2. Singener Schienen-Gipfele

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Vielfahrer
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Re: 2. Singener Schienen-Gipfele

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

auf dem 2. Singener Bahngipfele hatte ich im Zusammenhang mit den zahlreichen Zugausfällen und Störungen bereits angeregt, eventuell auf KISS-Züge der Westbahn zu setzen. Für mich stellt sich das nun mit den vorhandenen Informationen so dar: Es sind 17 oder 18 KISS von der Westbahn an die DB verkauft worden bzw. werden verkauft. Die DB rüstet diese KISS für ihren Bedarf um, z.B. im Aussehen. Allerdings können die Westbahner ihre Fahrzeuge erst abgeben, wenn sie entsprechenden Nachschub (vermutlich aus China mit einem anderen Zugtyp) erhalten haben. Deswegen dürften die KISS in 2 Tranchen zur DB übergehen. Die erste Tranche wird zwischen Dresden und Rostock eingesetzt, die zweite Tranche zwischen Stuttgart und Zürich und zwar für die IC-2-Leistungen. Die SBB-Wagenzüge mit den ÖBB-Loks sollen noch einige Zeit erhalten bleiben, da mit den KISS nicht alle Umläufe im Stundentakt abgedeckt werden können. Allerdings strebt die DB längerfristig wohl an, alle Gäubahnzüge mit KISS auszustatten, weil diese über eine Türsteuerung von der Lok aus verfügen und man dann keinen Zugchef, sondern nur noch einen Fahrkartenkontrolleur benötigt, was für DB-Fernverkehr preiswerter, für die Kunden, die Auskünfte oder Anschlusszüge benötigen, aber schlechter ist. Besser und preiswerter zugleich geht halt nicht.

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Villinger
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Re: 2. Singener Schienen-Gipfele

Beitrag von Villinger »

Das halte ich für immerhin einen Lichtblick - die Stadler-Fahrzeuge stechen für mich grundsätzlich durch deutlich bessere Stabilität im Betrieb hervor, als Bombardier das in letzter Zeit hinbekommen hat.
Vielfahrer hat geschrieben:(vermutlich aus China mit einem anderen Zugtyp)
Das ist mittlerweile überholt - die Westbahn wollte mit diesem KISS-Verkauf und Ankauf neuer Züge eigentlich CRRC die Tür nach Europa öffnen (wahrscheinlich auch als Symbol an die Europäische Wirtschaft, da bekanntermaßen China wesentlich andere Kostenstrukturen hat und diese Züge vermutlich deutlich billiger gewesen wären - nur die europäische Zulassung ist das große Problem, da die Chinesen damit keinerlei Erfahrung haben). Das ist schief gegangen, nun kauft die Westbahn wiederholt Stadler-Fahrzeuge aus Bussnang.
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Vielfahrer
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Re: 2. Singener Schienen-Gipfele

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

morgen am Freitag 10 Uhr findet im Rathaus in Singen das 3. Singener Bahngipfele von MdB Andreas Jung statt. Sollte es mit der Gäubahn zeitlich zu schaffen sein (Ausfälle, Verspätungen, Anschlussverluste usw.), so werde ich die Veranstaltung besuchen und ggf. darüber berichten. Das Thema Zuverlässigkeit der DB, insbesondere der IC 2, steht auch auf der Tagesordnung.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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Re: 2. Singener Schienen-Gipfele

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

damit alle, die nicht immer wieder mit der Bahn fahren, nachvollziehen können, was da derzeit abgeht, meine "Erlebnisse" von heute:
Fahrt von Tübingen-West nach Herrenberg, Abfahrt mit 4 Minuten Verspätung, Ankunft in Herrenberg just in dem Augenblick, als die S 6 nach Stuttgart abfährt - hat keinem gereicht. Da ich auf den IC 181 wollte, hatte ich als Einziger das Glück, sofort von Herrenberg weiter zu kommen. Zug fuhr gerade ein, als ich die Bahnsteigtreppe hochkam. Abfahrt war dann pünktlich. Umstiegszeit von Gleis 102 auf Gleis 4 in 1 Minute. Allerdings kamen dann aus der Gegenrichtung die notorisch verspäteten IC 2 entgegen, so dass wir bis Tuttlingen wie an praktisch jedem Tag, die üblichen 10 Minuten eingesammelt hatten. In Horb übrigens stellte ich fest, dass der Zug Tübingen - Horb ausgefallen war. Wer so gefahren ist, hatte heute absolutes Pech. Früh aufgestanden und dann herumgestanden.

Ehe ich ab Tuttlingen zurück fuhr, habe ich um 12:45 Uhr kurz nachgeschaut. Der IC 2 war als pünktlich verkehrend angegeben. Als ich dann um 12:55 Uhr auf dem Bahnsteig war, änderte sich die Abfahrtsanzeige auf plus 15 Minuten, kein Wunder, denn der IC 2 um 13:00 in Richtung Singen fuhr erst um 13:08 Uhr ab. Nach der Kreuzung in Hattingen war die Abfahrt in Tuttlingen dann 22 Minuten verspätet, was erwarten ließ, dass ich den Anschluss in Horb in Richtung Nagoldtal nicht erreichen würde. So war es dann auch, sogar noch schlimmer: In Neckarhausen blieb die 147er nämlich stehen und es ging längere Zeit nichts mehr. Auf dem Gegengleis fuhr dann der IC 2 vorbei, der normalerweise bei Bondorf gekreuzt wird. Irgendwann meldete sich der Lokführer und sagte, die Elektronik seiner Lok habe versagt, aber er hätte sie jetzt wieder in Gang gebracht und er hoffe, dass die Lok bis Stuttgart dann durchhalten werde. Horb haben wir dann mit 50 Minuten Verspätung erreicht, was eigentlich auf die RB nach Pforzheim hätte reichen müssen. Doch die fiel dann aus personalbedingten Gründen einfach aus. Warten bis 15:58 Uhr war angesagt. Das sind für das Stück Tuttlingen - Horb 3 Stunden minus 1 Minute = 71 km, also eine Durchschnittsgeschwindigkeit von noch nicht mal 24 km/h im InterCity. Die Gegenzüge waren ebenfalls verspätet auf der Gäubahn, ebenso der nächste IC, dem dann der Zug nach Tübingen auch vor der Nase weggefahren ist.
Morgen geht es dann erneut auf der Gäubahn nach Singen. Angeblich kommt der Konzernbeauftragte fürs Land, der letztes mal erzählt hat, dass es nun mit den IC 2 nach Zürich auf Ende 2021 klappen wird. Außerdem hat er versprochen, auf Ende des Jahres eine vergleichende Betrachtung Konventionell (mit der DB) oder Neigetechnikzüge (wohl nicht mit der DB) zu liefern. Kann man aber nicht glauben, dass er da was präsentiert. Auf jeden Fall konnte der weitere Ausbau wieder ein halbes Jahr wegen Abwarten auf irgendwelche Studien verzögert werden. Und dass man die Probleme im Griff hätte, glaubt er ja wohl selbst nicht. Würde er selbst nur eine Woche lang mit seinen Produkten anstatt dem Dienstwagen herumfahren, dann wäre er wohl eines Besseren belehrt.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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Re: 2. Singener Schienen-Gipfele

Beitrag von Tf Reinhard »

Ich war gestern mal wieder im Ringzugland unterwegs. Genauso kann ich den zuverlässig unzuverlässigen Betrieb bestätigen. So schlimm war es ja zu Zeiten von Cisalpino nicht. Leider ist ja im Zugverband alles mehr oder weniger aufeinander abgestimmt. Ich denke jede 111er oder gar 143er wäre da zuverlässiger am IC als die 147.

Reinhard
Ich bn wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich. Manche auch beides.
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Re: 2. Singener Schienen-Gipfele

Beitrag von Villinger »

Also der ganz normale Wahnsinn, muss man mittlerweile konstatieren. Solange sich am Triebzugkonzept namens IC2 mit der BR 147 nichts ändert, und vor allem solange Bombardier an diesem furchtbaren Zusammenspiel von Software und Hardware (Stichwort Ebicab) nicht nachbessert ist dieses Betriebskonzept ein Konjunkturprogramm für die A81. Und wenn DB Fernverkehr meint, dass man während den Bauarbeiten Singen-Schaffhausen auf eine Kurzwende von 10min in Singen setzen muss ohne eine Reserve vorzuhalten, wird die Betriebsqualität sogar noch schlechter als im Normalzustand (70min Wendezeit, je nachdem auch unter Auslassung von Radolfzell).
Ich kann nicht mehr glauben, dass zusammen mit der jahrelangen Sperrung in Stuttgart zukünftig überhaupt noch Fernverkehr Stuttgart-Zürich stattfindet (außer das Land setzt sich mit seiner Ausschreibung unter einer Art IR-Verkehr mit Neigetechnik durch). Wenn man die Leute durch die Unzuverlässigkeit nicht schon aktuell auf den Individualverkehr lenkt, wird das durch die umständliche Fahrerei während der S21-Baustelle sein. Sowas wird glaube ich kaum ein normaler Fahrgast mitmachen.
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Vielfahrer
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Re: 2. Singener Schienen-Gipfele

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Fridinger,

einen Unterschied sehe ich schon noch: Während man aktuell quasi völlig dem Zufall ausgeliefert ist, bis zu 2 Stunden Reisezeitverlust erleidet, Lokführer durchsagen, dass die Lok nicht funktioniert, Zugpersonal alles andere als Spaß an der Arbeit hat, sich meist gar nicht mehr in den Fahrgasträumen blicken lässt und nur noch Durchsagen der Qualität "wegen Ihrer Anschlüsse achten Sie bitte auf die Lautsprecherdurchsagen am Bahnsteig" von sich gibt, würde es bei einem stabilen Betrieb in Stuttgart-Vaihingen alle 5 Minuten einen Anschluss auf die S1, S2 oder S3 und am Nordbahnhof auf die S4, S5 und S6 geben, ebenfalls alle 5 Minuten. Da liegen Welten in der Verlässlichkeit dazwischen, was freilich nicht heißen soll, dass die jahrelange Unterbrechung für gut befunden wird. Aber aktuell treibt man die Reisenden wirklich, wie Du richtig analysierst, auf die A 81. Dass sie das später wegen des Umstiegs in Stuttgart-Vaihingen tun, kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, denn wo sollen denn die vielen Pendler, die es dann im A 81-Stau bis Stuttgart geschafft haben, ihr Auto hinstellen?
Bei uns in Tübingen ist noch bis zum Wochenende der Schokoladenmarkt, wo sich die Massen zu Tausenden durch die Innenstadt schieben. In Horb sieht man nur noch Vereinzelte, die sich die Füße in den Bauch stehen. Die Busparkplätze hingegen sind völlig ausgelastet oder überlastet, weil aus ganz Süddeutschland und darüber hinaus jede Menge Reisebusse den Schokoladenmarkt als zugkräftiges Ziel erkannt haben.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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