Ammertalbahn und S-Bahn nach Nagold

Strecken in Baden-Württemberg, die unten nich aufgeführt sind.
Antworten
Vielfahrer
Örtlicher Betriebsleiter
Örtlicher Betriebsleiter
Beiträge: 4791
Registriert: So 1. Aug 2010, 13:32
Wohnort: Tübingen Weststadt

Ammertalbahn und S-Bahn nach Nagold

Beitrag von Vielfahrer »

In einem Leserbrief des Schwäbischen Tagblatts fordert der unentwegte Protagonist für die Ammertalbahn, Oswald Reichert aus Ammerbuch-Pfäffingen, dass beim der von der TTK vorgeschlagenen S-Bahn-Verlängerung über Herrenberg hinaus nach Eutingen - Nagold in Herrenberg das Verstärkerfahrzeug nicht abgestellt wird, sondern nach Tübingen und ggf. weiter nach Reutlingen geflügelt wird. Er begründet dies mit einer zu hohen Anzahl an Anschlussverlusten in Herrenberg (Vielfahrer war diese Woche auch davon betroffen).

Seit heute ist auf der Ammertalbahn übrigens SEV angesagt, denn auf der B 28 waren soeben proppevolle RAB-SEV-Busse unterwegs.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Chimaera
Weichenputzer
Weichenputzer
Beiträge: 124
Registriert: Sa 18. Jul 2009, 07:30

Re: Ammertalbahn und S-Bahn nach Nagold

Beitrag von Chimaera »

Vielfahrer hat geschrieben:[dass] das Verstärkerfahrzeug nicht abgestellt wird, sondern nach Tübingen und ggf. weiter nach Reutlingen geflügelt wird.
:ahnung: Hab ich das richtig verstanden? Die S-Bahn soll von Stuttgart kommend in Herrenberg "entflügelt" werden und dann soll ein Teil weiter nach Nagold und einer weiter nach Tübingen fahren?

Also noch eine weitere Elektrifizierung auf der Relation Herrenberg-Tübingen. Ist ja 'ne nette Idee, aber dafür dann doch ziemlich teuer.
Und wie spielen da jetzt Anschlussverluste in Tübingen herein? Sollen die (S-Bahn)-Züge jetzt zusätzlich fahren (ein wenig eng) und weitere Verbindungen schaffen? oO
Oder soll das jetzt ein Konzept gegen Verspätungen der Diesel-RS1 sein? Und wenn ja, warum? Sorry, ich komm hier gerade irgendwie nicht mit.
Vielfahrer
Örtlicher Betriebsleiter
Örtlicher Betriebsleiter
Beiträge: 4791
Registriert: So 1. Aug 2010, 13:32
Wohnort: Tübingen Weststadt

Re: Ammertalbahn und S-Bahn nach Nagold

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Chimaera,

Du hast das richtig verstanden: Eine zweiteilige S-Bahn von Stuttgart nach Herrenberg soll dem Vorschlag von Herrn Reichert entsprechend in Herrenberg geflügelt werden. Der eine Teil soll als S-Bahn nach Eutingen - Nagold (Vorschlag der TTK) weiterfahren, der andere Teil, den TTK in Herrenberg im Abstellbahnhof abstellen möchte, soll nach dem Vorschlag von Herrn Reichert als S-Bahn nach Tübingen (- Reutlingen) weiterfahren und damit die Ammertalbahn ersetzen.

Die Elektrifizierung der Ammertalbahn wird natürlich vorausgesetzt. Dies ist nicht zubeanstanden, sondern wird in den kommenden Jahren nach meinem Kenntnisstand ohnehin erfolgen. Die bisherigen Überlegungen gehen aber davon aus, dass die Ammertalbahn durch eine Regionalstadtbahn ersetzt wird, nicht durch eine S-Bahn. Reichert begründet seinen Gedanken damit, dass dadurch das Ammertal aufgewertet würde, weil der Umstieg in Herrenberg, der leider für viel Verdruss sorgt, entfallen würde.

Dass es ganz so einfach nicht ist, dürfte klar sein. So müssten beispielsweise alle Bahnsteige angepasst werden, aber dies wäre m.E. noch das Geringste. Die Ammertalbahn ist eingleisig und müsste sicherlich Doppelspuren in weiteren Abschnitten erhalten, um nicht durch Langläufer von Reutlingen oder gar Bad Urach über Tübingen - Herrenberg - Stuttgart nach Kirchheim/Teck aus dem Takt zu geraten. Entringen - Herrenberg ist derzeit auf 10 km eingleisig und ohne Ausweichstelle. Also, wenn man in diese Richtung denken wollte, dann stünden noch sehr viele Hausaufgaben an.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Goldberger
Weichenputzer
Weichenputzer
Beiträge: 189
Registriert: Do 21. Jul 2011, 19:02

Re: Ammertalbahn und S-Bahn nach Nagold

Beitrag von Goldberger »

Hallo Vielfahrer,

nachdem ja mit der S60 das Flügeln demnächst (oder irgendwann) mal im Stuttgarter S-Bahn-Netz eingeführt wird, kann man ja mal schauen wie das dort läuft. Ich denke, wenn man genügend Puffer (wie derzeit fürs Umsteigen S-Bahn/Zubringer) einbaut, könnte das schon funktionieren - man hätte keinen Geschwindigkeits-, sondern einen Komfortgewinn. Von der Kapazität her wäre es ja dann auch einigermaßen passen - ebenso wie bei der S6/S60.
Deinen Einwand bezüglich der Langläufer verstehe ich nicht - ich nehme einmal an, die S-Bahnen (die ja dann je nach S21-Realisierungen aus Plochingen oder Marbach kommen), enden in Tübingen. Es sei denn, man will zusätzliche Bahnen durchbinden. Für mehr als 2 Züge braucht man dann natürlich einen deutlichen Infrastrukturausbau.
Die Frage ist auch, sind die Verkehrsbeziehungen aus dem Ammertal eher nach BB/Sifi oder weiter als Tübingen (z.B. Reutlingen) ausgerichtet - davon hängt doch hauptsächlich ab ob S- oder Stadtbahn.
Ich sehe dass hier auch als "lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach":
Die S-Bahn-Verlängerung wäre möglich und erfordert nur Maßnahmen auf der Ammertalbahn selbst - die "RSB Neckar-Alb" hingegen - selbst in Stufen, z.B. vorerst ohne Innenstadtstrecken - als mittelfristig kaum finanzierbar (wir reden hier von Größenordnungen von mehreren 100 Mio).
Und wenn man die schon übrig hat, wäre es dann nicht sinnvoller, das bestehende Dieselnetz vorerst zu belassen und z.B. Pfullingen-Reutlingen-Gomaringen zu reaktivieren, inkl. Ringschluss nach Tübingen (erfordert zweigleisigen Abschnitt auf der Zollernbahn). Oder die Talgangbahn ?
Ich würde - genauso beim Hochrhein - eindeutig sagen: Reaktivierung vor Elektrifizierung !
Allerdings hat die Breisgau-S-Bahn gezeigt, dass im dicht befahrenen Netz die Elektrifizierung die erwarteten Betriebskosten wohl durchaus drücken kann.
Goldberger
Weichenputzer
Weichenputzer
Beiträge: 189
Registriert: Do 21. Jul 2011, 19:02

Re: Ammertalbahn und S-Bahn nach Nagold

Beitrag von Goldberger »

"Oder soll das jetzt ein Konzept gegen Verspätungen der Diesel-RS1 sein? Und wenn ja, warum? Sorry, ich komm hier gerade irgendwie nicht mit."
Nun ja, der Fahrplan funktioniert ja in der Theorie gut mit einer Kreuzung. Wenn man den Fahrplan nun so belässt (Halbstundentakt) und alles nur elektrifiziert, so können die spurtstärkeren S-Bahnen bei den vielen Halten pro Richtung bis zur Zugkreuzung sicher 1-2 min. hereinholen, die man dann als Reserve hat. Das Hauptproblem sind ja Verspätungen aufgrund Anschlussaufnahme, und die würden dann abgemildert.
Zusätzlich ist denkbar, dass ein elektrischer Betrieb mit 1xET430 evtl. wirschaftlicher wäre als mit 2xRS1 (Kapazität grob vergleichbar).
Vielfahrer
Örtlicher Betriebsleiter
Örtlicher Betriebsleiter
Beiträge: 4791
Registriert: So 1. Aug 2010, 13:32
Wohnort: Tübingen Weststadt

Re: Ammertalbahn und S-Bahn nach Nagold

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Goldberger,

als häufiger Benutzer der Ammertalbahn fällt mir auf, dass die Verspätungen teilweise in Tübingen eingeschleppt werden, teilweise aber auf der Strecke selbst hausgemacht sind. Die Nachfrage ist insbesondere zur Verkehrsspitze so stark, dass das Ein- und Aussteigen deutlich länger als veranschlagt dauert. Eine S-Bahn hätte da sehr viel mehr Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten, so dass dies natürlich auch zu einer erhöhten Pünktlichkeit beitragen könnte.

Die Verkehrsströme aus dem Ammertal gehen sicherlich am stärksten nach Tübingen, dann in den Raum Böblingen/Sindelfingen - Stuttgart. Es gibt aber auch beachtliche Verkehre aus Tübingen in den Raum Böblingen/Sindelfingen - Stg.-Vaihingen - Stadtmitte, die mit Vorteil die Ammertalbahn nutzen. Die Verkehre aus Herrenberg in Richtung Reutlingen sehe ich eher geringer, aber beileibe nicht bei Null. Ab Ammerbuch nach Reutlingen, das ist schon eine Relation, die beachtet werden sollte. "Gefühlt" bleiben bei vielen Zügen in Tübingen ca. 25% der Fahrgäste sitzen.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Chimaera
Weichenputzer
Weichenputzer
Beiträge: 124
Registriert: Sa 18. Jul 2009, 07:30

Re: Ammertalbahn und S-Bahn nach Nagold

Beitrag von Chimaera »

Am Mittwoch (10.08.11) gab es im Schwarzwälder Boten (Ausgabe FDS) einen Artikel zum Thema.

In Horb ist der Vorschlag wohl nicht auf besonders viel Gegenliebe gestoßen, weil man befürchtet (zu recht?) das in Konsequenz einer S-Bahn Nagold - Stuttgart der Verkehr auf der Gäubahn zusammengestrichen wird. Dort sammeln sich die Gegner im Gemeinderat wohl gerade um gegen diese Idee Stimmung zu schüren und (so wie ich meine) auch den Kreistag dahingehend zu beeinflussen sch dem Projekt gegenüber quer zustellen. Argumentiert wird damit dass der Lkr. FDS als Anreiner an den Kosten mitbeteiligt werden würde obwohl er hinterher in der Gesamtsumme davon ein schlechteres Angebot erhält.
Vielfahrer
Örtlicher Betriebsleiter
Örtlicher Betriebsleiter
Beiträge: 4791
Registriert: So 1. Aug 2010, 13:32
Wohnort: Tübingen Weststadt

Re: Ammertalbahn und S-Bahn nach Nagold

Beitrag von Vielfahrer »

Unter dem entsprechenden Beitrag vom Schwarzwälder Boten aus Horb befindet sich ein Leserkommentar, der die Dinge aus meiner Sicht zurecht rückt. Von einer Verschlecherung der Bedienung Horbs durch die Gäubahn kann keine Rede sein. Vielmehr verkürzen sich die Fahrzeiten der RE-Züge durch Weglassen von Halten zwischen Herrenberg und Horb um bis zu 10 Minuten. Zugegeben, es gibt einige wenige Pendler, die von Gäufelden oder Bondorf nach Horb mit dem Zug fahren. Dies könnten sie anstatt heute stündlich in der gleichen Qualität nur noch zweistündlich tun. Dafür aber verbessert sich das Fahrplanangebot für die RE-Kunden von Horb nach Herrenberg, Böblingen, Stuttgart-Flughafen oder Stuttgart Hbf sehr deutlich, indem es runde 10 Minuten schneller geht! Wie man da zum Urteil kommen kann, dass die Verlängerung der S-Bahn nach Nagold für eine Verschlechterung der Gäubahnbedienung von Horb führen würde, ist mir vollständig schleierhaft, zumal diese Verbesserung der RE-Bedienung für Horb kommt, ob nun die S-Bahn nach Nagold fährt oder auch nicht.

Ich glaube, es wird wirklich mal Zeit, im Gäu bzw. im Bereich Horb dafür zu kämpfen, dass nicht ewiggestrige Neinsager die Meinungsführerschaft für sich beanspruchen.

Soll mal einer versuchen, aus Bildechingen, Eutingen (Ort), Göttelfingen, Vollmaringen oder Hochdorf (Ort) mit dem öffentlichen Verkehr nach Böblingen, zum Daimler oder nach Stuttgart fahren zu wollen. Er wird es aufgeben, weil sich die Zahl der Verbindungen, die "zumutbar" sind, auf ein Minimum reduziert. Von wegen Stundentakten! Mit einer S-Bahn und der zwangsläufig mit einhergehenden Neuordnung der gesamten Busbedienung im Gäu könnten die Buslinien zu sinnvollen Zubringerlinien umgetaktet werden, zum großen Nutzen der Allgemeinheit. So aber sind die Pendler heute gezwungen, mit dem PKW bis Bondorf zu fahren, wo man ein mehrstöckiges Parkhaus beim Bahnhof gebaut hat, weil der Ort praktisch zugeparkt war.

Völlig übersehen wird, dass die TTK-Studie auch die leidige Tarifsituation anspricht. Wer etwa - wie ich - den ehemaligen Direktor der Karlsruher Verkehrsbetriebe und der AVG, Herrn Ludwig, im Gemeinderat in Nagold hat sprechen hören, der ist überzeugt, dass die TTK ihrer Studie auch Taten folgen lassen wird, etwa in tariflicher Hinsicht.

Ludwig erklärte unzweifelhaft, wie das Thema anzupacken ist. Für ihn ist völlig klar, dass sich an den Tarifen etwa von Nagold nach Stuttgart durch den "Umweg via Eutingen" nichts ändern wird, dass also eine tarifliche Lösung zugunsten der Fahrgäste gefunden wird. Dass diese dann nicht nur für den Endpunkt Nagold gelten wird, sondern selbstverständlich auch für die Zwischenstationen Ergenzingen (Naldo-Bahnhof), Eutingen Bahnhof (VGF-Tarifpunkt), Eutingen-Nord (neuer VGF-Tarifpunkt), Hochdorf Bf (VGF-Tarifpunkt), Nagold-Iselshausen (neuer VGC-Tarifpunkt), Nagold-Steinberg (VGC-Tarifpunkt), Nagold-Mitte (neuer VGC-Tarifpunkt) und Nagold Bahnhof (VGC-Tarifpunkt) ist klar, denn sonst würde ja jeder bis zur Endstation lösen und zuvor aussteigen, wenns so billiger würde. Aus diesem Grund hat natürlich auch der Landkreis Freudenstadt und sogar der Naldo einen tariflichen Vorteil, wenn die S-Bahn-Verlängerung incl. Tarifregelung so, wie von der TTK vorgeschlagen, zustande kommt.

Der Artikel im Schwarzwälder Boten und die politischen Kräfte, die dahinter stecken, geht also mal wieder am Thema glatt vorbei. Die Ewig-Gestrigen wollen an einem öffentlichen Verkehrsangebot, das zumindest im Gäu aus meiner Sicht untauglich ist, festhalten und behindern sinnvolle Schritte in Richtung Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Sehr schade,

meint Vielfahrer
Antworten