Fast alles pünktlich gelaufen

Strecken in Baden-Württemberg, die unten nich aufgeführt sind.
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Vielfahrer
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Fast alles pünktlich gelaufen

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

am gestrigen Donnerstag durfte ich von Tübingen zu einer Veranstaltung nach Waldshut fahren. Da die Gäubahn mal wieder SEV zwischen Tuttlingen und Singen aufweist (der Brückenteil der Gäubahn westlich des Bahnhofs Singen wird eingebaut), habe ich es vorgezogen, über Stuttgart - Rheintal nach Waldshut zu fahren. Pünktlich um 5:51 Uhr fuhr der rechtzeitig bereitgestellte n-Wagen-Zug in Tübingen ab. Alles lief glatt bis Stuttgart-Bad Cannstatt. Dort blieben wir 4 Minuten stehen, um einen anderen RE-Dosto noch vor uns nach Stuttgart durchzulassen. Ankunft in Stuttgart Hbf daher statt 6:47 Uhr 6:51 Uhr. Leider wartete der ICE nach Mannheim nicht auf uns, da es sich auch um keinen regulären Anschluss handelt mit 4 Minuten Umsteigezeit. Der TGV nach Karlsruhe fiel streikbedingt aus, also den IC um 7:10 Uhr nehmen, dachte ich, aber der fiel ebenso aus. Daher bin ich zum Gleis 11 gegangen, wo Go ahead tatsächlich um 6:52 Uhr pünktlich aus Richtung Remstal eingefahren ist und um 6:59 Uhr nach Karlsruhe weiterfahren sollte. Bis sich der Zug mit den wenig Türen geleert hatte (Fahrgastwechsel zu dieser Zeit geschätzte 95 %), dauerte es ca. 4 Minuten, weil die auf dem Bahnsteig wartenden Fahrgastmassen (TGV, RE und IC) die Aussteigenden kaum durchgelassen haben. Aber bis 6:59 Uhr war das alles geschafft, doch der RE fuhr nicht ab, weil die Strecke "vor uns belegt sei". Komisch, wo doch alles ausfällt, dachte ich. Ständig kamen dann noch Leute angerannt, die sich gefreut haben, dass sie noch mitgekommen sind. Das ging so bis 7:08 Uhr. Ich vermute, dass das so gemacht wurde, um Fahrgäste, die auf den 7:10 Uhr-IC nach Karlsruhe wollten, noch mitnehmen zu können. Der Zug von Go-ahead war dann auch bei Abfahrt um 7:08 Uhr in Stuttgart restlos voll. Bei 7 Minuten planmäßiger Umsteigezeit in Karlsruhe mit einem vollen Zug in Stuttgart mit 9 Minuten Verspätung abfahren, das kann ja heiter werden, dachte ich mir. Trotzdem wünschte die Zugbegleiterin von Go-ahead "allen unseren Fahrgästen eine angenehme Reise". Bis Vaihingen/Enz fuhr der IRE 1 noch 1 Minute raus, in Karlsruhe kamen wir 8:00 Uhr an, aber der ICE nach Basel lief auch erst gerade ein und so klappte es. Ankunft in Basel Bad Bf pünktlich auf die Minute, dort Umstieg in einen Solo-VT 612, ebenfalls pünktlich, Ankunft Waldshut pünktlich. Und die Rückfahrt war so, dass ich sie im Kalender dick anstreichen muss: Abfahrt in Waldshut pünktlich auf die Minute 15:43 nach Basel, Ankunft pünktlich. Abfahrt 16:23 mit dem ICE nach Karlsruhe pünktlich auf die Minute. Weiterfahrt natürlich nicht mit IRE 1 sondern um 18:06 mit dem IC nach Stuttgart. Auch der war pünktlich auf die Sekunde. Ankunft in Stuttgart pünktlich und umgestiegen in den IC von Düsseldorf nach Tübingen, der hatte zwar ein paar Minuten (> 5,9 min), kam aber in Tübingen wieder pünktlich an. Offenbar hatte ich allerdings Glück. Wie mir in Karlsruhe im ICE um 8 Uhr in Richtung Basel von kompetenter Seite (DB-Regio BW) versichert wurde, wäre es in dieser Woche wohl das erste mal gewesen, dass der Anschluss vom IRE aus Stuttgart um 8 Uhr in Karlsruhe geklappt hätte. Einem Vertreter des Stuttgarter Verkehrsministeriums, der ebenfalls über Karlsruhe anreisen wollte, aber den Ausfall des 7:10 IC nicht mehr rechtzeitig mitgekriegt hatte, musste blitzschnell umdisponieren und über die Gäubahn fahren, um sich dann unterwegs irgendwo die Weiterreise mit dem PKW zu organisieren.
Ein Mitarbeiter der NVBW vertraute sich auch der Gäubahn an und nutzte den SEV ab Tuttlingen. Der war zu seiner Überraschung so früh in Singen, dass es entgegen den Auskünften sogar noch einen Zug früher nach Waldshut gereicht hat.

Wie immer bei größeren Events sind die vielen Gespräche am Rande interessant. Der Blick wurde von Waldshut aus ziemlich intensiv in exakt östlicher Richtung gerichtet. Mit Spannung wird erwartet, was ab dem 1. Januar 2020 im Landkreis Konstanz abgeht oder auch nicht abgeht. Heftig kritisiert wurde, dass die Vergabe von Verkehren des öffentlichen Verkehrs nahezu ausschließlich nach dem Preis erfolgt. Am Hochrhein prägt auch das Lohngefälle zur Schweiz die Personalsituation. In den vielen Gesprächen mit Verbundchefs, Busunternehmen, Bahnmanagern aus Baden-Württemberg, aber auch aus der Schweiz, wurde die Vergabesituation erörtert. Offenbar gibt es eine eindeutige Ausrichtung der meisten Landkreise in Richtung Dienstleistungsverträgen. Dadurch würde aber selten die Qualität besser, wurde angemerkt, also der Wert für die Fahrgäste würde sinken. Deshalb sei der ÖPNV im Landkreis Waldshut ausgesprochen Preis-Wert, stellte der Vertreter von DB-Regio Bus, Dr. Manfred Hovenjürgen in seiner Rede fest.

Geklagt wurde von den örtlichen Zuständigen in Waldshut nicht über den Busverkehr, wohl aber über den Schienenverkehr. Es sei schlimm, was den Kunden am Hochrhein nunmehr seit Jahren zugemutet würde. Ganz anders die Stimmen aus dem Raum Ulm (Brenzbahn). Was dort abgeliefert würde, sei einfach top! Man frage sich, wozu es dort parallel zur Schiene überhaupt noch so viele Busse des RAB geben würde. Ein anderes Thema war der Bahnhof Beimerstetten, wo Reisende über die Gleise gehen müssen, es also an einer Unterführung und einer Verknüpfung mit Buslinien komplett fehlt. Und dann ging es um den Verkehr aus dem östlichen Landkreis Ravensburg ins Schussental, um die erfolgreiche Erweiterung des Bodo, der bis Oberstaufen (Bf) bzw. Steibis (Hochgratbahn) reicht, aber auch um die ab Sonntag zerhackten Transportketten aus dem Raum Stühlingen nach Donaueschingen, um die nicht vorhandene Möglichkeit, Fahrkarten in über Kreisgrenzen hinausfahrende Buslinien zu kaufen, um das dürftige Angebot in Tagesrandlagen zwischen den Landkreisen Tuttlingen und Konstanz, um die Anbindung des Hochschwarzwalds an die Breisgau-S-Bahn, speziell um die Situation in Unadingen. Größere Sorgen machen den Verantwortlichen auch die Flügelungen in Gottenheim und Titisee bezüglich der Fahrplanstabilität. In Gottenheim wird ab Sonntag halbstündlich geflügelt, obwohl die Strecke Gottenheim - Breisach noch gar nicht fertig ist. Aus Kapazitätsgründen ist dies aber erforderlich. Morgen findet ja die Einweihungsfahrt der Breisgau-S-Bahn mit einer Fahrt von Endingen nach Donaueschingen statt. Im Laufe des Wochenendes kann ich vielleicht dazu noch was schreiben. Immerhin dürften außer der Fahrzeugtaufe in Löffingen in Donaueschingen ja etliche Reden gehalten werden.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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