KBS 774 Horb - Nagold - Bad Teinach/Neubulach

Strecken in Baden-Württemberg, die unten nich aufgeführt sind.
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Dreimal stündlich Stuttgart

Beitrag von Vielfahrer »

Heute berichtet das Schwäbische Tagblatt Tübingen mit einem ganzseitigen 4-Spalter über die vorgeschlagene S-Bahn-Verlängerung von Herrnberg nach Nagold. Anlass war die Vorstellung des Gutachtens der TTK im Ortschaftsrat Ergenzingens:

Dreimal stündlich Stuttgart

Wird die S-Bahn verlängert, erwartet Ergenzingen eine glänzende Verkehrszukunft
Zusätzlich alle halbe Stunde eine Direktverbindung in die Stuttgarter Innenstadt: Damit wäre Ergenzingen gesegnet, wenn die S-Bahn von Herrenberg bis nach Nagold verlängert wird. Weil dies auf bereits vorhandenen Schienen geschehen soll, wäre das Projekt sogar vergleichsweise billig, sagt eine Machbarkeitsstudie, die am Mittwochabend im Ortschaftsrat Ergenzingen vorgestellt wurde.

Von Willibald Ruscheinski

Ergenzingen. Seit die S1 vor knapp zehn Jahren Herrenberg erreichte, hatten sich die Dörfer an der Gäubahn immer wieder Hoffnungen auf eine Verlängerung bis Horb gemacht. Speziell Ergenzingen hadert damit, dass es nicht an den günstigen Tarifen des Verkehrsverbunds Stuttgart (VVS) teilhat, obwohl der Hauptauspendlerstrom in nördliche Richtung weist.
Das geht auch der noch weit schlechter an Stuttgart angebundenen Stadt Nagold so. Sie auf dem direkten Wege per Neubaustrecke ans S-Bahn-Ende Herrenberg anzuschließen, würde aber den horrenden Betrag von 130 Millionen Euro kosten, weil auch noch ein langer Tunnel notwendig wäre. Ein Mitarbeiter der Albtal-Verkehrsgesellschaft (AVG), die das modellhafte Karlsruher S-Bahn-Netz betreibt, habe deshalb Nagolds OB Jürgen Großmann auf die Idee gebracht, es
auf schon bestehenden Gleisen zu probieren, sagt Udo Sparmann vom Büro Transport Technologie Consult Karlsruhe (TTK). Er stellte die von der Stadt Nagold und dem Landkreis Calw in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie am Mittwoch im Ergenzinger Ortschaftsrat vor.
Im angepeilten Halbstundentakt, so Großmann, sei Nagold zwar jetzt schon per Buslinie mit Herrenberg verbunden. Während diese Busse maximal 28 Minuten für die Strecke brauchen, würde eine verlängerte S-Bahn, die ja den weiten Südbogen bis Eutingen (hier gibt es in dem Bericht des Schwäbischen Tagblatts eine Grafik dazu) fahren müsste, derzeit geschätze 34 Minuten benötigen. Trotz dieses Handicaps prophezeit die Studie die S-Bahn durchs Gäu einen wirtschaftlichen Betrieb dank Fahrgastzuwächsen von bis zu 40 Prozent. Denn, so Sparmann: "Autofahrer steigen nicht auf den Bus, aber auf die Bahn um".
2000 neue Fahrgäste pro Tag sind drin

Insgesamt rechnet die TTK mit über 2000 neuen Fahrgästen täglich, allein mit 1400, die auf der Gäubahnstrecke zwischen Eutingen und Herrenberg zusätzlich ein- und aussteigen. Das würde für knapp 1 Million Euro zusätzlicher Fahrgeldeinnahmen auf der verlängerten S1 sorgen. Weil der so geforderte Rentabilitätsfaktor 1 erreicht werde, so Sparmann, könnten die an der Strecke liegenden Gebietskörperschaften mit Zuschüssen nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) rechnen. Damit blieben noch 25 Prozent der Ausbaukosten an ihnen hängen und die sind mit 30 Millionen Euro schon recht bescheiden. Zum Vergleich: Die 2010 in Betrieb genommene S 60 Böblingen - Sindelfingen war, gemessen am einzelnen Streckenkilometer, neunmal so teuer.
Bei der S1-Verlängerung müsste fast nur die fehlende Oberleitung für die sieben Kilometer zwischen Hochdorf und Nagold nachgerüstet werden sowie ein Überführungsbauwerk fürs kreuzungsfreie Einschleifen der S-Bahn in die Gäubahn auf dem Bahnhof Eutingen. Außerdem brauchen die Bahnhöfe (auch Ergenzingen) neue Kombi-Bahnsteige, auf denen räumlich versetzt sowohl Regionalexpresszüge (55 cm Bahnsteighöhe) und S-Bahnen (96 Zentimeter) halten können.
Bedienen sollen die Verlängerung laut Studie 70-Meter-Kurzzüge, die in Herrenberg je nach Fahrtrichtung von/an größere(n) Garnituren an- respektive abgekoppelt werden, aber umsteigefrei weiterfahren. Zumindest einen Wermutstropfen hält das Projekt für Bahn-Kunden aber doch bereit. Um die neue S-Bahn rentabel zu machen, muss die Kulturbahn Tübingen - Pforzheim zwischen Horb und Nagold unterbrochen werden, öfters Umsteigen wäre die Folge.
Andererseits könnte beispielsweise Ergenzingen mit gewaltigen Verbesserungen im Angebot rechnen. Bislang halten im größten Rottenburger Stadtteil pro Tag und Fahrtrichtung 22 Regionalexpresszüge (RE). Zu diesem beinahe Stundentakt, davon geht die Studie aus, kämen tagsüber pro halbe Stunde eine S-Bahn: Pro Richtung wären das insgesamt weitere 33 Direktverbindungen nach Stuttgart mit Halt auch in der Innenstadt und umsteigefreien Fahrtmöglichkeiten bis nach Plochingen und Kirchheim.
Denkbar, aber noch zu untersuchen, so Sparmann, wäre zudem ein weiterer Halt (nur für die S-Bahn) am Gewerbepark Ergenzingen-Ost. Für "unbedingt nötig" hält es Sparmann, die unbequeme und für Rollstuhlfahrer unüberwindliche Fußgänger-Überführung auf dem bestehenden Ergenzinger Bahnhof durch eine zeitgemäße Unterführung zu ersetzen - ob das schon in der ersten Ausbaustufe drin ist, ließ er offen.

Wieviel Eintritt nimmt die Region Stuttgart?

"Größte Hürde" vor einer verlängerten S1, sagte Udo Sparmann, wäre unterm Strich nicht die Finanzierbarkeit von Bau und Betrieb, sonder der Umstand, dass der Verband Region Stuttgart (VRS) alleiniger Träger der S-Bahn ist und diese sein Verbandsgebiet bislang nicht überschreitet. Deshalb vermochte Sparmann auch die Frage von Rottenburgs Alt-OB Winfried Löffler nicht präzise zu beantworten, wieviel "Eintrittsgeld" der VRS von Neuhinzukömmlingen nehme. Nur soviel: Es werde "sehr teuer", weil sie sich nachträglich an den Infrastrukturausgaben des Verbands seit den achtziger Jahren beteiligen müssten.
Planerisch-technisch sei das Konzept binnen fünf Jahren umsetzbar, sagte der Karlsruher. Wegen der komplizierten politischen Gemengelage mit drei beteiligten Regionen und vier Landkreisen sei aber mit längerer Vorlaufzeit zu rechnen. Bis 2019 sollte ein Anfang gemacht sein, denn dann läuft die Förderung nach dem bisherigen GVFG aus.
Rottenburgs Aufgabe, so Oberbürgermeister Stephan Neher, sei es nun, die Kreise Freudenstadt und Tübingen für dieses Projekt zu gewinnen. Unf wir müssen mit der Deutschen Bahn sprechen, was es kostet, parallel zur S-Bahn die bestehenden Regionalexpresszüge zu erhalten. Auf diese sieben Minuten schnelleren Verbindungen, das hatte auch der Gutachter betont, könne Ergenzingen nicht verzichten.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Zuletzt geändert von Vielfahrer am Fr 23. Sep 2011, 19:18, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: KBS 774 Horb - Nagold - Bad Teinach/Neubulach

Beitrag von Villinger »

Aber wer, um Himmels Willen, will doch einen Viertelstunden-Takt?? Halbstündlich ist ja schon weit hergeholt (Klar: In den Stoßzeiten ist sowas natürlich prima, aber wer braucht um 11:00 oder gegen 14:00 Uhr einen Viertelstundentakt?)
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Re: KBS 774 Horb - Nagold - Bad Teinach/Neubulach

Beitrag von Vielfahrer »

Naja, Fridinger, auf den Bahnhöfen im Gäu ist zu bestimmten Zeiten eben sehr viel los. Während die Schüler in der Regel quer zur Gäubahn mit dem Bus in Richtung Rottenburg fahren, fahren Berufspendler in Richtung Herrenberg - Böblingen/Sindelfingen und Stuttgart. Da gibt es am frühen Morgen Zeiten, da ist in Bondorf der Bahnsteig schwarz vor lauter Fahrgästen. Ein Gäubahnzug kommt, schluckt alle und ist wieder weg. Nur wenige Minuten später ist der Bahnsteig schon wieder schwarz vor Leuten, das gleiche wiederholt sich und so weiter. Da werden natürlich ganz andere Massen befördert, als man das im Ringzuggebiet so kennt. Die Orte im Gäu sind sehr stark auf den mittleren Neckarraum ausgerichtet.

Ich war am Dienstagabend in Vollmaringen bei einem Vortrag von Nils Schmid gewesen über Infrastruktur in ländlichen Räumen. Dann hat mich spätabends der Besitzer der Hochdorfer Kronenbrauerei nach Ergenzingen auf den Bahnhof gefahren. Dabei hat er mir erzählt, dass es im Gäu früher viele Hopfenfelder gegeben hätte, dass aber die Nebenerwerbslandwirtschaft sehr stark nachgelassen hätte. Es würde fast alles beim Daimler gutes Geld verdienen und so wäre die Landwirtschaft stark zurückgegangen. Das sind die Leute, die entweder die Autobahn dann verstopfen oder eben mit der Gäubahn pendeln. Das Potential ist also noch weit größer als heute überhaupt in den Zügen Platz hätte. Von daher halte ich einen dichten Takt für angebracht.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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Re: KBS 774 Horb - Nagold - Bad Teinach/Neubulach

Beitrag von Villinger »

Schülerzeiten (06:45-07:50 Uhr/12:00-13:15 Uhr/15:15-16:45 Uhr) sind für mich Stoßzeiten und da habe ich in meinem Beitrag auch geschrieben, dass es für diese Zeiten "prima" wäre.
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