Hallo,
vor nunmehr 50 Jahren feierte die Deutsche Bundesbahn das 125-jährige Kursbuch-Jubiläum. Gäbe es das Kursbuch noch, so wäre stünde jetzt das 175-jährige Jubiläum an. Ich habe im 1975er-Kursbuch geblättert und dabei folgenden Beitrag gefunden:
Manchmal können Selbstverständlichkeiten Besonderes sein – dieses Kursbuch zum Beispiel. Es hat Geburtstag. Ist stolze 125 Jahre alt. Und so jung wie eh und je – alle halbe Jahre neu. Auf dem aktuellsten Stand. Weil Sie’s brauchen. Und wir auch…
Als „Geburtstag“ gilt das Jahr 1850. Damals gab das „Cours-Bureau des Königlichen Generalpostamtes“ in Berlin das „Eisenbahn-, Post- und Dampfschiff-Coursbuch“ heraus. Das erste mit der Siegelmarke „amtlich“. Mit einer vollständigen Zusammenfassung der wichtigsten öffentlichen Verkehrsmittel.
Der Gedanke war freilich nicht ganz neu. Schon im Mittelalter wollten Reisende wissen, wie, wann und womit sie wohin kommen. Bereits 1520 gab es ein genaues „Wegeverzeichnis für Oberdeutschland“. Mit Zwischenstationen und Entfernungen von Antwerpen über Frankfurt, Nürnberg und Ulm bis nach Mailand und Venedig.
Im Laufe der Jahre und Jahrhunderte gab es noch viele solcher Verzeichnisse. Den Tittel eines davon wollen wir Ihnen nicht vorenthalten: „Ausbund und Kron aller Wegweiser, darinne verzeichnet sind alle Wege, so gehen aus 71 vornehmste Stätten Teuschlands, 17 von Niederlandt, 39 von Frankreich, 29 von Italia und 31 von Hispania“. Schön – nicht…?
Die „richtige Nase“ hatte 1845 der Frankfurter Oberpostamtssekretär Hendschel. Er sammelte Abfahrtszeiten und Ankunftszeiten für rund 500 Orte – Grundstein des weltbekannten „HendschelsTelegraph“. Der sich – trotz aller „offiziellen“ Konkurrenz – bis 1932 hielt. 1848 wurde es „amtlich“. Da gab die Post in Berlin den „Meilenanzeiger für Deutschland“ heraus. Der sich zwei Jahre später – 1850 – zum „Eisenbahn-, Post- und Dampfschiff-Coursbuch“ gemausert hatte – unserem Stamm-Kursbuch.
Da stand schon alles drin, was heute selbstverständlich ist – und damals war. Postkutschendienste zum Beispiel. Und als Sonder-Service sogar die Schiffartsverbindungen nach Übersee.
Daß alles in Händen der Post lag, hatte seinen guten Grund: Es gab damals eine Menge größerer und kleinerer Eisenbahngesellschaften – aber schon die zentrale „Reichs-Post“. Und die mußte genau wissen, wann und wo… …. Ihre Briefe und Pakete auf Straßen, Schienen oder zu Wasser befördert werden konnten.
1926 gab es erstmals ein gemeinsames „Reichs-Kursbuch“ von Post und Bahn. Der große Fortschritt kam dann 1932 – Rationalisierung nach verkehrsgünstigen Gesichtspunkten: neue Tabellen, einheitliche Streckennummerierung, gleiches Format.
1933 machte sich die Deutsche Reichsbahn mit einem eigenen Kursbuch „selbständig“. Bis Kriegsende liefen dann das „Reichs-Kursbuch“ der Post und das „Deutsche Kursbuch“ der Bahn nebeneinander.
Nach dem Krieg „bastelten“ alle Reichsbahndirektionen zunächst für sich – je nach Papiervorrat. Erst 1947 kam man mit dem Reichsbahn-Kursbuch für das amerikanische, britische und französische Besatzungsgebiet“ wieder zusammen.
1954 wurde daraus das „Amtliche Kursbuch der Deutschen Bundesbahn“. Bis man 1971 auch auf das „Amtlich“ verzichtete.
Die Post ersparte sich ein eigenes Kursbuch. Sie benutzt das der Bahn. Und druckt nur ihre postinternen Vermerke in Rot ein.
Das Vorkriegssystem des Kursbuches hatte freilich im Nachkriegs-Deutschland keinen rechten Sinn mehr. Es entsprach weder den politischen noch den verkehrsgeographischen Verhältnissen. Deshalb wurde ein neues Nummernsystem für alle Tabellen des Schienen- und Omnibusverkehrs ausgearbeitet. Es gilt seit 1972.
Vergessen wir aber die „Kleinen“ nicht – vom Regionalkursbuch bis zum Taschenfahrplan. Sehen Sie hier, was es alles gibt:
DB-Kursbuch (Gesamtausgabe), Omnibus-Kursbuch DB-DBP, 9 Regionalkursbücher, 34 Taschenfahrpläne DB – DBP, Fernkursbuch, Auslandkursbuch, DB-Schnellzugfahrplan, Intercity-Fahrplan, IC-Netz in der Brieftasche, Städteverbindungen (zwischen 31 großen Städten), Faltblätter und Heftchen „von … nach…“ für 38 Städte.
Die müssen Sie aber nicht alle haben. Denn hier blättern Sie in unserem Jubiläums-Kursbuch. Da steht alles drin. Und wir wollen Sie mit unserer Kursbuch-Historie nicht länger aufhalten. Sie könnten Ihren Zug verpassen…
Viele Grüße vom Vielfahrer
Das goldene Reisebuch
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