Finanznöte zwingen Kommunen zu Streichungen von Bus-Takten

Sonstiges, worüber man sich das "Maul" zerreisen kann.
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Vielfahrer
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Finanznöte zwingen Kommunen zu Streichungen von Bus-Takten

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

nicht nur in Tübingen muss beim öffentlichen Nahverkehr mit Buslinien eingespart werden. Die Stadt hat den TÜBus spürbar reduziert, um pro Jahr rund 1 Mio. Euro einsparen zu können. In der Presse war heute zu lesen, dass auch die Stadt Sigmaringen, die über Jahrzehnte hinweg auf vielen Strecken einen 30-Minuten-Takt des Stadtbusses eingerichtet hat, ab dem 1. Mai das Fahrtenangebot aus finanziellen Gründen ausdünnen muss. Ähnliche Absichten gibt es auch im Oberzentrum Villingen-Schwenningen und in mehreren Landkreisen, u.a. im Schwarzwald-Baar-Kreis und im Landkreis Tuttlingen. Fahrgastzählgeräte liefern Daten über die Frequentierung der Buslinien und wo keine oder zu wenig Fahrgäste mitfahren, wird reagiert werden. Mutmaßlich betroffen werden die sog. Schwachlastzeiten, also die Tagesrandzeiten und das Wochenende sein. In der Diskussion ist auch die Umstellung auf On-Demand-Verkehre bzw. der Einsatz von Taxi-Diensten anstelle von fahrplanmäßigen Buslinien, wo die Nachfrage bislang nicht ausreicht.

Andere Städte hingegen bauen das städtische Nahverkehrsangebot weiter aus, so etwa die Stadtwerke Radolfzell, die ab 2026 ihren Stadtbus vollständig erneuern möchten. Eingesetzt werden sollen 6 Elektrobusse und 3 Hybridbusse, lediglich marginale Anteile im Schülerverkehr werden noch mit Dieselbussen der Euro VI-Norm betrieben werden. Mindest-Taktung ist der Stundentakt, häufig der 30-Minuten-Takt und auf der stark nachgefragten Buslinie 2 soll gar ein 15-Minuten-Takt angeboten werden. Ergänzt wird das gute Fahrplanangebot mit Buslinien zusätzlich durch einen stündlichen Tagesbedarfsverkehr, einen Abendbedarfsverkehr ab 20 Uhr und einen Nachtverkehr ab 24 Uhr bis 3 Uhr. In den nächsten Wochen wird entschieden werden, welches Verkehrsunternehmen zukünftig die Stadtbusse in Radolfzell im Auftrag der Stadtwerke Radolfzell für die kommenden 13 Jahre betreiben wird. Dem Vernehmen nach gibt es mehrere Interessenten.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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Re: Finanznöte zwingen Kommunen zu Streichungen von Bus-Takten

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

wie einer Vorlage der Stadtverwaltung Radolfzell zu entnehmen ist, sind insgesamt drei Angebote für den Betrieb des Stadtbusses Radolfzell, beginnend ab dem 1.1.26 für die nächsten 13 Jahre, eingegangen. In der Gemeinderatssitzung vom 24. Juni 25 soll entschieden werden, an welchen Bieter der Stadtbus vergeben wird. Vorgeschlagen wird eine Vergabe an die Firma Stadtbus Tuttlingen Klink GmbH, die den Beratungsunterlagen zufolge das günstigste Angebot abgegeben hat.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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Re: Finanznöte zwingen Kommunen zu Streichungen von Bus-Takten

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

wie der Homepage der Stadt Radolfzell entnommen werden kann, hat sich der Gemeinderat mit 22:0 Stimmen, also einstimmig, dafür entschieden, dass ab dem 1. Januar 2026 die Firma Stadtbus Tuttlingen Klink GmbH die Fahrleistungen des Stadtbusses Radolfzell im Auftrag der Stadtwerke Radolfzell erbringt. Das Fahrplanangebot wurde neu konzipiert, u.a. mit Durchmesserlinien, wobei alle Stadtverkehrslinien den ZOB Radolfzell bedienen und grundsätzlich vertaktet sind. Die Linien 1 und 2 vom ZOB in die Nord- und Nordweststadt Radolfzells sind gegenläufige Ringlinien, die im 15 bzw. 30-Minuten-Takt betrieben werden. Andere Linien werden im 30-Minuten-Takt bzw. im 60-Minuten-Takt bedient. Neu wird der Stadtteil Stahringen ganztägig im 30-Minuten-Takt über Liggeringen bedient, während der Schwachlastzeiten am Abend bis Mitternacht und am Wochenende aber auch noch im Stundentakt. In Bereichen, die nicht von den regulären Stadtbuslinien bedient werden, gibt es flexible Fahrtangebote, die spätestens 30 Minuten zuvor bestellt werden müssen. Im gesamten Stadtgebiet gibt es somit sehr gute ÖV-Leistungen, die am Wochenende in den Nächten Fr/Sa und Sa/So durch einen Nachtverkehr zusätzlich ergänzt werden.

Vorgesehen ist, dass ab ca. 2027 6 Elektrobusse und 4 Hybridbusse eingesetzt werden. Für den nicht vertakteten Schülerverkehr, der nur auf relativ geringe Fahrleistungen kommt, sollen weiterhin 3 Dieselbusse genügen. Die Elektrobusse (5 12m-Wagen und 1 Midibus) werden im Bereich des ehemaligen SBG-Betriebshofs über Nacht aufgeladen und sollten ohne Nachladung tagsüber ihre Umläufe schaffen. Die Linie nach Stahringen kommt auf hohe Tageslaufleistungen, weshalb hier Hybridbusse vorgesehen sind.

Um den Verkehr in bester Qualität erbringen zu können, müssen die jeweiligen Fahrerschichten 5 Minuten vor Aufnahme der 1. Fahrt am ZOB beginnen. Da die Taktfahrpläne ohne Unterbruch gefahren werden, muss die Ablösung des Fahrpersonals durch Springer erfolgen, also die Fahrgäste können sitzen bleiben, während die Fahrer zu bestimmten Zeiten wechseln. Bei Schichten, die länger als 6 Stunden dauern, muss gewährleistet sein, dass das Fahrpersonal seine Pause auf dem früheren SBG-Betriebshofgelände verbringen kann, da dort Sozialräume, Toiletten usw. vorhanden sind.

Aus Sicht der Stadt Radolfzell war die Ausschreibung (Bruttovertrag, d.h. Stadtbus Tuttlingen stellt seine Kosten in Rechnung, das Erlösrisiko liegt bei den Stadtwerken Radolfzell) erfolgreich. Das Angebot von Stadtbus Tuttlingen Klink GmbH war günstiger als vom Gutachter der Stadt Radolfzell erwartet worden war. In der Stadt Radolfzell gilt meines Wissens der 1.-Euro-Tarif für Einzelfahrten, was für eine gute Fahrgastnachfrage sorgt.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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Villinger
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Re: Finanznöte zwingen Kommunen zu Streichungen von Bus-Takten

Beitrag von Villinger »

Hallo,

gerade in Radolfzell war doch bislang die Betriebspflicht trotz der Standortschließung weiterhin bei der SBG verblieben, die den Betrieb an den Busbetrieb Behringer weitervergeben hatten?

Soweit ich das nachvollziehen konnte, wurden sogar die Busse weitergegeben und nur die Zulassung geändert.
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Vielfahrer
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Re: Finanznöte zwingen Kommunen zu Streichungen von Bus-Takten

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Villinger,

mein Kenntnisstand ist, dass sämtliche Regionalverkehrslinien im Landkreis Konstanz seit der letzten Ausschreibung von der SBG verloren wurden. 3 Lose gingen an die Firma Stadtbus Tuttlingen Klink GmbH und ein Los (Raum Stockach) an die Fa. Behringer. Lediglich die Regionalverkehrslinie von Singen über Rielasingen-Worblingen nach Stein am Rhein verblieb bei der SBG. Für diese Strecke mit Binnenverkehren in der Schweiz ist das RP Freiburg Genehmigungsbehörde, nicht der Landkreis Konstanz. Die Linie wird aktuell von der SBG Niederlassung in Villingen betrieben.

Ferner hat die SBG bislang die Genehmigung für den Stadtverkehr Radolfzell, also eine Stadtbuslinie. Diese befährt sie im Auftrag der Stadt Radolfzell mit eigenen Bussen sowie mit ihrem Auftragnehmer Stadtbus Tuttlingen Klink GmbH. Und dieser Verkehr wurde nun von der Stadt Radolfzell neu für die kommenden 13 Jahre ausgeschrieben und die Firma Stadtbus Tuttlingen Klink GmbH hat offenbar das beste Angebot abgegeben. Dass die Firma Behringer im Stadtverkehr Radolfzell Leistungen fährt, wäre mir neu.

Es gibt dann noch den Stadtverkehr in Singen. Dort ist die Firma Schmidbauer aus Engen unterwegs im Auftrag der Stadtwerke Singen. Dieser Verkehr wurde aktuell auch ausgeschrieben. Mitte Juli ist Abgabeschluss für Angebote. Im Unterschied zu Radolfzell soll aber nur für 2 Jahre vergeben werden, was darauf hindeutet, dass es sich eher um eine Zwischenlösung handelt. Laut Ausschreibungsunterlagen sind 13 Dieselbusse erforderlich und die Vergabe soll an den preisgünstigsten Anbieter erfolgen. Auch in Singen handelt es sich um Taktverkehre, die überwiegend im 30-Minuten-Takt unterwegs sind. Fahrten, die nur an Schultagen stattfinden, gibt es nur wenige. Dafür wurden viele Sport- und Badefahrten zu mehreren Sportstätten im Raum Singen im Frühjahr gesondert ausgeschrieben und vergeben. Im Unterschied zu Radolfzell sind die AST-Fahrten in Tagesrandlagen nicht Gegenstand der Ausschreibung.

Es verbleibt dann nur noch der Rote Arnold in Konstanz, der nicht ausgeschrieben wurde sondern als Inhouse-Vergabe an das eigene städtische Verkehrsunternehmen der Stadt Konstanz ging.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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