen Stundentakt der IC integriert gewesen wäre, könne sie nicht mittragen, dass der Stundentakt die Geschäftsgrundlage für das Land gewesen sei. Sie werde prüfen lassen, was eine Schließung der Lücken durch DB-Regio ggf koste. Da das Land aber kein Geld dafür habe, müsse man auch über andere Lösungen nachdenken. Etwa könnten die Regionen/Landkreise/Kommunen zur Kasse gebeten werden.

Bürgermeister Rieger antwortete darauf kurz und knapp, dass das Land als für den Schienenverkehr zuständiger Aufgabenträger von kommunaler Seite keine finanziellen Mittel erhalten werde.

Es wurde dann die Frage an die DB gestellt, wieviele Leute denn in den Zügen der Schwarwaldbahn-IC sitzen müssten, damit diese sich für die DB rechnen würden.

Mindestens 3 bis 4 mal soviele müssten es schon sein, so Herr Ohler. Neben den fehlenden Fahrgästen spiele aber die Fahrzeugsituation und der Fernbus die entscheidende Rolle aus Sicht der DB.

Ein anderer Vertreter warf der Bahn dann unternehmerisches Versagen vor. Der Fernbus sei schließlich nicht vom Himmel gefallen und dass die Fahrzeuge in die Jahre kämen, wisse man auch schon länger.

Herr Ohler wies den Vorwurf unternehmerischen Versagens kategorisch zurück. Die Kunden würden entscheiden, mit was sie fahren würden. Die DB könne nur Angebote vorhalten, die von Kunden gefragt würden.

St. Georgens Bürgermeister Rieger beendete dann die Sitzung nach gut 2 Stunden heftiger Diskussion und gab seiner Enttäuschung Ausdruck, dass er nicht einmal ein Aufbäumen bei der DB gespürt hätte.

Anschließend folgte die Resolution, die einstimmig angenommen und unterzeichnet wurde. Ich werde sie in einem extra Beitrag bringen.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Bahner

Re: Heutige Sitzung der Interessengemeinschaft Schwarzwaldba

Beitrag von Bahner »

Super ausführlicher Bericht, ich bin immer wieder dankbar dafür dieses Privileg zu haben, aus erster Hand so detaliert informiert zu werden. :daumen hoch:
Leider sehr traurig, was da geschieht.
GP4Flo
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Re: Heutige Sitzung der Interessengemeinschaft Schwarzwaldba

Beitrag von GP4Flo »

Danke für den Bericht! Hoffentlich macht das Land ein paar Euros locker, um die Fahrplanlücke zu schließen.
Murmur
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Re: Heutige Sitzung der Interessengemeinschaft Schwarzwaldba

Beitrag von Murmur »

Danke für den aufschlussreichen Bericht. :)

Immerhin sind die Taktlücken nun (wieder) Thema, wenn auch der Zusammenhang zum Ende des IC eher konstruiert sind. Selbst wenn er in Fahrplanlage fahren würde, fällt er doch für viele Pendler als Option weg, wenn er nicht gerade perfekt zu den persl. Arbeitszeiten passt. Auch der massive Preisunterschied, insbesondere zu Verbundtickets (die ja teilweise (TGO<->VSB) auch Anstoßregelungen haben und kombiniert genutzt werden können), hat ihn für Pendler kaum attraktiv gemacht.

Wir reden, meiner Meinung nach, über zwei grundsätzlich verschiedene Dinge, dass diese teilweise von den Verantwortlichen vermischt werden, zeigt auch eine gewisses Unverständnis für den öffentlichen Personenverkehr.

Ist mit der Neuausschreibung 2016(?) die Schließung der Lücken eigentlich geplant?
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Villinger
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Re: Heutige Sitzung der Interessengemeinschaft Schwarzwaldba

Beitrag von Villinger »

Wieder einmal herzlichen Dank für den Bericht Vielfahrer!

@Murmur: Meines Wissens hat das Land die Schwarzwaldbahn von der Ausschreibung ausgeklammert, da sie erst vor wenigen Jahren wieder direkt vergeben wurde und sie momentan wohl wirtschaftlich läuft.

Ich denke, dass es darauf herausläuft, dass das Land erst mit Beginn der neuen Verkehrsverträge Ende 2016 oder später das Konzept überarbeitet, weil durch die niedrigeren km-Zuschüssen mehr Geld im Verkehrshaushalt verfügbar ist, was (hoffentlich) dem Mehrverkehr zugute kommt. Mal sehen, ob die zu diesem Zeitpunkt regierende Partei das noch so will wie heute gesagt.
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Re: Heutige Sitzung der Interessengemeinschaft Schwarzwaldba

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

so wie Fridinger schreibt, ist auch mein Stand: Schwarzwaldbahn, Ringzug und Kulturbahn sind bis auf Weiters von den Ausschreibungen ausgenommen, weil die Preise für den Aufgabenträger Land hier moderat erscheinen. Bei der Schwarzwaldbahn allerdings muss man sehen, wie man diese räumlich definiert. Normalerweise versteht man ja darunter die Strecke Offenburg - Konstanz, tatsächlich aber müssen damit die Zugläufe Karlsruhe - Offenburg - Konstanz gemeint sein. Hier hängt dann die Schwarzwaldbahn mit der Rheintalstrecke zusammen, also Karlsruhe - Offenburg - Freiburg - Basel Bad Bf, wobei zwischen Karlsruhe und Offenburg ja ein 30-Minuten-RE-Takt entsteht. Vermutlich kann der (Misch-) Preis für die Y-Konstruktion Karlsruhe - Konstanz / Basel Bad Bf günstiger werden, wenn das Gesamtpaket umfangreicher ist.


Viele Grüße vom Vielfahrer
BahnfreakAndy
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Re: Heutige Sitzung der Interessengemeinschaft Schwarzwaldbahn

Beitrag von BahnfreakAndy »

Mal etwas neues:
Die IG Schwarzwaldbahn hat den Stundentakt auf der Schwarzwaldbahn von Karlsruhe bis Konstanz durchgesetzt,der Vertrag wurde gestern unterschrieben:
siehe http://mvi.baden-wuerttemberg.de/de/min ... gesichert/

Schönes Wochenende @all
Gruß
Andreas *hallo2*
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