Ein bahnbrechendes Projekt im Unterallgäu

Strecken außerhalb von Baden-Württemberg
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Ein bahnbrechendes Projekt im Unterallgäu

Beitrag von Vielfahrer »

Mit der Schlagzeile "Ein bahnbrechendes Projekt" titelte die Augsburger Allgemeine in der vergangenen Woche das Vorhaben des Landkreises Unterallgäu und der Region Donau-Iller, im Umfeld des Oberzentrums Memmingen ein regionales S-Bahn-System einzurichten. Vorgesehen sind zwei Strecken, von Kellmünz (wo gerade der schwere Unfall an einem Bahnübergang war, bei welchem nach einem Zusammenstoß mit über 100 km/h ein VT 612 aus dem Gleis geflogen ist und es einige Schwerverletzte gegeben hat) mit Zwischenhalten in Pleß, Fellheim, Heimbringen, Amendingen, Memmingen Bf, Memmingen Kliniken/Berufsschulzentrum, Buchheim (Marianum) bis Tannheim und von Mindelheim über Stetten, Sontheim, Westerheim, Ungerhausen, Schwaighausen nach Memmingen.
Es können die bestehenden Schienenstrecken genutzt werden, lediglich einige Haltestellen müssen reaktiviert werden bzw. neu eingerichtet werden. Nach den Vorstellungen des Landkreises Unterallgäu und der Region Donau-Iller könnte das Projekt etwa zeitgleich mit der Elektrifizierung der Allgäubahn zwischen Buchlos und Lindau über Memmingen starten.

Sehr interessant, dass die seit einigen Jahren offenbar unter Verschluß gehaltene Studie nunmehr diese Wirkung in der Öffentlichkeit verursacht. Im Zusammenhang mit einer Studie zur Fahrgaststeigerung auf der Allgäubahn zwischen Memmingen und Leutkirch wurde vor ca. 5 Jahren ermittelt, dass aus dem Raum Kaufbeuren/Buchloe - Mindelheim ca. 600 Personen zum Berufsschulzentrum pendeln, etwa halb so viele aus dem Raum Kellmünz und nochmals soviele aus Richtung Kempten. Aus dem Raum Leutkirch bzw. aus dem Landkreis Biberach könnten es nochmals soviele sein, so dass weit über 1.000 Ein- und nochmals soviele Aussteiger den Halt alleine am Berufsschulzentrum nutzen würden. Wenn man dazuhin sieht, dass landauf, landab Kliniken geschlossen werden, dürfte aus den Räumen Isny und Leutkirch (in beiden Städten werden die Kliniken schließen) ein weiteres Potential kommen, da Memmingen erheblich näher als Ravensburg liegt.

Dem Projekt viel Erfolg wünscht Vielfahrer
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Re: Ein bahnbrechendes Projekt im Unterallgäu

Beitrag von Vielfahrer »

Am 23.10.2013 kommt in Mindelheim das Projekt Regio-S-Bahn Memmingen und mögliche Auswirkungen auf die Buslinien zur Sprache. Busunternehmen befürchten erhebliche Einbußen und Bürgermeister fürchten um Bestand von Buslinien und warnen vor steigenden Kosten. Da wird es Zeit, dass gelungene Beispiele wie etwa das Ringzug-System mal vorgestellt werden.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Vielfahrer
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Re: Ein bahnbrechendes Projekt im Unterallgäu

Beitrag von Vielfahrer »

Wie ich heute vernommen habe, scheint das Projekt Regio-S-Bahn Memmingen auf einem guten Weg zu sein. Dies würde u.a. bedeuten, dass in Memmingen am Berufsschulzentrum an der KBS 971 ein neuer Halt zu bauen wäre, der die enorm hohen Schülerzahlen (mehrere Tausend pro Schultag) bedienen könnte (Modell Tuttlingen-Zentrum, Biberach-Süd, Balingen-Süd, Tuttlingen-Schulen,Tübingen-Derendingen). Für die Allgäubahn wäre das keine schlechte Entwicklung, zumal auch für Buxheim ein Halt vorgesehen sein soll. Entsprechende Konzeptionen sollen auch auf der Illertalbahn umgesetzt werden (Kellmünz, Pleß, Fellheim, Heimertingen, Amendingen) und insbesondere auch aus Richtung Mindelheim. Wenn ich mal nähere Informationen zur Regio-S-Bahn Memmingen habe, dann will ich sie gerne hier erläutern. Klar scheint jedenfalls zu sein, dass es sich um ein Bus-Schiene-Projekt handelt, bei welchem die Busse die Zubringer aus der Fläche bedienen sollen und nicht parallel zur Schiene bis ins Oberzentrum Memmingen fahren sollen. Sollte das dann noch so üppig wie im Falle Ulm - Senden - Weißenhorn ausfallen, dann brechen im Unterallgäu für den öffentlichen Verkehr tatsächlich neue Zeiten an und die Charakterisierung als bahnbrechendes Projekt stimmt dann.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Vielfahrer
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Re: Ein bahnbrechendes Projekt im Unterallgäu

Beitrag von Vielfahrer »

Über die Umsetzung des oben beschriebenen bahnbrechenden Projekts im Unterallgäu entscheidet in der kommenden Woche der dortige Kreistag. Es sieht gut aus. Statt 5 mal am Tag mit einem Schulbus und dreimal mit einem Rufbus werden dann auf vielen Relationen 18 mal am Tag (auch am Wochenende!) im exakten Takt Regio-S-Bahnen verkehren. Eine Entwicklung, die ich in Bayern noch vor wenigen Monaten für unrealistisch gehalten hätte. Um nicht mißverstanden zu werden: Die entfallenden schienenparallelen Busse werden nicht verschrottet. Sie werden für Strecken abseits der Schiene eingesetzt, damit auch die dortigen Gemeinden besser mit ÖPNV-Leistungen versorgt werden können.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Goldberger
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Re: Ein bahnbrechendes Projekt im Unterallgäu

Beitrag von Goldberger »

Sollen nach dem Konzept beide Linien elektrisch gefahren werden oder nur Kellmünz-Tannheim ?
Von Mindelheim aus war ja auch mal eine Verlängerung der Mittelschwabenbahn im Gespräch, da lohnt die Elektrifzierung sicher nicht (im Ggs. zur Gesamtstrecke Neu=Ulm - Memmingen und am besten weiter bis Kempten, da profitiert dann auch der Rest-IC).
Ist geplant, die Mindelheimer fahrten über Memmingen Bf vielleicht in das Industrigebiet im Süden (Strecke nach Kempten) zu legen und dort wenden zu lassen (würde ja auch noch einiges an Pendlern bringen) ?
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Re: Ein bahnbrechendes Projekt im Unterallgäu

Beitrag von Vielfahrer »

Die Allgäubahn wird ja zwischen Geltendorf - Buchloe - Mindelheim - Memmingen - Kißlegg bis Lindau Reutin elektrifiziert werden. Demzufolge dürfte auch ab ca. 2020 der Nahverkehr auf dieser Strecke elektrisch abgewickelt werden. Der stärkste Verkehrsstrom im Nahverkehr im Knoten Memmingen kommt auch aus Richtung Mindelheim und führt bis kurz vor die Landesgrenze (Memmingen Berufsschulzentrum, Buxheim). Die zweitstärkste Linie kommt aus Richtung Ulm, wobei insbesondere ab etwa Kellmünz die Nahverkehrsverflechtungen zum Oberzentrum Memmingen deutlich zunehmen. Die Linie aus Richtung Kempten - Grönenbach dürfte an dritter Stelle stehen, während die aus dem Landkreis Ravensburg kommende Linie aus Kißlegg derzeit die schwächste Nahverkehrsnachfrage aufweist. Beim Bahnhof Tannheim wird kurz im Landkreis Biberach gestoppt. Bislang ist der Bahnhof Tannheim so gut wie gar nicht mit dem Busnetz des Illertals verbunden, was sich aber ändern wird. Die Gemeinden des Illertals sind stark auf das Oberzentrum Memmingen ausgerichet, der ÖPNV derzeit jedoch auf die Kreisstadt Biberach. Nachdem der Landkreis Biberach im Zuge des Ausschreibungsverfahrens überraschenderweise anstatt derzeitig hochsubventionierter Buslinien mehrere eigenwirtschaftliche Verkehrsangebote erhalten hat, ändert sich die Bedienung des Illertals grundlegend. Die Verkehrsunternehmen richten ihre Linien am tatsächlichen Bedarf aus, was zu einem drastisch verbesserten Verkehrsangebot in Richtung Memmingen führt. Möglicherweise werden sich bei Einrichtung der geplanten Bahnhalte in Heimertingen, Fellheim und Pleß auch von Querverbindungen das württembergischen Illergemeinden (Kirchdorf, Dettingen, Opfingen usw.) einrichten lassen.

Eine Elektrifizierung der Illertalbahn steht derzeit leider nicht auf der Agenda, wäre aber sehr wohl sinnvoll. Es handelt sich bei der Illertalbahn um eine recht aufkommensstarke Bahnlinie, die mit Senden, Vöhringen und Illertissen auch zigtausende Arbeitsplätze zwischen den Oberzentren Ulm und Memmingen aufweist.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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Re: Ein bahnbrechendes Projekt im Unterallgäu

Beitrag von Vielfahrer »

Inzwischen hat sich der Kreistag des Landkreises Unterallgäu (Mindelheim) entschieden, das bahnbrechende Projekt einer Regio-S-Bahn im Unterallgäu umzusetzen. Anstelle von wenigen Buskursen pro Tag (ca. 9 Fahrtenpaare einschließlich Rufbussen) soll ab voraussichtlich 2018 ein Stundentakt von 6 - 23 Uhr an 7 Tagen in der Woche die Stationen Pleß, Heimertingen, Fellheim und Amendingen nach Memmingen bedienen. Der Landkreis verspricht sich vom Umstieg auf die Schiene ein attraktiveres Angebot im schnellen Regional- und Nahverkehr. Aber nicht nur auf dieser Strecke wird sich was tun. Auch auf der Allgäubahn in Richtung Leutkirch sollen dann bis Tannheim Züge der Regio-S-Bahn Memmingen eingesetzt werden. Zwangsläufig mit dazu gehört auch eine Überarbeitung der Tarife. Der Verkehrsverbund VVM ist ein reiner Busunternehmerverbund. Wer auf die Schiene umsteigt, benötigt eine weitere Fahrkarte. Sicherlich kann so ein Verkehrsangebot dauerhaft nicht konzipiert werden. Die Stadt Memmingen wiederum hat ihren eigenen Verbund (NUM). Gleich nördlich und westlich schließt sich der DING-Verbund an, südwestlich der Bodo-Verbund.

Ach ja, wenn man sich in Sigmaringen in einen RegioShuttle nach Ulm oder Weißenhorn setzt, dann kommt man auf der Fahrt zwangsläufig über Aulendorf - Kißlegg - Leutkirch - Memmingen ins Unterallgäu. Die Maßnahmen der NVBW zur Stabilisierung der Fahrpläne (u.a. Durchbindung in Aulendorf) scheinen sich positiv auszuwirken.

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Re: Ein bahnbrechendes Projekt im Unterallgäu

Beitrag von Vielfahrer »

Das "bahnbrechende" Projekt im Unterallgäu kommt voran. Im Rahmen der Stationsoffensive hat die Deutsche Bahn in Bayern 51 Stationen benannt, die in Abstimmung mit dem Freistaat wieder in Betrieb gehen sollen bzw. neu errichtet werden sollen. Mehrere dieser Stationen liegen im Umfeld des Oberzentrums Memmingen, in welchem der lokale Schienenverkehr bislang keine wichtige Rolle spielt. Bis in ca. 5 Jahren sollen die Stationen Pleß, Fellheim, Heimertingen, Amendingen, Memmingen-Berufsschulzentrum und Buxheim im Rahmen der Memminger S-Bahn bedient werden. Ein Stück weiter kommen mit Hergensweiler, Weißenburg, Schlachters, Oberreitnau, Aeschach und Reutin sechs weitere Nahverkehrshalte hinzu, eventuell auch noch Zech. Im Ländle hingegen ist von der Stationsoffensive nichts zu vernehmen. Dabei könnten Konstanz Sternenplatz oder Tübingen Behördenzentrum jeweils beachtliche Frequenzbringer werden. Dies gilt auch für einen neuen Halt am Tuttlinger Sonnenbuckel, für den das städtische Bauamt die bautechnische Machbarkeit und SMA die fahrplantechnische Machbarkeit bejaht hat.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Goldberger
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Re: Ein bahnbrechendes Projekt im Unterallgäu

Beitrag von Goldberger »

Gab es auch Neuigkeiten zu evtl. geplantem Infrastrukturausbau abseits von Stationen ?
Immerhin wäre bei soviel neuen Stationen für die Fahrplanstabilität zumindest auf der nördlichen Illertalbahn ein Begegnungsabchnitt ganz chick.
Bei der BEG ist ja als Projekt immer noch ein weiterer Ausbau mit ggf. Zweigleisigkeit FinningerStr-Senden und Umbau und Verlegung Gerlenhofen als Hp) im Gespräch
Vielfahrer
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Re: Ein bahnbrechendes Projekt im Unterallgäu

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

nach meinem Kenntnisstand soll der zweigleisige Ausbau zwischen der Finninger Straße in Neu-Ulm und dem Bahnhof Senden tatsächlich kommen. Das hat lange genug gedauert. Umgebaut werden muss auch der Bahnhof in Senden.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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