Thorsten Krenz referierte beim Regionalverband
Verfasst: Fr 6. Mär 2020, 18:49
Hallo,
am heutigen Freitagnachmittag trafen sich im Landratsamt in Rottweil Mitglieder des Regionalverbands, der Landkreise und der Kommunen, um mit dem Konzernbevollmächtigten der DB für Baden-Württemberg, Thorsten Krenz, die Entwicklungen im Schienenverkehr in der Region zu besprechen.
Schon am Morgen war Thorsten Krenz in Rottweil eingetroffen, um gemeinsam mit der Stadt Rottweil über die 2028 stattfindende Landesgartenschau, die ja bekanntlich mit Rottweil Stadtmitte (am Autunnel gelegen) einen zusätzlichen Ringzughalt bekommen soll, alle damit verbundenen Details zu besprechen.
Thorsten Krenz gliederte seinen etwa halbstündigen Vortrag in die Themenblöcke Gäubahn, Ringzug 2.0, Donautalbahn und Schwarzwaldbahn.
Hinsichtlich der Gäubahn kündigte er an, dass die Vergleichsstudie hinsichtlich des Einsatzes von konventionellen Zügen auf der Gäubahn und Neigetechnikzügen fertig sei. Zum Ergebnis allerdings sagte er nichts. Aktuell würde die Studie von DB-Netz hinsichtlich des entsprechenden Ausbaubedarfs bewertet. Voraussichtlich im 3. Quartal 2020 werde man dann wissen, was der Bund und die Bahn mit der Gäubahn endgültig machen wollten.
Eine Zielsetzung sei es, die Reisezeit deutlich zu verkürzen, eine andere sei es, die Kapazitäten insbesondere im Güterverkehr zu erhöhen. Beidem müsse der Ausbau gerecht werden.
In der Diskussion spielte dann der schleppende Gang des Ausbaus der Gäubahn eine zentrale Rolle. Krenz wurde vorgehalten (natürlich nicht persönlich gemeint), dass seitens der Bahn immer Ankündigungen kämen, aber nichts eingehalten würde. Es gäbe zum Ausbau Horb – Neckarhausen von der DB Folien, bei denen inzwischen die genannten Jahre schon vierfach überzogen wären. Krenz erwähnte, dass zur Zeit des Vertragsabschlusses von Lugano er gerade in Mannheim sein Abitur abgelegt hätte und das wäre für ihn schon eine gefühlte Ewigkeit her. Er brachte für den deutlichen Unmut Verständnis auf, was aber an der Sachlage nichts änderte. Der Vorsitzende der Interesengemeinschaft Gäubahn, Justizminister Guido Wolf, warnte davor, jetzt den zweigleisigen Ausbau der Gäubahn zu propagieren, was erneute langwierige Planungen bedeuten würde. Ihm sei der Spatz in der Hand lieber als die Taube auf dem Dach. Die DB solle jetzt schleunigst die seit Jahr(zehnt)en für notwendig erachteten Doppelspurabschnitte bauen und nicht neue Ausbaustudien beginnen, die wieder Jahre dauern, ehe gebaut wird.
Was die schlechte Zuverlässigkeit des Fernverkehrs auf der Gäubahn betrifft, so sieht sich die DB auch eher als Leidtragender denn als Verursacher. Die Schuld gab er dem Hersteller Bombardier, der sowohl die DB als auch andere EVUs (z.B. Abellio bzw. das Land Baden-Württemberg) mit nicht funktionierenden Fahrzeugen oder gar mit nicht gelieferten Fahrzeugen beglücke. Hinsichtlich des Einsatzes von KISS-Zügen gab es von ihm keine klare Auskunft. Offenbar hofft man bei der DB immer noch, dass man die IC-2-Züge flott kriegt und in absehbarer Zeit bis Zürich durchfahren kann. Die Hängepartie könnte also weiter andauern.
Hinsichtlich der baubedingten Unterbrechung des Zugverkehrs von der Gäubahn ab Mitte 2025 bis zur Eröffnung der Streckenführung über den Flughafen sagte Krenz zu, dass am 1. April (kein Witz!) in Böblingen die DB und das Land gemeinsam über den Interimsfahrplan informieren werden, also über den Umstieg in Vaihingen. Die S-Bahn werden alle 5 Minuten. Für viele Reisende würden sich durch den dann möglichen Umstieg in Vaihingen auf die S-Bahn sogar Reisezeitverkürzungen ergeben. Unbestritten sei, dass es für Fernverkehrsreisende während der Interimszeit gewisse Erschwernisse geben würde. Am 1. April will die DB Zahlen nennen, wie viele Reisende negativ betroffen sind und wie viele positiv. Außerdem will die DB dort ihre Konzeption vorstellen, was passiert, wenn die S-Bahn-Stammstrecke unterbrochen ist (PU’s, Betriebsstörungen usw.). Wenige Tage zuvor, am 17. März, wird die DB und die Stadt Stuttgart auf der Sitzung des Interessenverbands Gäubahn dieses Thema ebenfalls erläutern.
Beim Ringzug 2.0 sprach Krenz davon, dass man gemeinsam mit dem Land dieses große Infrastrukturprojekt stemmen wolle. 10 neue Haltepunkte, 1 neuer Kreuzungsbahnhof, 23 zu modernisierende Eisenbahnkreuzungen, ein ESTW im Donautal usw. seien kein Pappenstiel. Bei einer Sitzung im vergangenen Jahr hätte ein DB-Mitarbeiter dummerweise das Jahr 2029 als Umsetzungszeitpunkt genannt. Dies sei in der Tat sehr spät. Angestrebt würde, den Ringzug 2.0 im Jahr 2027 umzusetzen, also incl. Elektrifizierung der Strecken. Es sei da sehr hilfreich, dass der Bund die GVFG-Mittel gewaltig aufgestockt habe. Noch nie in der vergangenen Zeit wäre die finanzielle Situation so günstig gewesen wie derzeit. Dies solle genutzt werden.
Die eigentliche neue Erkenntnis, jedenfalls für mich, war die Aussage, dass der Abschnitt Herbertingen – Mengen zweigleisig werden soll. Krenz ging auf den Sommer 2019 ein, der zu einer sehr schlechten Betriebsqualität im Donautal geführt hätte, weil durch Austrocknungen der Gleisunterbau gelitten hätte. Nur mit Mühe und Not hätte man die Donautalbahn auf Ende der Sommerferien wieder soweit hinbekommen, dass ein verlässlicher Zugverkehr für die Schüler und Pendler möglich gewesen sei. Eine Elektrifizierung der Donautallinie sei kein aktuelles Projekt. Ausschließen wolle er diese aber auch nicht generell. Was die Langsamfahrstelle bis 2027 in Langenbrunn Talhof betrifft, so sei diese Zeitangabe leider richtig. Das dauere deswegen so lange, weil es sich um eine mit einer anderen Investition verbundene Aufgabe handele. Die DB sei aber dabei, hier anders zu planen. Voraussichtlich Ende 2022 könne er sagen, wann der Bahnübergang umgebaut werden kann und die Dauerlangsamfahrstelle dann aufgehoben werden kann. Zu hoffen wäre es, dass dies dann im Laufe des Jahres 2024 möglich werde.
Zur Breisgau-S-Bahn und zur Schwarzwaldbahn gab es keine großen Neuigkeiten zu berichten. Es stimme, dass die Schwarzwaldbahn aus Sanierungsgründen im kommenden Jahr mehrere Monate komplett gesperrt sei zwischen Hornberg und St. Georgen. Und bei der Breisgau-S-Bahn hätten sich alle auf ein sehr gutes Konzept gefreut, was bekanntlich aber in die Hose gegangen sei.
Insgesamt sei er aber froh, dass in der Region der Stellenwert der Bahn so hoch sei, was er auch am vollbesetzten Sitzungssaal des Landratsamts Rottweil festmachte. Als überzeugter Eisenbahner sei er natürlich auch mit der Bahn angereist. Deshalb sorgte der Verbandsvorsitzende des Regionalverbands, der Rottweiler Landrat Dr. Michel, dafür, dass die Sitzung pünktlich um 17:00 Uhr beendet wurde, damit Thorsten Krenz seinen IC 2 um 17:17 Uhr auch bekommen konnte.
Viele Grüße vom Vielfahrer
am heutigen Freitagnachmittag trafen sich im Landratsamt in Rottweil Mitglieder des Regionalverbands, der Landkreise und der Kommunen, um mit dem Konzernbevollmächtigten der DB für Baden-Württemberg, Thorsten Krenz, die Entwicklungen im Schienenverkehr in der Region zu besprechen.
Schon am Morgen war Thorsten Krenz in Rottweil eingetroffen, um gemeinsam mit der Stadt Rottweil über die 2028 stattfindende Landesgartenschau, die ja bekanntlich mit Rottweil Stadtmitte (am Autunnel gelegen) einen zusätzlichen Ringzughalt bekommen soll, alle damit verbundenen Details zu besprechen.
Thorsten Krenz gliederte seinen etwa halbstündigen Vortrag in die Themenblöcke Gäubahn, Ringzug 2.0, Donautalbahn und Schwarzwaldbahn.
Hinsichtlich der Gäubahn kündigte er an, dass die Vergleichsstudie hinsichtlich des Einsatzes von konventionellen Zügen auf der Gäubahn und Neigetechnikzügen fertig sei. Zum Ergebnis allerdings sagte er nichts. Aktuell würde die Studie von DB-Netz hinsichtlich des entsprechenden Ausbaubedarfs bewertet. Voraussichtlich im 3. Quartal 2020 werde man dann wissen, was der Bund und die Bahn mit der Gäubahn endgültig machen wollten.
Eine Zielsetzung sei es, die Reisezeit deutlich zu verkürzen, eine andere sei es, die Kapazitäten insbesondere im Güterverkehr zu erhöhen. Beidem müsse der Ausbau gerecht werden.
In der Diskussion spielte dann der schleppende Gang des Ausbaus der Gäubahn eine zentrale Rolle. Krenz wurde vorgehalten (natürlich nicht persönlich gemeint), dass seitens der Bahn immer Ankündigungen kämen, aber nichts eingehalten würde. Es gäbe zum Ausbau Horb – Neckarhausen von der DB Folien, bei denen inzwischen die genannten Jahre schon vierfach überzogen wären. Krenz erwähnte, dass zur Zeit des Vertragsabschlusses von Lugano er gerade in Mannheim sein Abitur abgelegt hätte und das wäre für ihn schon eine gefühlte Ewigkeit her. Er brachte für den deutlichen Unmut Verständnis auf, was aber an der Sachlage nichts änderte. Der Vorsitzende der Interesengemeinschaft Gäubahn, Justizminister Guido Wolf, warnte davor, jetzt den zweigleisigen Ausbau der Gäubahn zu propagieren, was erneute langwierige Planungen bedeuten würde. Ihm sei der Spatz in der Hand lieber als die Taube auf dem Dach. Die DB solle jetzt schleunigst die seit Jahr(zehnt)en für notwendig erachteten Doppelspurabschnitte bauen und nicht neue Ausbaustudien beginnen, die wieder Jahre dauern, ehe gebaut wird.
Was die schlechte Zuverlässigkeit des Fernverkehrs auf der Gäubahn betrifft, so sieht sich die DB auch eher als Leidtragender denn als Verursacher. Die Schuld gab er dem Hersteller Bombardier, der sowohl die DB als auch andere EVUs (z.B. Abellio bzw. das Land Baden-Württemberg) mit nicht funktionierenden Fahrzeugen oder gar mit nicht gelieferten Fahrzeugen beglücke. Hinsichtlich des Einsatzes von KISS-Zügen gab es von ihm keine klare Auskunft. Offenbar hofft man bei der DB immer noch, dass man die IC-2-Züge flott kriegt und in absehbarer Zeit bis Zürich durchfahren kann. Die Hängepartie könnte also weiter andauern.
Hinsichtlich der baubedingten Unterbrechung des Zugverkehrs von der Gäubahn ab Mitte 2025 bis zur Eröffnung der Streckenführung über den Flughafen sagte Krenz zu, dass am 1. April (kein Witz!) in Böblingen die DB und das Land gemeinsam über den Interimsfahrplan informieren werden, also über den Umstieg in Vaihingen. Die S-Bahn werden alle 5 Minuten. Für viele Reisende würden sich durch den dann möglichen Umstieg in Vaihingen auf die S-Bahn sogar Reisezeitverkürzungen ergeben. Unbestritten sei, dass es für Fernverkehrsreisende während der Interimszeit gewisse Erschwernisse geben würde. Am 1. April will die DB Zahlen nennen, wie viele Reisende negativ betroffen sind und wie viele positiv. Außerdem will die DB dort ihre Konzeption vorstellen, was passiert, wenn die S-Bahn-Stammstrecke unterbrochen ist (PU’s, Betriebsstörungen usw.). Wenige Tage zuvor, am 17. März, wird die DB und die Stadt Stuttgart auf der Sitzung des Interessenverbands Gäubahn dieses Thema ebenfalls erläutern.
Beim Ringzug 2.0 sprach Krenz davon, dass man gemeinsam mit dem Land dieses große Infrastrukturprojekt stemmen wolle. 10 neue Haltepunkte, 1 neuer Kreuzungsbahnhof, 23 zu modernisierende Eisenbahnkreuzungen, ein ESTW im Donautal usw. seien kein Pappenstiel. Bei einer Sitzung im vergangenen Jahr hätte ein DB-Mitarbeiter dummerweise das Jahr 2029 als Umsetzungszeitpunkt genannt. Dies sei in der Tat sehr spät. Angestrebt würde, den Ringzug 2.0 im Jahr 2027 umzusetzen, also incl. Elektrifizierung der Strecken. Es sei da sehr hilfreich, dass der Bund die GVFG-Mittel gewaltig aufgestockt habe. Noch nie in der vergangenen Zeit wäre die finanzielle Situation so günstig gewesen wie derzeit. Dies solle genutzt werden.
Die eigentliche neue Erkenntnis, jedenfalls für mich, war die Aussage, dass der Abschnitt Herbertingen – Mengen zweigleisig werden soll. Krenz ging auf den Sommer 2019 ein, der zu einer sehr schlechten Betriebsqualität im Donautal geführt hätte, weil durch Austrocknungen der Gleisunterbau gelitten hätte. Nur mit Mühe und Not hätte man die Donautalbahn auf Ende der Sommerferien wieder soweit hinbekommen, dass ein verlässlicher Zugverkehr für die Schüler und Pendler möglich gewesen sei. Eine Elektrifizierung der Donautallinie sei kein aktuelles Projekt. Ausschließen wolle er diese aber auch nicht generell. Was die Langsamfahrstelle bis 2027 in Langenbrunn Talhof betrifft, so sei diese Zeitangabe leider richtig. Das dauere deswegen so lange, weil es sich um eine mit einer anderen Investition verbundene Aufgabe handele. Die DB sei aber dabei, hier anders zu planen. Voraussichtlich Ende 2022 könne er sagen, wann der Bahnübergang umgebaut werden kann und die Dauerlangsamfahrstelle dann aufgehoben werden kann. Zu hoffen wäre es, dass dies dann im Laufe des Jahres 2024 möglich werde.
Zur Breisgau-S-Bahn und zur Schwarzwaldbahn gab es keine großen Neuigkeiten zu berichten. Es stimme, dass die Schwarzwaldbahn aus Sanierungsgründen im kommenden Jahr mehrere Monate komplett gesperrt sei zwischen Hornberg und St. Georgen. Und bei der Breisgau-S-Bahn hätten sich alle auf ein sehr gutes Konzept gefreut, was bekanntlich aber in die Hose gegangen sei.
Insgesamt sei er aber froh, dass in der Region der Stellenwert der Bahn so hoch sei, was er auch am vollbesetzten Sitzungssaal des Landratsamts Rottweil festmachte. Als überzeugter Eisenbahner sei er natürlich auch mit der Bahn angereist. Deshalb sorgte der Verbandsvorsitzende des Regionalverbands, der Rottweiler Landrat Dr. Michel, dafür, dass die Sitzung pünktlich um 17:00 Uhr beendet wurde, damit Thorsten Krenz seinen IC 2 um 17:17 Uhr auch bekommen konnte.
Viele Grüße vom Vielfahrer