Busfahrer gesucht

Sonstiges, worüber man sich das "Maul" zerreisen kann.
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Villinger
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Busfahrer gesucht

Beitrag von Villinger »

Die Schwäbische Zeitung berichtete gestern über den Engpass an Fahrern bei der Tuttlinger Stadtbusfirma Klink und wie dieser gelöst wurde - mittels Fahrern aus Griechenland, die von griechischen Klink-Mitarbeitern angeworben wurden: Link zum Artikel.

Auf das Einfügen des Artikels an dieser Stelle verzichte ich aufgrund des Urheberrechts. Auch Klaiber aus Spaichingen hat sich mit einer kleinen Kampagne, die auf einigen Bussen auch beklebt wurde, bei diesem Thema ins Zeug geschmissen: www.der-wichtigste-platz.de - umso spannender, wie ein Verkehr ab 2019 laufen wird, sollten nicht die einheimischen Busbetriebe die Ausschreibung des Landkreises gewinnen.
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Vielfahrer
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Autostopp 2.0 in der Schweiz

Beitrag von Vielfahrer »

In der Neuen Zürcher Zeitung vom 13. Januar 18 wird das Thema Autostopp 2.0 vorgestellt. Der Vierspalter befasst sich mit dem Mitfahrsystem Taxito, welches die Bahn und den Bus in ländlichen Räumen ergänzt. Wie immer ist ein Blick in die Schweiz daher aufschlussreich.

Statt Autostoppen nutzt man heute Mitfahrgelegenheiten. Dass diese nicht unbedingt in Kommerz umschlagen müssen, zeigt ein erfolgreiches Modell im Luzerner Hinterland.

Autor des Beitrags ist Paul Schneeberger (NZZ)

In ländlichen Regionen mit ihren zerstreuten Siedlungen lässt sich oft nur schwer ein Bus füllen, wenn nicht gerade Schüler unterwegs sind. Neue Kommunikationstechnologien, durch die sich Fahrtwünsche und Mitfahrgelegenheiten durch ohnehin fahrende Autos einfach kombinieren lassen, sorgen für mehr Flexibilität, als sie der klassische öffentliche Verkehr dort bieten kann.

Zwei Franken für eine Fahrt

Dabei geht es bis jetzt nicht um einen Ersatz von Bahn und Bus, sondern um eine Ergänzung. Wie ein Nebeneinander aussehen kann, macht das Modell Taxito deutlich: Ende 2017 hat der Verkehrsverbund Luzern (VVL) diese Form von institutionalisiertem Autostopp in der Region Willisau - Zell - Luthern definitiv eingeführt. Zwischen Willisau und Zell verläuft das Einzugsgebiet parallel zur Eisenbahnlinie Langenthal - Wolhusen - Luzern, und in der Gemeinde Luthern, die vom Postauto bedient wird, wohnen 1400 Personen. An ausgewählten Bushaltestellen befinden sich per App oder SMS aktivierbare Anzeigetafeln; eine Registrierung ist nicht nötig. Die Tafeln machen vorbeifahrende Automobilisten auf individuelle Transportwünsche aufmerksam.

Der definitiven Einführung von Taxito, das auch in der Region Le Locle - La Chaux-de-Fonds angewendet wird, ging im Luzerner Hinterland ein zweijähriger Versuchsbetrieb voraus. Dieser wurde ergänzend zum Bahnangebot und zu den fünf täglichen Kurspaaren des Postautos aufgezogen, und der Betrieb wird auch so fortgesetzt. 2017 wurden auf diese Weise pro Monat rund achtzig Taxito-Fahrten vermittelt. Diese kosten jene, die sie in Anspruch nehmen, zwei Franken. Ein Franken geht an den Verkehrsverbund als Besteller, der andere an den Automobilisten. Das Unternehmen Taxito, das die App- und SMS-Prozesse sowie die Anzeigetafeln betreibt, wird dafür vom VVL entschädigt. Taxito ist in Bern domiliziert und versteht sich gemäß Gründer Martin Beutler als Firma, die dazu beitragen will, den genossenschaftlichen Grundgedanken in unserem Land zu stärken.

Beutler sieht seine Dienstleistung, mit der er Menschen zusammenbringt, auch nicht als eine andere Ausprägung dessen, was der Fahrdienst Uber in dicht besiedelten Räumen anbietet, sondern als das Gegenteil davon: aus der Schweiz operierend, nicht auf grossen Gewinn aus und auch nicht auf Daten. Da Taxito ausschließlich Private zusammenführt und für die Fahrten nur symbolische Summen entrichtet werden, ist dieses Modell frei von den Diskussionen um den kommerziellen Charakter der Dienstleistung und die Sozialleistungen der Fahrer, denen sich die Vermittlungsplattform aus Amerika gegenübersieht.

Die durchschnittliche Wartezeit, bis ein Auto anhält, beträgt in der Region Willisau drei bis vier Minuten. Für die Personensicherheit sorgt, dass die Passagiere die Nummern der Autos erfassen, die sie mitnehmen. Die fixen Haltepunkte lassen eine spontane Nutzung zu, was der VVL als Vorteil wertet. Bei vielen Mitfahr-Apps müssten die Reisen vorher von Fahrer und Mitfahrer abgesprochen werden, was für diese den Aufwand erhöhe.

Ausbau geplant

Und was kostet Taxito die öffentliche Hand? Gemäß dem Bericht, den der VVL zur Versuchsphase 2015 bis 2017 erstellt hat, belaufen sich die ungedeckten Betriebskosten für den Vermittlungsdienst pro Jahr auf rund 15.000 Franken. Zum Vergleich: Die Postautolinie ins Luthertal kostet die Steuerzahler von Bund und Kanton rund 200.000 Franken.

Bricht man diese Summen auf die Anzahl Benutzer herunter, ergeben sich 14 Franken pro Taxito-Passagier und 7 Franken pro Postauto-Passagier. Daraus zu schließen, das neue Angebot sei ineffizient, sei falsch, sagt Martin Beutler. Man müsse stattdessen rechnen, um vie viel die Kosten für das Postauto stiegen, wenn dieses auch in Randzeiten verkehren müsste. Der VVL richtet einen Blick dabei auf die Zukunft: Werde Taxito ausgebaut, sänken die Systemkosten für den Betrieb der App und der Anzeigetafeln. Und allenfalls könnte man dereinst auf die Tafeln verzichten, wenn wartente Passagiere Anzeiten in den Autos auslösen könnten.

Inzwischen stehen Taxito Angeobte auch in anderen Teilen des Kantons Luzern zur Diskussion. Geplant ist, das System ab Ende 2019 entweder zwischen Schüpfheim und Sörenberg oder im Seetal zwischen Hitzkirch und Fahrwangen einzuführen. Eine weitere Expansion von Taxito steht in Frankreich bevor, wo sich auf dem Gebiet des Teilens von Autofahrten verschiedenste Anbieter inklusive der Staatsbahn tummeln.

Postauto setzt auf Publiride

Ein anderes Modell als Taxito ist Publiride von Postauto. Dieses Mitfahrsystem basiert auf einer Registrierung von Fahrern und Mitfahrern, welche die Sicherzeit gewährleisten soll, und auf einer Kommunikation via App. Es ist ebenfalls als ergänzendes Angebot zum klassischen öffentlichen Nahverkehr konzipiert. Seine Grundkosten werden von den Gemeinden und in einigen Fällen von den Kantonen mitgetragen. Postauto versteht Publiride in der gegenwärtigen frühen Projektphase nicht primär als Geschäftsfeld, um Geld zu verdienen, sondern als Bestandteil seines Selbstverständnisses als Anbieter umfassender Mobilitätslösungen. Angeboten wird dieser Dienst zurzeit in Blauen (Basel-Landschaft), Häggenschwil (St. Gallen) und in der Solothurner Region Bucheggberg.

Solche Angebote werden auch für Verbindungen in dichter besiedelten Regionen als sinnvoll erachtet, um die Auslastung der Strassen zu reduzieren. Eine Anwendung des Modells Publiride zur Reduktion der Verkehrsprobleme während der Dauer einer Großbaustelle in der Region Baden hat gemäß Postauto allerdings ein ernüchterndes Ergebnis gezeigt: 800 Personen haben sich registriert, und pro Tag wurden rund 40 Fahrten angeboten oder nachgefragt. Binnen 30 Tagen ermittelte das System dabei 530 Übereinstimmungen. Erwartet worden war mehr Interaktion.


Viele Grüße vom Vielfahrer
Karl Müller
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Registriert: Mo 13. Jun 2011, 12:25

Re: Busfahrer gesucht

Beitrag von Karl Müller »

Und die wollen Busersatzverkehre in ganz Süddeutschland stemmen....

"die" = die Bahn.

SEV auf der Höllentalbahn, der Südbahn und der Allgäubahn Buchloe - Leutkirch.

Nicht für ein Wochenende.

Für mehrere Monate, Jahre sogar.

Sind die Planer dieser Projekte - blauäugig? Gehen Sie davon aus das ALLES so klappt wie geplant?

Nicht vergessen - es kommen auch noch einige "normale" Bauprojekte dazu.

Tja, denn.....Gute Fahrt!

Oli
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