Zukunftsmusik auf dem Ammertalbahn-Gleis

Strecken in Baden-Württemberg, die unten nich aufgeführt sind.
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Vielfahrer
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Zukunftsmusik auf dem Ammertalbahn-Gleis

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

das Schwäbische Tagblatt berichtet heute über zukünftige Planungen zur Ammertalbahn. Das zunächst nur zu Bauzwecken verlegte zweite Gleis a Altinger Bahnhof weckt Begehrlichkeiten: Technisch wäre die Aufrüstung zum Kreuzungsbahnhof leicht möglich, sagen Experten. Dann könnte der Takt der Ammertalbahn durchgehend von Tübingen bis Herrenberg gesteigert werden. (von Uschi Hahn, Schwäbisches Tagblatt)

Ammerbuchs Gemeinderat war begeistert: Die Ammertalbahn könnte künftig von Tübingen bis Herrenberg im 15-Minuten-Takt bis Stuttgart durchfahren

Die Weichen sind gestellt. Und das nicht nur sprichwörtlich. Der laufende Umbau und die Elektrifizierung der Ammertalbahn eröffnet Möglichkeiten, von denen bei der Planung des ersten Moduls der Regionalstadtbahn noch gar nicht die Rede war. Künftig könnten die Züge nicht nur zwischen Tübingen und Entringen im Viertelstundentakt durchs Ammertal fahren. Auch auf der weiteren Strecke bis Herrenberg wären zum Halbstundentakt zusätzliche Fahrten drin. Denn das inzwischen am Altinger Bahnhof gebaute zweite Gleis erlaubt dort Zugkreuzungen.

Ob man das eigentlich nur für den Umbau eingerichtete zweite Gleis nicht gleich mit einem Bahnsteig aufrüsten und so den durchgehenden 15-Minuten-Takt ermöglichen könne, wollte am Montag im Ammerbucher Gemeinderat der GAL-Rat und Altinger Ortsvorsteher Dietmar Hammer wissen. Diese Ideen gebe es „schon seit Jahren“, antwortete Uwe Heim von der Erms-Neckar-Bahn AG ENAG, der den Bahnumbau zwischen Herrenberg über Ammerbuch und Tübingen bis nach Bad Urach leitet. Man dürfe es aber „nicht laut sagen“, schränkt er allzu hohe Erwartungen ein. Immerhin: Heims Einschätzung nach wäre die Aufrüstung in Altingen technisch „innerhalb von einem halben Jahr möglich“.

Noch eine Verbesserung im Bahnverkehr für die Region zeichnet sich ab. Wie Heim berichtete, wird im Herrenberger Bahnhof bald eine Weiche so umgebaut, dass Züge dort „ohne Zickzack aus Richtung Stuttgart nach Tübingen einschleifen können“. Ziel sei ein Rundkurs „ohne Umstieg von Stuttgart über Tübingen und Herrenberg wieder nach Stuttgart“, so Heim. Gegen diese Weichenstellung hatte sich die Deutsche Bahn jahrelang gewehrt. Weshalb für die Ammertalbahn auf einem Nebengleis in Herrenberg Endstation war. Die Fahrgäste mussten sich bei Umstieg auf die S-Bahn Richtung Böblingen und Stuttgart wegen knapper Anschlusszeiten arg abhetzen. Inzwischen aber habe man es bei der DB mit anderen Verantwortlichen zu tun, die „offener“ seien, erklärte Heim.

Zu verdanken sei das, so Heim, auch Gerhard Schnaitmann und seinen „exzellenten Kontakten“. Der pensionierte Bahnexperte hat beim kommunalen Zweckverband für die Ammertalbahn einen Beratervertrag. Auf Tagblatt-Anfrage bestätigt Schnaitmann die Option im Grundsatz, dämpfte zugleich aber auch die Erwartungen. Zwar ermögliche das zweite Gleis in Altingen „zusätzliche Züge bis Herrenberg und darüber hinaus“. Für einen reinen 15-Minuten-Takt reiche es aber nicht. Dazu müssten sich die Züge in Gültstein begegnen können, erklärt er. Ein zweigleisiger Ausbau sei dort aber wegen der direkt an den Schienen liegenden Wohnbebauung nicht möglich.

Positiv bewertet Schnaitmann die Drehung der Weiche in Herrenberg und die Einbindung der Ammertalbahn ins Herrenberger Stellwerk. So könnten die Züge in Herrenberg auf das Hauptgleis der Gäubahn in Richtung Stuttgart durchfahren. Das sei schon deshalb wichtig, weil auf der Strecke Tübingen – Plochingen bald viel gebaut werde. Dann böte sich hier ein Umleitungskurs an. Bis zu Stuttgarter Hauptbahnhof gehe die Fahrt zwar wohl nicht. Aber immerhin bis Vaihingen. Wegen des Umbaus zum Tiefbahnhof S 21 soll dort künftig auch die Gäubahnstrecke enden. Jedenfalls stecken im derzeitigen Umbau der Ammertalbahn „sehr viele Optionen für die weitere Netzanbindung“, freut sich Schnaitmann.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Karl Müller
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Re: Zukunftsmusik auf dem Ammertalbahn-Gleis

Beitrag von Karl Müller »

Okay, Danke für die Infos-aber,
gibt es noch freie Trassen zwischen all den S-Bahnen, IC, RE und demnächst MEX und den wenigen Güterzügen auf der Strecke bis Böblingen/S.Vaihingen?
Und, meiner Meinung nach ist im Bf Gültstein durchaus Platz für ein zweites Gleis. Schließlich ist der Platz des ehe.Gbf dort jetzt Logistikfläche für die Bauarbeiten. Und, am Bf Gültstein lagen früher auch zwei Gleise. Auf google maps sehe ich Platz für ein zweites Gleis +Mittelbahnsteig.
Und, jeder bahnreisende dort der sich mit Eisenbahn auskennt weiß das ein Kreuzungsgleis in Altingen oder Gültstein dringend benötigt wird.

Warum nicht ein zweigleisiger Abschnitt zwischen Gültstein und Herrenberg? Warum wird am Bf Herrenberg nicht nur eingefädelt sondern nicht auch am Parkplatz neben Gleis 101 ein zweites Gleis gebaut?

Gruß Oli
Vielfahrer
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Re: Zukunftsmusik auf dem Ammertalbahn-Gleis

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Olli,

in der Tat ist der Engpaß zwischen Herrenberg und Böblingen von wesentlicher Bedeutung. Ich schätze ihn weit kritischer ein als die eingleisige Strecke zwischen Horb und Hattingen, die zahlreiche Kreuzungspunkte hat. Die S 1 verkehrt ja im 15 Minuten-Takt, macht 4 Trassen pro Stunde aus. Dann kommt ein IC (mittelfristig im exakten Stundentakt in 2:44 h von Stuttgart nach Zürich ohne Halt zwischen Böblingen und Horb, also eine 5. Trasse. Dann ist der Metropolexpress halbstündlich unterwegs, ein Stundentakt in Richtung Villingen und ein zweiter Stundentakt in Richtung Freudenstadt/Nagold, macht als die 6. und 7. Trasse voll. Es verbleibt eine weitere Trasse, die nach den Planungen mal als Tangentiallinie über die Panoramabahn in Richtung Stuttgarter Norden geführt werden soll, womit mindestens in der HVZ 8 Trassen belegt wären. Ob da ECTS für Kapazitätserweiterungen sorgen kann, wird man abwarten müssen, aber die Trassen werden durch die unterschiedlichen Geschwindigkeiten von S-Bahn mit 4 Zwischenhalten und Fernzügen (ohne Zwischenhalt) verbraucht.

Ganz wesentliche Bedeutung hat aber auch der Güterverkehr für die Investitionen in die Gäubahn, Stichwort Umleiter Rheintalbahn. Von Kornwestheim aus werden diese Züge über Renningen - Böblingen kommen und in den Engpaß einschleifen. Es ist daher mehr als absehbar, dass die Kapazitäten der beiden Gleise erschöpft sind. Wenn man die Unterlagen des Verbands Region Stuttgart durchschaut, so sieht man, dass dort zumindest Überlegungen stattfinden, im Abschnitt Böblingen - Herrenberg ein drittes Gleis vorzusehen. Dies wäre sehr zu begrüßen, eine Trennung von S-Bahn und Regional-, Fern- und Güterverkehr würde sogar ein viertes Gleis erfordern, wie es aus allen anderen auf Stuttgart zulaufenden Richtungen ja schon vorhanden ist.
Erst ab diesem Zeitpunkt erscheint eine systematische Durchbindung aus Richtung Böblingen in Richtung Tübingen in Herrenberg sinnvoll. Nebenbei, damit ist kein S-Bahn-Ring gemeint, denn dann stimmen ja die ganzen Bahnsteighöhen der Ammertalbahn nicht. Es müsste als ein Regionalzug sein, der von Stuttgart über den Flughafen und Böblingen - Herrenberg als MEX nach Tübingen verkehrt.

Und bei weiteren Infrastrukturplanungen sollte man auch nicht vergessen, dass im Ammertal auch transportintensive Betriebe liegen, die über aktuell stillgelegte Gleisanschlüsse verfügen. Für diese könnte die verbesserte Einfahrt aus Richtung Kornwestheim - Herrenberg auch vorteilhaft werden.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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