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Im Ammertal fährt mal wieder kein Zug, nirgendwo

Verfasst: Fr 25. Okt 2019, 15:23
von Vielfahrer
Hallo,

offenbar haben auch noch andere Fahrgäste ähnliche Erfahrungen wie ich gemacht. So berichtet das Schwäbische Tagblatt heute über die Ammertalbahn:

Verspätete oder ausgefallene Züge sind Alltag auf der Ammertalbahn - auch dieser Tage, da die Züge wieder durchgängig nach Herrenberg fahren. Sollten. Dann stehen Schülerinnen und Berufspendler mal wieder genervt an den Haltestellen in Unterjesingen, Entringen oder am Tübinger Hauptbahnhof, kommen zu spät zur Arbeit, zur Englischklausur, zum Anschlusszug - oder nach Hause. Doch da ist kein Zug im Ammertal, nirgendwo. Die Anzeigetafel wird plötzlich schwarz und die gerade noch dort - wie auch in der Bahn-App - angezeigte Verbindung verschwindet.
Die Baustellen-bedingten Verspätungen mal beiseite gelassen, gibt es dafür mehrere Gründe: Vor allem die veralteten und störanfälligen Dieselloks (Vielfahrer: gemeint sind wohl die RegioShuttle), für die es bis zur Elektrifizierung der Strecke in drei Jahren auch keinen Ersatz mehr geben wird. Das werden drei harte Jahre für die ohnehin schon leidgeprüfte Kundschaft. Hinzu kommen defekte Signalanlagen, erkrankte Lokführer, auf absehbare Zeit zu wenig neues Zugpersonal...
Nach jahrelangen Zuwächsen wurden 2018 erstmals 1,5 Prozent weniger Fahrgäste gezählt. Was Landrat Joachim Walter bei der Bekanntgabe der Zahlen im März nicht wunderte: "Die Menschen kehren uns den Rücken zu und setzen sich wieder ins Auto. Die sagen sich "Ende Gelände", wenn sie ein paarmal am Bahnhof stehen gelassen werden." Angesichts der Flut an Beschwerden war Walter fast schon "glücklich, nur solche Rückgänge zu haben."

Und auf den anderen Verbindungen ist es auch nicht besser wie das Dauer-Chaos etwa auf der Bahnstrecke nach Stuttgart zeigt.

Keine guten Startbedingungen für die schon so lange ersehnte und dringend gebrauchte Regionalstadtbahn. Keine guten Voraussetzungen für die von Politikern landauf, landab gepredigte Verkehrswende. Etwas erträglicher würde die Situation mit ein bisschen mehr Kulanz und Service. Doch auch da hapert's.

Ein Samstagabend Ende September. Zu dritt wollen wir von Unterjesingen-Sandäcker nach Tübingen fahren. Laut Fahrplan soll der Zug um 21:18 Uhr abfahren. Tut er aber nicht. Ein Anruf bei der am Wartehäuschen ausgehängten DB-Nummer bringt Gewissheit: Der Zug sei wegen eines "technischen Defekts" komplett ausgefallen. Und was nun? Wir sollen auf den nächsten Zug zum 22:18 Uhr warten. Fährt der denn aber sicher? Das kann die DB-Mitarbeiterin nicht sagen. Also nehmen wir ein Taxi. Und ich schreibe einen Brief an den Zweckverband ÖPNV im Ammertal beim Tübinger Landratsamt - mit der Bitte um Übernahme der 15 Euro Taxikosten. Darin die Sätze: "Meine Partnerin fragt sich mittlerweile ernsthaft, wieso sie jeden Monat soviel Geld für die zwei Monatskarten ihrer Kinder bezahlt - und ob sie nicht einen Teil dieses Geldes zurückfordert. Diese Schülermonatskarten sind dazu noch deutlich teurer als ihr eigenes Jobticket am Uniklinikum. Was ohnehin schwer verständlich ist, wird vor dem Hintergrund der andauernden Verspätungen und Zugausfälle auf der Ammertalbahn vollends zum Ärgernis."

Nach beinahe 14 Tagen erhalte ich die Antwort, man habe meine Beschwerde "an die DB ZugBus Regionalverkehr Alb-Bodensee weitergeleitet, die für uns die Zugverkehre durchführen. Sie sollten direkt von der RAB Antwort erhalten. Unserer Erfahrung nach hat die RAB jedoch recht lange Bearbeitungszeiten-." Jetzt hilft nur noch Ironie: "Na das klingt ja vielversprechend. Warten bin ich bei der Bahn gewöhnt." ein P.S.kann ich mir dann doch nicht verkneifen: "Sie haben tatsächlich fast zwei Wochen für diese Antwort gebraucht?!"

Viele Grüße vom Vielfahrer