bereits schon wieder mehrere Monate her ist der Beginn meiner Russlandreise und viel zu tun einerseits und dann wieder Lustlosigkeit andererseits haben mich bis jetzt davon abgehalten, nach dem Beginn der Bildbearbeitung auch aus den stichwortartig in Russland verfassten Tagesberichten einen Fließtext mit den angefertigten Bildern zu machen. In unregelmäßigen Abständen werde ich die Tagesberichte nun hier einstellen. Die Bilder stammen hauptsächlich von mir, zur Ergänzung habe ich aber auch Bilder meiner Mitreisenden eingebunden, da wir die Bilder untereinander ausgetauscht haben.
Unsere allgemeinen Reisedaten möchte ich mal mit dem Motiv unseres T-Shirt-Rückens kurz zusammenfassen:

Eine Hintergrundinfo:
Durchgeführt wurde die Reise offiziell durch den Verein „Verkehrte Welt e.V.“, einen vor 11 Jahren durch Dresdner Verkehrsstudenten gegründeten Verein mit dem Ziel der „Förderung internationaler Kontakte im Verkehrswesen“. Entstanden ist der Verein aus den ersten Russlandreisen heraus, die sich daher ergeben hatten, dass die (Eisenbahn-)Uni in Omsk (OmGUPS) auf der Suche nach Auslandskontakten auf die TU Dresden gestoßen war. So war 2001 die erste studentische Gruppe nach Westsibirien aufgebrochen, was sich 2002 und 2004 wiederholt hat (alte Reiseberichte siehe http://www.dresden-omsk.de). In den Folgejahren kam noch ein Kontakt zur Uni in Samara hinzu, woraus sich inzwischen jährliche wechselweise eine Fahrt nach Omsk und Samara entwickelt hat, die organisatorisch schon gewisse Selbstläufer geworden sind. In der Regel begibt sich eine Gruppe von bis zu zwölf Teilnehmern auf die Reise, was der Abteilgröße in russischen Liegewagen geschuldet ist, da sich so idealerweise drei Abteile belegen lassen. Reisen der Verkehrten Welt sind nie von Anfang an fertige Angebote sondern es wird von jedem Teilnehmern ein Teil der Reise organisiert, sei es ein Tag in einer bestimmten Stadt oder der Kauf der Tickets etc.
Diese Reise hatte Simon „angeleiert“ und die Ankündigung gleich unter das Motto „Mythos Transsib“ gestellt. Zwölf Interessenten auf die elf weiteren Plätze gab es, so dass nur einer Person die Mitreise verwehrt bleiben musste. Die Idee war, den bei vielen sicherlich vorhandenen Traum einer Transsibreise mit der Fahrt nach Omsk zu verbinden, da dieses ja auf der Transsib liegt. Über mehrere Vorbereitungstreffen wurde dann der finanzielle und zeitliche Rahmen abgesteckt, mit dem sich dies möglichst günstig realisieren ließ. Es konnten so auch ein paar östlichere Kontakte in Russland endlich einmal mit Leben gefüllt werden. Schlussendlich stand dann der obige Reiseverlauf mit An- und Abreise ab Berlin-Tegel nach Moskau fest.
[hr][/hr]
Die Anreise begann in den frühen Morgenstunden des 16.9., nachdem ich bis zum Samstagabend noch einen Auftrag abgearbeitet hatte und somit der Sonntag noch zum Packen zur Verfügung gestanden hatte. Das ging aber wie eigentlich immer recht flott und dank der vorbereiteten Packliste war dann auch alles drin, was ich mir im Vorhinein überlegt hatte, mitzunehmen. Mit der Straßenbahn ging´s zum Dresdner Hauptbahnhof und dort dann mit mehr als genügend Übergangszeit in den Berlinlinienbus, der mich direkt nach Tegel bringen sollte. Meine Mitreisenden habe ich erst gesehen, als ich schon einen Sitzplatz im Bus hatte, doch die sollte ich ja die nächsten 3,5 Wochen noch oft genug sehen. Die Fahrt verlief zunächst ohne Probleme bis wir etwa eine Viertelstunde vor Schönefeld in der brandenburgischen Pampa im Stau standen. Keinerlei Info, warum und wann es in etwa weitergehen könnte… Nach einer halben Stunde setzte sich der Bus dann zum Glück doch wieder in Bewegung und wir konnten wenige Minuten später einen Unfall als Stauverursacher ausmachen. Die halbe Stunde Verspätung konnten wir natürlich nicht mehr abbauen, aber uns blieb in Tegel immer noch ausreichend Zeit zum Check-In.

Mit einer A320 der Lufthansa ging es dann in gut drei Stunden von Tegel nach Moskau-Vnukovo. Kaum dass die Ansage verklungen war, dass wir nun russischen Luftraum erreicht hätten, machten sich leichte Turbulenzen beim bis dahin ruhigen Flug bemerkbar. Ob die oftmals marode russische Infrastruktur auch für den Luftraum zutrifft? Ich scherzte noch, dass wir wohl auf der Landebahn noch ein paar Schlaglöchern ausweichen müssten. Tatsächlich tat unser Flieger kurz nach dem Aufsetzen einen ungewohnten heftigen Schlenker zur Seite hin, der alles andere als beruhigend war…

Wir haben den Flieger jedoch heil verlassen und konnten uns nach einem kurzen Irrweg zur Passkontrolle begeben. Dort hatten sich bereits lange Schlangen gebildet und es sollte insgesamt 1:30 h dauern, bis wir dann als Letzte auch durch waren.

Der Weg führte uns dann zum Aeroexpress, mit dem wir dann zum Bahnhofs Kiewskaya gefahren sind. Es handelte sich dabei um modernisierte Elektritschkas aus Sowjetzeit mit bequemer 3+2-Bestuhlung:


In Kiewskaya hieß es dann Metrofahrkarten besorgen und zur besten Pendlerzeit in die gut gefüllten Züge zu gelangen. Ich hatte vom Andrang her ja schon Paris erlebt, aber Moskaus Metro toppte das nochmals:

Nun ging es in den Moskauer Norden zur Station Tsvetnoy Bulvard, in deren Nähe das Chillax Hostel liegt, wo wir für uns zwölf passend das Zwölfbettzimmer gebucht hatten. Nachdem wir das Zimmer bezogen und uns wieder etwas frisch gemacht hatten, ging es dann, geführt von unserer Mitreisenden Diana, die bereits ein Auslandssemester in Moskau absolviert, in ein russisches Restaurant zum Abendessen.


Wie wir feststellten, ist die russische Küche sehr kartoffel- und fischlastig. Zumindest machte das Buffet diesen Eindruck, so viele verschiedene Sorten Kartoffelsalat hatte ich noch nie gesehen. Mit gefüllten Mägen ging es in der nun vergleichsweise leeren Metro zurück ins Hostel, verbunden mit einem Gruppenbild auf der Rolltreppe:

Damit war der erste Tag unserer Reise auch schon wieder zu Ende.
Grüße, Hannes