KBS 760 Tagestipp des Schwäbischen Tagblatts Tübingen

Strecken in Baden-Württemberg, die unten nich aufgeführt sind.
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Vielfahrer
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KBS 760 Tagestipp des Schwäbischen Tagblatts Tübingen

Beitrag von Vielfahrer »

Das regionale Aktionsbündnis Pro Stuttgart 21 im Kreis Tübingen, dem Politiker aller Parteien mit Ausnahme der Grünen angehören, eröffent im "Casino" in der Tübinger Wöhrdstraße seine Kampagne. Der SPD-Landtagsabgeordnete, Landtagsvizepräsident und ehemalige Projektsprecher Wolfgang Drexler wirbt zusammen mit Nahverkehrsberater Ulrich Grosse für das Tiefbahnhofprojekt, das die Mitglieder des Aktionsbündnisses für unverzichtbar halten. Beginn ist um 19 Uhr.


Vielfahrer wird hingehen und berichten...


Auf einer weiteren, jedoch nicht öffentlichen Sitzung der SPD des Kreises Tübingen am Mittwoch dieser Woche werden mit Gerd Hickmann für die Gegner von S 21 und Ulrich Grosse für die Befürworter von S 21 über das Projekt informieren und diskutieren.

Weitere Aktionen mit prominenter Beteiligung finden in dieser Woche entlang der Gäubahn zwischen Böblingen und Tuttlingen statt. Immerhin zählt die Gäubahn zu den Strecken wie die Neubaustrecke nach Ulm und die Verbindung Stuttgart - Tübingen, bei welcher die Anlieger am stärksten von S 21 profitieren werden.

In der Region geht es dann noch bei verschiedenen weiteren Terminen, zum Beispiel in Sulz-Bergfelden bzw. in Hüfingen-Fürstenberg in der folgenden Woche nochmals zur Sache.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Vielfahrer
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Re: KBS 760 Tagestipp des Schwäbischen Tagblatts Tübingen

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,
hier der versprochene Kurzbericht über die Veranstaltung in Tübingen. Es waren ca. 100 Zuhörer anwesend, in der großen Mehrheit dürften es Befürworter gewesen sein. Landtagsvizepräsident Wolfgang Drexler war leider kurzfristig an einer Lebensmittelvergiftung erkrankt und musste absagen. Für ihn war der Stuttgarter Bürgermeister Körner eingesprungen, der im Übrigen im Stuttgarter Osten für den Bereich zuständig ist, der durch die Veränderungen von Stuttgart 21 frei werden soll.
Er schilderte, wie vor nunmehr 90 Jahren in den damaligen Schloßpark für die Erweiterung der Gleisanlagen ("Tunnelgebirge" usw.) der Schloßpark reduziert wurde und seither den Stadtbezirk Stöckach von dem nördlich der Gleisanlagen liegenden Siedlungsbereichen trennt. Der Wunsch der Bevölkerung, die trennenden Gleise weg zu bekommen, sei sehr groß, da es keine entsprechenden Querungsmöglichkeiten gäbe. Er ging dann auf die in vielen Jahren durchgeführten Diskussionen in Stuttgart ein, auch darauf, dass die Stuttgarter durch Bauarbeiten natürlich betroffen wären. Viel größer wären jedoch die Beeinträchtigungen nach seiner Einschätzung durch K 21, weil die maroden Gleisanlagen incl. Betonbauwerke unter dem laufenden Rad saniert werden müssten, was naturgemäß sehr viel länger dauern würde, als ein Neubau ohne Betrieb, wie er von der DB vorgesehen sei. Auf die weiteren Einzelheiten will ich jedoch hier nicht eingehen.
Danach wurden aus seiner Sicht die verschiedenen Vorteile des neuen Verkehrskonzepts aufgeführt, also kürzere Reisezeiten, stärkere Vertaktung, mehr Züge usw. und danach ging es zu den Kostendiskussionen, insbesondere auch zu den Ausstiegskosten, wobei von ihm die Bandbreite der Ausstiegskosten von 350 Mio. € (Hermann) bis 1,5 Mrd. Euro (Gutachter bei Schlichtung) bis zu 2,8 Mrd. (Deutsche Bahn AG) angeführt wurden. Er beendete diese Ausführungen mit einem Zitat aus der Schichtung von Heiner Geißler, der gesagt hatte, dass 1,5 Mrd. sehr viel Geld wären dafür, dass man am Ende nichts hätte. Danach kam noch ein Abriss zur Volksabstimmung, wieso, weshalb und welche Erwartungen man an ihn habe.
Anschließend wurden von Herrn Grosse die Auswirkungen von Stuttgart 21 auf die Stadt und den Landkreis Tübingen dargestellt. Von Tübingen aus könnte man heute in 53 Gemeinden mit 1,7 Mio. Einwohnern umsteigefrei reisen. Darunter wären aber auch Ziele, wohin nur einmal am Tag ein Zug fährt, etwa nach Kißlegg oder Bad Waldsee und solche, wohin man zwar umsteigefrei fahren kann, wie etwa nach Ulm, was aber niemand macht, weil es mit Umsteigen über Plochingen viel schneller ginge. Weiter reduzierte Grosse die Zahl der sinnvollen Umsteigeverbindungen um die nicht nachgefragten Umsteigeverbindungen der Kulturbahn nach Pforzheim, wo man die Nutzer bald an einer Hand abzählen könne. Hier bestehen häufige und deutlich schnellere Busverbindungen via Herrenberg. So kam er auf letztlich 36 Zielgemeinden, bei denen es Sinn macht, umsteigefrei mit der Bahn hinzufahren. Darunter waren jedoch 26 Gemeinden, die noch nicht einmal den Status einer großen Kreisstadt haben (also weniger als 20.000 Einwohner aufweisen). Zieht man diese kleineren Stationen ab, so kommt man auf gerade mal 10 Städte, die man umsteigefrei erreichen kann und die mehr als 20.000 Einwohner haben. Lässt man alle weg, die näher als 50 Bahnkilometer an Tübingen liegen, so verbleiben mit Albstadt (60 km), Esslingen (58 km) und Stuttgart (71 km). Aber alle 3 Bahnhöfe sind von Tübingen weniger als 35 km Luftlinie entfernt, so dass Grosse zur Einschätzung kam, dass die Universitätsstadt Tübingen letztlich bahnmäßig in der Provinz liegt, nachdem keine einzige Stadt umsteigefrei erreicht werden kann, die mehr als 20.000 Einwohner hat und weiter als 35 km Luftlinie von Tübingen entfernt ist. Der Alibi IC wurde bewusst ausgeklammert.
Mit Stuttgart 21 erhöht sich die Zahl der mit der Bahn umsteigefrei erreichbaren Städte beträchtlich. Sie steigt auf 87, darunter mehrere Großstädte (Karlsruhe, Mannheim, Heidelberg, Heilbronn, Pforzheim) und viele weitere Städte über 20.000 Einwohner, teils auch über 50.000 Einwohner (z.B. Ludwigsburg, Schwäbisch Gmünd, Aalen). Insgesamt wird die Universitätsstadt dann mit 3,3 Mio. Einwohnern umsteigefrei verbunden, was ca. 30% der Landesbevölkerung entspricht.
Die Konzeption durchgebundener Fahrten ist die Grundlage dieser verbesserten Erreichbarkeit, die der Umwandlung vom Kopfbahnhof zum Durchgangsbahnhof zu verdanken ist. Er führte dann mehrere Gründe an, weshalb gerade Tübingen besonders davon profitiert, was bekanntlich der Tübinger Gemeinderat genauso sieht, nicht jedoch der Oberbürgermeister und seine Fraktion.
Danach ging es um die Schnelligkeit und Verfügbarkeit. Während heute alle 2 Stunden ein schneller Zug nach Stuttgart fährt (43 Minuten) verkehren zukünftig alle 20 Minuten schnelle Züge in 44 bzw. 45 Minuten, die jedoch zweimal zusätzlich halten (Nürtingen und Flughafen). Der konventionelle Einzug über Plochingen verkehrt weiterhin einmal stündlich, benötigt jedoch anstatt 61 Minuten nur noch 51 Minuten (da der Halt Bad Cannstatt entfällt). Weiter wird die gegenwärtige Zugverbindung von Tübingen als RB nach Wendlingen bzw. Plochingen zukünftig mit allen Unterwegshalten nach Stuttgart durchgebunden. Dieser Zug benötigt ab Tübingen über Plochingen 63 Minuten, also zwei Minuten mehr als der bisherige stündliche RE, hält allerdings anstatt 7 mal neu 14 Mal und verschafft dadurch Gemeinden wie Kirchentellinsfurt oder Wannweil (je ca. 5.000 Einwohner) ebenfalls stündliche Direktverbindungen nach Stuttgart.
Anschließend ging es um die Umsteigebeziehungen, die für den Fernverkehr sehr gut sind. An konzeptionellen Schwächen wurden die Umsteigenotwendigkeiten in Tübingen auf die Zollernbahn, die Neckarbahn nach Horb und die Ammertalbahn herausgearbeitet, die nach Grosses Ansicht dringend einer Elektrifizierung bedüften, schon im Hinblick auf die von der Region ebenfalls befürwortete RegioStadtBahn NeckarAlb.
Diesen Ball griff Landrat Joachim Walter gerne auf und berichtete über den Stand der Elektrifizierungsbemühungen. Aus Sicht des Landkreises Tübingen sollen alle 3 Strecken unverzüglich elektrifiziert werden. Für die Ammertalbahn gibt es bereits ein entsprechendes Gutachten sowie Infrastrukturverbesserungen, für die Zollernbahn ist man an der Arbeit zusammen mit der DB. Das Neckartal als Lückenschluss schätzte Grosse auf ca. 15 Mio. Euro Kosten, worauf der frühere Oberbürgermeister Tappeser, jetzt im Kultusministerium tätig, meinte, diese enorme Infrastrukturverbesserung für Rottenburg müsse man in der Relation zum Straßenbau sehen. Außerdem wäre das Geld ja auf Jahrzehnte gut angelegt.
Danach ging es um die eingleisige Wendlinger Kurve, wobei Grosse empfahl, zunächst alle Dispositionsmögichkeiten des Betriebs auszuloten, ehe mit großem Aufwand ein zweites Gleis gebaut werden solle. Langfristig jedoch sollte dies eingeplant werden, also jetzt nichts verbaut werden.
Es schloss sich dann eine längere Diskussion an, ehe nach 2 1/2 Stunden die Auftaktsitzung der Initiative Pro 21 im Landkreis Tübingen zu Ende war.
Von Gegenern wurde der zu schmale Bahnsteig in Stuttgart kritisiert, ebenso der angeblich hohe Energieverbrauch des Tiefbahnhofs und die Auffassung vertreten, all das Gesagte könnte der K21-Bahnhof auch bzw. sogar besser.
Die Lacher hatte Grosse auf seiner Seite, als er hinsichtlich der Dieselzüge, die den Bahnhof nicht mehr anfahren können meinte, dass bei der elektrischen Traktion die Energie ja auch ein Problem wäre, nachdem die Atomenergie nicht im Sinne der Gegner sei. Diesel wäre ja bekanntlich auch in einigen Jahrzehnten aufgebraucht, so dass eigentlich nur noch die Dampftraktion unbedenklich sei. Und für diese sei erwiesenermaßen ein Kopfbahnhof besser, weil man beim Lokwechseln dann schneller sei....

Viele Grüße vom Vielfahrer
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Tf Reinhard
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Re: KBS 760 Tagestipp des Schwäbischen Tagblatts Tübingen

Beitrag von Tf Reinhard »

Vielfahrer hat geschrieben:Hallo,
hier der versprochene Kurzbericht über die Veranstaltung in Tübingen
:schreibsucht: :Kopf_Kratz: :pfeifen:
Ist schon so o.k. - informativ wie wir es von Dir kenn. :Genial:

Reinhard
Ich bn wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich. Manche auch beides.
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