RegioShuttle-Chaos im Ammertal

Strecken in Baden-Württemberg, die unten nich aufgeführt sind.
Vielfahrer
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RegioShuttle-Chaos im Ammertal

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

wie ich mich heute morgen dem Tübinger Westbahnhof genähert habe, brummte es schon gewaltig. Sage und schreibe 8 RegioShuttle belegten jeden Meter der beiden Bahnsteigkanten und auf beiden Zügen stand "Nicht einsteigen". Frustrierte Fahrgäste ohne Ende. Offenbar ist der vierteilige Zug Tübingen ab 6:17 Uhr nach Herrenberg im Tübinger Westbahnhof verendet, also ab Tübingen West nach Herrenberg ausgefallen und demzufolge auch der Gegenzug, normalerweise proppevoll mit Fahrgästen. Danach kam der von der Zollernbahn kommende Vierteiler der HzL, der den havarierten Zug ausnahmsweise kreuzen konnte, da ja der Gegenzug aus Herrenberg nicht kommen konnte. Der Entringer Zug läuft immer leer nach Entringen. Das waren also die 8 Shuttles. Ich bin dann pünktlich um 7:19 Uhr mit einem aus Richtung Wendlingen kommenden regulären zweiteiligen RegioShuttle nach Herrenberg gefahren. In Pfäffingen haben wir den Vierteiler der HzL, der sich wieder auf der Rückfahrt nach Tübingen und deshalb mit ca. 15 Minuten Verspätung befand, gekreuzt. Auf seiner Weiterfahrt in Richtung Sigmaringen dürfte dieser Zug auch für zahlreiche Anschlussverluste auf der eingleisigen Zollernbahn sorgen. Der Zug musste quasi die Nachfrage von 8 RegioShuttle in der HVZ aufnehmen und war entsprechend schon in Pfäffingen bis an den Rand gefüllt. In Entringen gab es dann eine Kreuzung mit dem Zug 7:18 ab Herrenberg. Dieser Zug war aber 10 Minuten verspätet, so dass es nicht weiter ging. Es wäre auch sinnlos nach Herrenberg zu fahren, denn der IC in Richtung Singen wäre dann mit Sicherheit schon weg gewesen. Also blieb nichts anderes übrig, als die Fahrt abzubrechen, denn der nächste Zug in Richtung Süden wird in Eutingen vom IC überholt, der aber in Herrenberg und in Eutingen gar nicht hält. So musste ich wieder zurück nach Tübingen fahren und darauf hoffen, dass ich den nächsten Zug via Horb erreiche, der dann natürlich wieder deutlich später in Richtung Singen fährt. Schwierigkeiten mit den RegioShuttle gibt es inzwischen eigentlich täglich. Manchmal sind die Züge nur einteilig unterwegs, etliche fallen aus. Das ist leider die Realität des vom RAB ZugBus angebotenen Zugverkehrs im Ammertal.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Karl Müller
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Re: RegioShuttle-Chaos im Ammertal

Beitrag von Karl Müller »

Hallo,

Danke für den Bericht, und, ja, das ist richtg ärgerlich. Aber, wenn alle nur "zuschauen" - der Zweckverband Ammertalbahn, das Land, der Kreis, die Fahrgäste,

was soll dann unternommen werden?

Reagiert der Zweckverband überhaupt in irgendeiner Form? Selbst wenn dieser dem RAB Pönale berrechnet - die Pendler die allein an deinem besagten Morgen verspätet an Ihrem Ziel ankammen haben nichts davon, wieviel Tage das übers Jahr wohl sind?

Nehmen wir an das der Zweckverband dem RAB den Vetrag kündigt, - welches Unternehmen soll es fahren?

Haben die Fahrgäste im Ammertal schon an Protest - in irgendeiner Form - gedacht?

Und - warum fahren die RB nach Wendlingen/Plochingen immer noch mit 650 (=Dieselantrieb) und nicht mit elektrischen Triebwagen , - um 650 freizusetzen!?

Und, zu guter letzt ist ja der neue Betreiber der Jammertalbahn noch nicht bekannt.....nach der elektrifizierung, oder?

MFG Oli
Vielfahrer
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Re: RegioShuttle-Chaos im Ammertal

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

was der Zweckverband unternimmt, weiß ich nicht. Ich kann mich aber an eine Pressemeldung im Laufe diesen Jahres erinnern, als Landrat Walter aus Tübingen sinkende Nutzerzahlen auf der Ammertalbahn verkünden musste und dies im Wesentlichen auf die Unzuverlässigkeit des Schienenverkehrs zurückgeführt hat. Das Problem ist also bekannt und wie die Fahrgäste, die ständig diesen Schlechtleistungen ausgesetzt sind, reagieren, wohl auch. Man muss sich das mal vorstellen: im Zug morgens sind Behinderte unterwegs, die in Reutlingen Werkstätten für Behinderte aufsuchen, die sehr froh sind, dass sie den öffentlichen Verkehr nutzen können und nicht (gegen teures Geld für die Steuerzahler) in separaten Behindertenbussen abgeholt werden müssen, sondern sich integrieren können. Und dann werden diese Fahrgäste ausfallenden Zügen ausgesetzt, die Fahrgastinformationen sind gleich Null (angezeigt wird der Sollfahrplan, nicht der reale Zustand, d.h. ein verspäteter Zug verschwindet wenige Minuten nach der regulären Abfahrt vom Bildschirm, als ob er gefahren wäre). Als Kunde muss man schon den Trick kennen, dass man z.B. am Fahrkartenautomaten eine Verbindung über den Naldo hinaus wählt, um eine aktuelle Auskunft über den Zugverkehr zu erhalten, denn für Verbindungen innerhalb des Naldo werden keine Echtzeitdaten angezeigt. Die sind aber vorhanden, denn wenn ich z.B. Tübingen-West - Freudenstadt eingebe, dann zeigt mit die Auskunft, dass der Zug pünktlich fährt (und auch pünktlich kommt) und wenn ich Tübingen West - Herrenberg eingebe, dann zeigt er nur den Preis an. Ganz abgesehen davon müssen die Behinderten dann in Reutlingen noch mit Stadtbuslinien weiterfahren, aber bei ausfallenden Zügen oder stark verspäteten Zügen klappt das nicht mehr.

Was vom Zweckverband gemacht wird, das ist der abschnittsweise zweigleisige Ausbau und die Elektrifizierung der Strecke, um die unzuverlässigen RegioShuttle des RAB nicht mehr einsetzen zu müssen. Das dauert aber noch gute 2 Jahre, bis das umgesetzt ist. Einstweilen werden die Nutzerzahlen weiter zurück gehen.
Was ich auch nicht verstehe, aber ständig beobachte, ist, dass verspätete Züge gnadenlos weiter pendeln, obwohl völlig klar ist, dass sie beispielsweise in Herrenberg die S-Bahn nicht erreichen und in der Gegenrichtung für weitere Verspätungen sorgen usw. Es wäre m.E. besser, bei einem 20 Minuten verspäteten Zug, dem 10 Minuten später der nächste Zug folgen würde, eine Runde ausfallen zu lassen, also nochmals 10 Minuten draufzusetzen für die Betroffenen, dann aber wieder im Plan zu fahren.
Manchmal geht das einen halben Nachmittag lang, bis sich wieder eine Verlässlichkeit einstellt. Wie solche Leistungen bewertet werden, keine Ahnung. Ein ausfallender Zug kostet den Betreiber vermutlich mehr als das stundenlange Durchziehen verspäteter Leistungen. Ob das aber so ist - keine Ahnung. Jedenfalls haben die betroffenen Fahrgäste gar nichts davon.

Es ist aber nicht nur im Ammertal so. Gestern wollte ich um die Mittagszeit von Tuttlingen nach Villingen fahren. Der HzL-Zug aus Fridingen nach Donaueschingen war mit wenigen Minuten Verspätung angekündigt. Irgendwann wurde dann der Zug Rottweil - Tuttlingen - Blumberg, der normalerweise dem Fridingen - Donaueschingen-Zug folgt, vorgezogen, also pünktlich gefahren. Da ich sowieso auf die Schwarzwaldbahn umsteigen wollte, habe ich zum Glück den Blumberger Zug genommen und mir dann die Füße im unwirtlichen Bahnhof Immendingen vertreten. Dann kam aber in den folgenden 20 Minuten der HzL-Zug aus Fridingen auch nicht, so dass die Schwarzwaldbahn pünktlich in Richtung Villingen (mit mir) abgefahren ist. Anschließend kam auf dem Gegengleis gleich der VT 612 von Donaueschingen nach Ulm, so dass die Schüler von Tuttlingen nach Geisingen wohl bald eine Stunde zu spät zu Hause gewesen sein dürften, sofern der Zug überhaupt noch gefahren ist.

Dabei hatte der Tag gut angefangen. Ich bin mit dem IC 181 noch pünktlich in Rottweil gewesen, was sehr selten der Fall ist. Aber in Neufra oder Aldingen sind wir eine Weile gestanden, weil ein verspäteter RegioShuttle der HzL entgegen kam. In Tuttlingen wiederum hatten wir die üblichen 6 bis 7 Minuten Verspätung, die in der Folge neben Anschlussverlusten in Tuttlingen (klappt sowieso nie) den Seehas ab Engen, der dem IC 181 nachläuft, aus dem Takt werfen.

Und bei der abendlichen Rückfahrt ab Villingen nach Tübingen lief es so: Der VT 612 fuhr pünktlich in Villingen um 20:39 Uhr ab. in Trossingen blieben wir wegen eines verspäteten Gegenzugs (RegioShuttle) einige Minuten hängen. Ursache war aber hier wohl der IC 2 von Stuttgart nach Singen, auf den sinnvollerweise gewartet wurde. Aber mir war sofort klar, dass dann auch der IC 2 nach Stuttgart, den ich um 21:16 Uhr nehmen wollte, später sein würde, da Kreuzungsverlegungen in Tuttlingen nach Wurmlingen leider nicht üblich sind. Er kam dann auch mit 10 Minuten Verspätung aus Richtung Singen in Rottweil an. Die Kreuzung mit dem Züricher IC wurde dann von Oberndorf nach Epfendorf verlagert (gut für die in Richtung Süden Reisenden!), aber mein IC setzte nochmals etwas drauf, so dass die Ammertalbahn in Herrenberg nicht mehr erreicht werden konnte.

Tags zuvor fuhr ich mit dem IC 184 um 18:17 ab Rottweil. Dieser hatte aber auch 10 Minuten Verspätung. Kurz vor Horb erfolgte die Durchsage, dass der Zug nach Tübingen leider nicht warten würde und die nächste Abfahrt um 20:06 Uhr (nach ca. 75 Minuten) sei. Bei Einfahrt in den Bahnhof Horb stand der Tübinger Zug aber wider Erwarten doch noch da und ließ ca. 15 Fahrgästen ausreichend Zeit, um umzusteigen. Mit ordentlicher Verspätung, aber überwiegend mit Umsteigern gefüllt, fuhren wir in Horb los und erreichten Tübingen Hbf mit nur 2 Minuten Verspätung und allen Anschlüssen. Dies wohl nur dank Personalen, die mitdenken und den Mut haben, sich im Zweifel für die Kunden und gegen die Vorgaben zu entscheiden.

Und wie ich gerade dies im IC 183 schreibe, fährt der IC 2 (2286), den wir normalerweise in Oberndorf hätte kreuzen müssen, in Talhausen an uns vorbei, also auch mit wieder 15 bis 20 Minuten Verspätung....

So ist leider der Alltag auf den Schienen im Ländle.

Viele Grüße vom Vielfaher
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Re: RegioShuttle-Chaos im Ammertal

Beitrag von Tf Reinhard »

Was mit dem HzL-Zug aus Fridingen war, weiß ich leider nicht. Ich sah ihn nur mit über 60 Minuten von Geisingen nach Donaueschingen rollen. Aber mit dem Chaos im Baden-Württemberg hast Du leider Recht. Wenn ich mit dem Seehäsle in Radolfzell stehe bemerke ich ja auch die Verspätungen auf der Bodensee-Gürtelbahn. Seit ich da jetzt Ausbildung auf die neuen Lint-Fahrzeuge mache, kriege ich auch mit warum. Es ist doch schon einiges, was sich da auf den wenigen Kreuzungsbahnhöfen bis Friedrichshafen begegnet. Die Badische Zeitung schrieb getern ja was von neuen, langsamen Lint-Fahrzeugen auf der Bodensee-Gürtelbahn. Irgendeiner muss ja der schuldige sein. Sicher, die Regioshuttles sind da schon etwas spritziger ( wenn sie in Ordnung sind ) - aber mit den Lint sind die Fahrzeiten auch zu halten. Dabei bin ich bei diesen Fahrzeugen noch etwas zurückhaltender bei der Fahrweise.

Reinhard
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Re: RegioShuttle-Chaos im Ammertal

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Reinhard,

die Lint sind sicherlich nicht schlecht und nicht langsam. Aber wegen der Barrierefreiheit müssen an den Bahnsteigen die Schiebetritte ausgefahren werden. Das geht erst, wenn die Züge stehen. Wenn das dann pro Zughalt etliche 1/10 Minuten dauert und an jeder Station gehalten wird, dann summiert sich das ordentlich auf. Auf der Zollernbahn und auch bei der Bodenseegürtelbahn klappen dann die Kreuzungen nicht mehr. Deswegen behilft man sich auf der Bodenseegürtelbahn durch früheres Abfahren bzw. späteres Ankommen am Ziel, wenn dies sich anschlussmäßig noch darstellen lässt bzw. man arbeitet die Schiebetritt-verursachten Zeiten in die Fahrpläne ein. Leider ist es so, dass die Bahnsteigkanten nicht alle so stehen, wie sie stehen müssten, denn sonst könnte man ja schon im Fahren die Schiebetritte ausfahren. Was aber, wenn ein Schiebetritt dann irgendwo hängen bleiben würde? Dann wäre der Zug für einige Zeit wohl außer Gefecht. Als die 25 Jahre Seehas vor wenigen Wochen in Singen gefeiert wurden, oblag es Patrick Altenburger, dem CEO der SBB-Deutschland GmbH, auf diese Zusammenhänge hinzuweisen. Angeregt worden waren Lösungen, dass die Schiebetritt-Regelung je Haltepunkt extra definiert wird, was aber letztlich nicht praktikabel sei, habe ich in Erinnerung. Entweder wird das immer gemacht oder gar nicht. Mit dem Umbau der früher sehr niedrigen Bahnsteige auf 55 cm-Niveau soll jetzt eine einheitliche Regelung angewandt werden und damit auch für die mobilitätsbeeinträchtigten Fahrgäste Verlässlichkeit und Sicherheit geschaffen werden.

Übrigens ging es bei meiner nachmittäglichen Rückfahrt von Tuttlingen nach Tübingen wieder drunter und drüber. Anstatt in Tuttlingen zu kreuzen mit dem südwärts fahrenden IC war dies heute erst in Aldingen der Fall, was ca. 20 Minuten Verspätung des südwärts fahrenden Zugs bedeutet. In meinem IC funktionierte die Stromversorgung nicht, so dass das Zugpersonal alle Stromquellen abgeschaltet hat und kurz vor den Tunneln die Notbeleuchtung eingeschaltet hat. Dann gab es irgendwo im Raum Rottweil eine Signalstörung mit der Folge, dass wir trotz pünktlicher Abfahrt in Tuttlingen bei Abfahrt in Rottweil laut Durchsage 7 Minuten hatten. Kurz nach Sulz wurden wir vom Zugpersonal informiert, dass die Betriebszentrale mitgeteilt hätte, dass der Anschlusszug nach Tübingen nicht warten würde und dass der Zug von Horb nach Pforzheim heute leider ganz ausfallen würde (RegioShuttle...). Wie wir in Horb eingefahren sind, hing der Zugchef schon am Fenster und erspähte den WEG-Triebwagen auf Gleis 6 und korrigierte schnell, dass der Zug nach Tübingen doch noch erreicht werden könnte und man rasch umsteigen solle. Dass die freitagnachmittags nicht wenige Umsteiger waren, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Allen hat es gereicht, nur die Betriebszentrale hat falsche Auskünfte gegeben. Bis Rottenburg waren wir dann pünktlich, aber dann standen wir gefühlte knappe 10 Minuten herum, um auf den chronisch verspäteten VT 612 von Stuttgart nach Aulendorf/Rottenburg zu warten. In Tübingen hatte es den Fahrgästen auf den zur Minute 37 nach Stuttgart fahrenden RE aber gerade noch gereicht.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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Re: RegioShuttle-Chaos im Ammertal

Beitrag von Villinger »

Zwischen 12 und 14 Uhr war gestern wohl eine Störung zwischen Tuttlingen und Fridingen (Blockstörung?), die Ringzüge sind erheblich verspätet gefahren und auch die RE um 14:00 Uhr ab Fridingen hatten beide +30. Ein Ringzug erhielt in Fridingen auf Gleis 2 Einfahrt und setzte dann nach Gleis 1 zur Rückfahrt um, vielleicht war da auch da was an der LST faul.
Ich hoffe aber generell, dass der RAB mit dem vermehrten 644-Einsatz demnächst etwas mehr Ruhe reinbekommt, denn ab Mitte Dezember schaukeln sich Verspätungen durch den Mehrverkehr im Donautal noch deutlich höher als bisher.

Insgesamt ist es momentan nicht leicht, sich auf die Bahn zu verlassen. Ich war die letzten vier Wochen auf Schulung für Telekommunikationstechnik in Köln und bin 3x hin und zurück gefahren, muss aber sagen dass die Verbindung mit den Schweizer IC nach/bis Stuttgart jedes Mal geklappt hat, auch die ICE bis Köln liefen relativ gut durch (alles drum herum jedoch oft verspätet, Anschlüsse in Mannheim waren nahezu nie zustande gekommen).

Nachdem Vielfahrer berichtet hat, dass es zwischen Friedrichshafen und Radolfzell immerhin mit der Oberleitung voran kommt - plant man dort auch die Leit- und Sicherungstechnik zu modernisieren oder manche (ehemalige) Bahnhöfe wie Sipplingen wieder zur Stabilisierung des Fahrplanes aufzubauen?
Bild Aus dem Fridinger wurde der Villinger Bild
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Re: RegioShuttle-Chaos im Ammertal

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Nils,

die Bodenseegürtelbahn wird nicht nur elektrifiziert, sondern auch modernisiert. Es werden die Bahnsteige verlängert und einheitlich auf 55 cm gebracht, es werden barrierefreie Zugänge geschaffen, und zwar ohne Querung von befahrenen Gleisen, so dass dann auch gleichzeitige Ein- und Ausfahrten möglich werden. Es werden nicht nur Bahnhöfe modernisiert, sondern - in Abhängigkeit von der noch definitiv zu bestimmenden Variante in Doppelspurabschnitte integriert, und zwar in solche, die robuste Fahrpläne erlauben, also nicht nach der Methode "im Pünktlichkeitsfall reicht es gerade noch" geplant. Wenn die sog. "Vorzugsvariante" zum Tragen kommen soll, dann wären das 6 Züge pro Stunde auf der eingleisigen Strecke in beiden Richtungen zusammen. Da nähert oder überschreitet man die Leistungsfähigkeitsgrenze rasch. Es gibt aber Abschnitte wie z.B. zwischen Friedrichshafen Landratsamt und Friedrichshafen Stadtbahnhof, wo man schlicht und einfach keinen Platz hat, ein zweites Gleis anzulegen. In einer Variante wurde überlegt, ob man am Landratsamt in Friedrichshafen deswegen einen Kreuzungsbahnhof bauen soll usw. Also da wird mit Sicherheit auch die Leit- und Sicherungstechnik mit angepasst. Und es soll ja auch an der Bodenseegürtelbahn noch Stationen geben, wo der niveaugleiche Gleisüberquerungen mit Ketten gesichert werden. Das wird nach der Modernisierung ganz sicherlich nicht mehr der Fall sein.

Wie ich neulich beim Seehas-Jubiläum war, wurde mir weiter berichtet, dass die Nachfrage zwischen Überlingen und Friedrichshafen so groß wäre, dass ab Fahrplanwechsel die Busse durchgängig im 15-Minuten-Takt verkehren würden. Da geht wirklich was ab, nicht zu vergleichen mit dem Ringzugland, etwa zwischen Immendingen und Blumberg.

Übrigens lese ich gerade in der Schwäbischen Zeitung, dass der Ravensburger Landrat Sievers im Jahr 2020 eine Schienen-Offensive plant. Er möchte den im Schwarzwald mit Erfolg konzipierten Ringzug im Allgäu zwischen Kißlegg, Wangen, Lindau, Kreßbronn, Friedrichshafen, Ravensburg, Aulendorf und Bad Waldsee - Kißlegg analog installieren. Geht natürlich so nicht, aber immerhin, man macht sich auch dort Gedanken, wie man den Schienenverkehr ausbauen könnte.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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Karsten
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Re: RegioShuttle-Chaos im Ammertal

Beitrag von Karsten »

Vielfahrer hat geschrieben: Fr 22. Nov 2019, 17:33 Hallo Reinhard,

die Lint sind sicherlich nicht schlecht und nicht langsam. Aber wegen der Barrierefreiheit müssen an den Bahnsteigen die Schiebetritte ausgefahren werden. Das geht erst, wenn die Züge stehen. Wenn das dann pro Zughalt etliche 1/10 Minuten dauert und an jeder Station gehalten wird, dann summiert sich das ordentlich auf.

Hallo Uli,

die Schiebetritte werden nur an 2 Halten ausgefahren. Zwar an FN Landratsamt und in Radolfzell, an allen anderen bleiben die eingefahren. Der Grund ist eigentlich ganz einfach, die Tritte fahren so weit aus und stoßen dann am Bahnsteig an und somit öffnet der Lint die Türen nicht (sicherheitshalber). Die Fahrzeit ist mit dem Lint sehr gut haltbar, es is sogar möglich etwas Zeit aufzuholen ohne wirklich zu rasen.

Grüße Karsten
Grüßle Karsten

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Karl Müller
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Re: RegioShuttle-Chaos im Ammertal

Beitrag von Karl Müller »

Nur am Rande bemerkt; -

ich bin als Fahrgast an einem sehr warmen Oktobertag in einem 622 mitgefahren, von Ffn bis Ludwigshafen-Bodman, und, muß sagen, das die Neuen Fahrzeuge sehr sehr komfortabel sind.
Und, endlich nach gefühlt zigtausend Jahren ein sehr guter Blick auf den See! Diese Tw gehören ins Donautal!
Langsamer sind die echt nicht, der Diesel brummt schön, die Beschleunigung war spürbar. Auf der fahrt gen Ffn von Ludwigshafen saß ich in einem RS, der Komfortunterschied ist gewaltig!

Zum Schienenetz/Eisenbahnchaos - ich ahbe das Gefühl als ob die Bahnen im allgemeinen abschmieren. Alle. Auch städtische. Zuviele Fahrgäste, zuwenig Personal und Wagen. Dazu ein oft ein schlechtes Schienennetz. Und, da möchte ein Landrat was neues starten? - Viel Spaß!

MFG Oli
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Re: RegioShuttle-Chaos im Ammertal

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

im Schwäbischen Tagblatt ist zu lesen, dass auf der Zollernbahn die ja nur unzuverlässig verkehrt, zukünftig parallele Busse zwischen Ofterdingen und Tübingen (ergänzend zu den unzuverlässigen Umstiegen Bahn / Bus via Mössingen) eingerichtet werden, um für die Pendler annehmbare Verhältnisse zu bieten. Die Einrichtung der Busse wurde aber nur für die Dauer von zunächst einem Jahr zugesagt, weil sich mit den zukünftig verlängerten Fahrzeiten, die ab Einsatz des Lint vorgesehen sind, die Betriebslage (hoffentlich) stabilisieren wird. Der Fahrplanchef der NVBW, Dietmar Maier, erläuterte in einer Sitzung, dass die verlängerten Fahrzeiten an der Zollernbahn mit den Schiebetritten zusammen hängen würden. Da heute die Fahrzeiten der RegioShuttle knapp kalkuliert waren, platzen die Knoten und damit die auf die Schiene abgestimmten Busanbindungen. Neue, entspanntere Fahrzeiten mit den Lint sollen dann hoffentlich verlässlicher werden. Dann soll überprüft werden, ob die Parallelkurse auf der Straße nicht doch verzichtbar sind.

Weiter war zu lesen, dass ab Ende 2025 die durchgehenden Verbindungen von Sigmaringen nach Stuttgart in Umsteigeverbindungen zwischen Sigmaringen und Tübingen bzw. Tübingen und Stuttgart umgeplant werden, da ja auf der Zollernbahn noch der Fahrdraht fehlt. Erst mit Fertigstellung der Elektrifizierung der Zollernbahn bis Albstadt-Ebingen (Umsetzungsdatum noch ungewiss) sollen die Zugverbindungen wieder bis Albstadt -Ebingen umsteigefrei verkehren. Gegen diese Absicht hat sich der Landkreis Sigmaringen vehement gewehrt. Er möchte auch die Strecke Albstadt-Ebingen - Sigmaringen elektrifiziert sehen, die nicht gerade billig zu haben sein wird. Und wenn dies erfolgt ist, dann macht die Lücke Sigmaringen - Aulendorf auf die bis Ende übernächsten Jahres elektrifizierte Südbahn auch keinen großen Sinn mehr.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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