Tarif-Dschungel

Sonstiges, worüber man sich das "Maul" zerreisen kann.
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Vielfahrer
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Tarif-Dschungel

Beitrag von Vielfahrer »

Die Neue Zürcher Zeitung greift sich auf ihrer heutigen Wirtschaftsseite ein Bahnthema heraus:

Bedingter Durchblick im britischen Bahn-Dschungel

Benjamin Triebe, London.

Eigentlich ist Bahnfahren einfach, auch in Großbritannien. Bis der Reisende im Zug Platz nimmt, ist es allerdings denkbar kompliziert. Nicht nur wird das Gleis, auf dem ein Zug abfährt, erst kurz vor der Abfahrt bekanntgegeben. Bis dahin stehen sich die Reisenden die Beine in den Bauch, um dann auf einen Schlag in einer Stampede loszurennen. Aber vor allem ist das Preissystem mehr als verwirrend. Für Reisen zwischen den 2.500 Bahnhöfen des Landes existieren über 55 Mio. Billettpreise. Die letzte Reform des Systems fand 1995 statt. Vielfalt und Höhe der Preise sind steter Quell der Unzufriedenheit.
Der Verband der Eisenbahnbetreiber hat der Regierung nun einen Tarifumbau vorgeschlagen. Zentral ist die Beseitigung von Engpässen zu Stoßzeiten. Sie entstehen durch falsche Preisanreize. Die großen Unterschiede zwischen einem Billettpreis zur Rushhour und einem zu Randzeiten haben kuriose Folgen: Manche Randzüge direkt nach oder vor der Rushhour sind heillos überfüllt, während die letzten oder ersten Züge innerhalb der Rushhour-Spanne fast leer fahren. Der Verband schlägt vor, den Preisunterschied über mehrere Züge zu verteilen, um die Auslastung zu glätten. Eine andere Kuriosität: Es ist in der Summe oft günstiger, für Teilabschnitte Billette zu kaufen als ein Billett für die die ganze Strecke. Deshalb soll künftig stets der günstigste Preis verrechnet werden.
Auch wenn durch die Reform viele Preise sänken, würde sie die Zahl der Reisenden erhöhen und sei deshalb umsatzneutral, sagen die Bahnbetreiber. Grundsätzlich läuft die Reform darauf hinaus, für jeden Streckenabschnitt einen einzigen Basispreis festzulegen, für den dann Zuschläge (zum Beispiel zur Rushhour) oder Abschläge (etwa für Frühbucher) verrechnet werden. Denn die große Umfrage, die mit dem Vorschlag einherging, hat gezeigt: Einen Einheitspreis pro Strecke, der für alle Passagiere an allen Tagen und zu allen Tageszeiten gilt, wollen nur 39% der Reisenden. Das wäre ja auch ein Schock und zu einfach.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Benutzer 786 gelöscht

Re: Tarif-Dschungel

Beitrag von Benutzer 786 gelöscht »

Da muss man das Yield-Management der DB mit der Sparpreis-Steuerung loben.
Ich war mal bei einem Vortrag, die Steuerung der Auslastung wird täglich geprüft und ständig angepasst.
Um den britischen Fall so gut wie möglich zu vermeiden, kann es passieren, dass ein Zug um 15 Uhr in der 1. Klasse günstiger ist als die selbe Verbindung um 16 Uhr in der 2. Klasse.
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