RegioShuttle-Chaos im Ammertal

Strecken in Baden-Württemberg, die unten nich aufgeführt sind.
Vielfahrer
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Re: RegioShuttle-Chaos im Ammertal

Beitrag von Vielfahrer »

Viele Grüße von Andreas der sich immer wieder fragt, was diese Beiträge in einem sehr kleinem eigentlich regionalen Forum bringen, wenn der Verfasser auch an deutlich sinnvolleren Stelle seine Anliegen vorbringen könnte. DU bist doch Nahverkehrsspezi und kennst Gott und die Welt, dass musst du denen erzählen und nicht den Leute hier, die daran nichts ändern können. Da sie entweder gar nichts mit der Bahn zu tun haben oder nur die kleinsten Zahnräder im Getriebe des Bahnbetriebes sind.
Hallo Andreas,

natürlich denke ich nicht, dass unsere Forumsleser da groß was daran ändern können. Aber deswegen die inzwischen dramatische Lage totschweigen, das ist doch auch keine Lösung. Was schlecht läuft, das wird man doch noch sagen können/müssen. Im Übrigen ist es schon so, dass ich versuche, an geeigneten Stellen auf die miserablen Leistungen hinzuweisen. So hatte ich am Freitag vergangener Woche gleich zwei Gelegenheiten dazu, nämlich einmal in Singen beim 3. Singener Bahngipfele, wo sich u.a. der Vertragsmanager von DB Regio, Herr Kaupper in Vertretung des Konzernbeauftragten für BW die Kritik anhören musste (und Staatssekretär Bilger auch). Aber keiner erklärte sich da für zuständig, denn DB-Fernverkehr, um die es ging, glänzten mit Abwesenheit. Und am Abend des gleichen Tags konnte ich mich auch noch mit einem hochrangigen Vertreter des BW-Verkehrsministeriums im Detail über die Gäubahn, die IC 2 oder KISS, die Ammertalbahn, den Ringzug nach Neustadt, die Regio-S-Bahn Donau-Iller, den RAB-Busverkehr, die Breisgau-S-Bahn, die Südbahn, die Bodenseegürtelbahn, S 21, usw. ausführlich austauschen.
Etwas überrascht war ich aber, dass das Ringzugforum auch von einflussreichen Kreistagsmitgliedern gelesen wird, wie ich beim Singener Bahngipfele mitgekriegt habe, denn dort wurde ich genau darauf angesprochen.
Dass man bei DB-Regio Sorge hat, dass es z.B. nach 2025 mit den Verträgen nicht so weitergehen könnte wie bisher, halte ich für durchaus begründet. Vielleicht muss das Land auf der Gäubahn den kompletten Verkehr übernehmen (wenn es DB-Fernverkehr nicht hinkriegt) und alles ausschreiben. Und weil es soviel Negatives über DB-Regio zu berichten gibt: Immerhin habe ich auch positiv berichtet, dass sich DB-Netz inzwischen mit der Grundlagenermittlung des Ausbaus zwischen Rottweil und Neufra befasst. Kleines regionales Forum hin oder her. Und im Fall des Ausbaus der Bodenseegürtelbahn läuft es im Zusammenspiel von DB-Netz mit den kommunalen Akteuren gut. Sogar der Staatssekretär Bilger kann sich vorstellen, dass die angemeldeten 140 Mio. € für den Ausbau Stockach - Radolfzell - Friedrichshafen auf 330 Mio. € aufgestockt werden, wenn ein entsprechender Antrag eingeht und die NKU standhält.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Karl Müller
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Re: RegioShuttle-Chaos im Ammertal

Beitrag von Karl Müller »

Hierzu passend:

https://www.swr.de/swraktuell/baden-wue ... 2-100.html

Ja, traurig was der RAB da leistet - oder auch nicht. Und in Ulm sollen Triebwagen von abellio gewartet werden bis die Werkstatt in Pforzheim fertig ist.....

MFG Oli
Vielfahrer
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Re: RegioShuttle-Chaos im Ammertal

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

u.a. mit dem Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) aus dem Cyber Valley möchte die Grün-alternative Liste aus Ammerbuch dem maroden Zustand der Ammertalbahn abzuhelfen versuchen. Mit "Ammertalbahn o jemine" überschreibt die Grün-Alternative Liste (GAL) Ammerbuch eine Presseerklärung zum Zustand der Zugstrecke zwischen Tübingen und Herrenberg. Wie mehrfach vom Schwäbischen Tagblatt berichtet, häufen sich auf der Ammertalbahn die Zugausfälle wegen Personalmangel und reparaturbedürftiger Fahrzeuge. Die GAL wirft dem Betreiber der Strecke, der Bahntochter DB Regio vor, sie habe die 1999 reaktivierte Ammertalbahn, die sich im Besitz der Landkreise Tübingen und Böblingen befindet, systematisch vernachlässigt.
"Die RAB-Regio hat die Ammertalbahn auf Verschleiß betrieben, kaum investiert in Züge, Service und Personal. Jetzt läuft die Ammertalbahn auf dem Zahnfleisch", heißt es in der Erklärung. Neben den Zugausfällen, Verspätungen und der Überfüllung der Wagen monieren die Grün-Alternativen die "schlechte Information der Fahrgäste am Bahnsteig".
Alles in allem sie der "marode Zustand der Ammertalbahn in Zeiten von Klimatschutz und Ausbau des ÖPNV völlig kontraproduktiv". Der ÖPNV sei nervig, unzuverlässig, stressig und unzeitgemäß, schreibt die GAL. Das habe Konsequenzen. So stiegen mittlerweile Fahrgäste wieder aufs Auto um "und kämpfen sich durch die Verkehrsstaus". Das sei "oft immer noch zuverlässiger" als die Bahn mit ihren verpassten Anschlüssen. Doch das "notwendige Ziel, den Individualverkehr zu reduzieren und den ÖPNV auszubauen, wird so nicht erreicht", heißt es in der Erklärung.
Die von der Bahn inzwischen getroffenen Maßnahmen, um den Betrieb der Strecke zu stabilisieren, hält die GAL für nicht ausreichend. Wie im Schwäbischen Tagblatt bereits berichtet, wird der Fahrplan ausgedünnt, um so dem Personalmangel zu begegnen. Gleichzeitig sei eine "kesse Erhöhung der Fahrpreise um 3,3 Prozent von NALDO angekündigt, beklagen die Grün-Alternativen.
Sie haben daher ein ganzes Bündel an Forderungen. So solle der Landkreis investieren, "um Klimaziele zu erreichen", die Preise für Schülermonatskarten sollen reduziert werden (was der Tübinger Kreistag am Mittwoch dieser Woche allerdings in seinen Haushaltsberatungen abgelehnt hat). Die Inhaber von Monats- und Jahreskarten sollen entschädigt werden. Die Anhebung der Entgelte in den Verkehrsveründen Naldo und VVS müsse rückgängig gemacht werden: "Eine Preiserhöhung bei gleichzeitiger Verschlechterung des Angebots geht gar nicht". Der schon angestoßene Schienenersatzverkehr zwischen Herrenberg und Tübingen müsse ausgeweitet, die Informationen am Bahnsteig verbessert und die Lautsprecher-Ansagen bei Störungen häufiger werden.
Was in dem Forderungskatalog auch nicht fehlt, sind die "Ausstattung mit ausreichendem Fahrzeugmaterial, ein nachvollziehbares Wartungskonszept und ausreichend Personal". Schließlich wollen die Grün-Alternativen eine "Aktivierung aller politischen Kräfte im Kreistag" für einen zuverlässigen Betrieb der Ammertalbahn. Und sie fordern die Einrichtung eines Fahrgast-Beirats.
Langfristig schwebt der GAL ein Mobilitätsanbieter vor, "der die unterschiedlichen Verkehre Auto, Bus, Zweirad optimal vernetzt und flexibel an die aktuell passende Transportoption anbietet". Berücksichtigt werden sollen dabei auch Taxen und Rufbusse.
Schließlich solle der Verkehrsverbund Naldo "seine eigene App dahingehend erweitern, dass auch neue Mobilitätsformen wie E-Roller, Bike-Sharing und ähnliches integriert werden". In Tübingen gebe es dazu genügend Kompetenzen, zum Beispiel das Projekt Cyber Valley".

Und aus der Zukunft in die Realität zweier weiterer Leserbriefe:

Es ist ein Desaster, mit welcher Ignoranz und Arroganz die Ammertalbahn betrieben wird. Unpünktlichkeiten sind inzwischen an der Tagesordnung, Zugausfälle werden jetzt auf das fehlende Personal geschoben. Das noch vorhandene Personal hat eine ganz dünne Haut bekommen: Bei den geringsten Kleinigkeiten fangen die Zugführer an, auf die Fahrgäste einzuschreien. So am Donnerstagmorgen in Entringen erlebt, als kein Zustieg mehr möglich war, da der einzige Wagen restlos überfüllt schon aus Richtung Herrenberg angekommen ist. Das dritte Mal in einer Woche bin ich aufs Auto umgestiegen. Aber eines klappt bestimmt zuverlässig, die bereits Angekündtigte Erhöhung des Preises der Monatskarte! Unglaublich!

.... Samstag am Schokoladenmarkt, 19 Uhr gleis 13, es steht nur ein Shuttlezug bereit. 19:15 Uhr kurz vor Abfahrt ist der Zug so voll, dass keiner mehr einsteigen kann. Zwölf Fahrgäste können nicht mehr einsteigen. Eine Familie ist getrennt. Vater und Tochter im Zug, Mutter mit Kinderwagen und Sohn außerhalb des Zugs. In Tübingen-West können 20 Fahrgäste nicht einsteigen...
Donnerstag, 12 Dezember 9 Uhr Abfahrt in Entringen, der Zug ist überfüllt. Eine Schulklasse ist darin, die aber ihre Fahrt bei der Bahn angemeldet hat. Der nur eine Shuttlezug kann die Pfäffingen, Unterjesingen und Tübingen-West keinen Fahrgast aufnehmen....

Viele Grüße vom Vielfahrer
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Re: RegioShuttle-Chaos im Ammertal

Beitrag von Villinger »

Chaos trifft es ja ganz gut. Mir ist am Montag bei der Durchfahrt durch Herrenberg aufgefallen, dass dort die Infrastruktur der Ammertalbahn ja relativ einfach erweiterbar wäre (Gleisverbindung zum nebenliegenden Bahnsteig) - im Moment gibt es ja bei der Fahrt Entringen-Herrenberg-Entringen keinerlei Begegnungsmöglichkeit. Ist da im Projekt der RSB etwas geplant?

Ansonsten kann man ja nur hoffen, dass Recht bald elektrisch gefahren wird. Oder bemüht sich der RAB um Zusatzfahrzeuge bspw. von der bald elektrisch fahrenden Breisgau-S-Bahn? Dort stehen nach dem Ersatzbetrieb ja bald haufenweise Regioshuttle herum.
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Re: RegioShuttle-Chaos im Ammertal

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

ob da RS haufenweise herumstehen, wage ich zu bezweifeln. Angeblich hat die SWEG nicht die erforderliche Anzahl an elektrischen Triebwagen von Bombardier erhalten, so dass zunächst noch mit Diesel unter Fahrdraht weitergefahren werden muss. Und im Elzachtal hängt ja noch gar kein Fahrdraht, weil Klagen von Anwohnern gegen die Elektrifizierung diese verzögert haben. Außerdem sind die BSB-Fahrzeuge ja alle mit Mittelpufferkupplung ausgestattet, während die im Raum Tübingen verkehrenden RegioShuttle alles Schraubenkupplungsfahrzeuge sind. Ich könnte mir also vorstellen, dass das nicht so einfach geht. Man müsste zu gegebener Zeit dann schon spezielle Umläufe bilden oder die Verkehre konsequent in Tübingen brechen. Bei normaler Behängung sind bis zu 10 Shuttle gleichzeitig zwischen Tübingen und Herrenberg im Einsatz.

In Herrenberg gibt es in der Tat zwei Gleise. Aber zu vielen Zeiten steht im Gleis 101 dann der Triebwagenpendel aus Bondorf oder gar eine Stadtbahn der AVG aus Karlsruhe, so dass das Gleis 101 zeitgleich zum Gleis 102 belegt ist. Nicht immer, aber öfters am Tag.

Einen gewissen Sinn machen würde eine verbesserte Einführung in Herrenberg aber schon. In Gültstein, so sagte man mir mal, wäre Interesse der Fa. Rigips vorhanden, Güterverkehre abzuwickeln. Die könnte man bei entsprechender Infrastruktur gut über Herrenberg bedienen, während via Tübingen keine Trassen verfügbar sind.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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Re: RegioShuttle-Chaos im Ammertal

Beitrag von Villinger »

Stimmt, an die Kupplungstypen hatte ich nicht gedacht! Das könnte das ganze vereiteln - dennoch, im Breisgau soll Mitte 2020 der elektrische Betrieb auch auf der Kaiserstuhlbahn laufen. Das Elztal wird für ein halbes Jahr abgehängt, dort laufen nur BSB-Züge Freiburg-Denzlingen und nach der Baustelle auch der reine E-Betrieb. Hier sollte definitiv eine Möglichkeit bestehen, Diesel-Fahrzeuge freizusetzen.

In Herrenberg sollte eine Einführung in den DB-Teil Gleis 101 und 1 baulich möglich sein und auch Sinn machen, da durch das größtenteils besetzte Gleis 101 dann auch Gleis 1 angefahren werden könnte - und wenn gerade kein Zug das durchgehende Hauptgleis 1 benötigt (2-3 Züge je Stunde), könnte dort die Ammertalbahn wenden. Wenn der RAB die Fahrzeuge hätte, könnte eine geänderte LST-Einrichtung (Einfahrt in besetztes Gleis) auch helfen, bei höheren Verspätungen Fahrzeuge zu kuppeln und dann wegen der Verspätung obsolete Fahrten zusammen zu legen. Wie das auf Nebenbahnen-LST gedacht und möglich ist, weiß ich allerdings nicht.
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