Kommentar der STN zur Bahn-Misere:

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Karl Müller
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Kommentar der STN zur Bahn-Misere:

Beitrag von Karl Müller »

Die Herbststürme haben die Pünktlichkeitsziele der Bahn verweht. Das ist nur die halbe Wahrheit, es gibt auch hausgemachte Probleme, meint Redakteur Thomas Durchdenwald.

Stuttgart - Alle reden vom Wetter. Wir nicht.“ Der Werbespruch der damaligen Bundesbahn aus dem Jahr 1966 hat längst das Verfallsdatum erreicht. Auch der jetzige Bahn-Chef Richard Lutz redet vom Wetter, weil die Herbststürme das für dieses Jahr gesteckte Pünktlichkeitsziel im Fernverkehr von 81 Prozent verweht ­hätten. Im Oktober waren sogar nur 74,3 Prozent der Züge pünktlich. Natürlich hat Lutz recht, wenn er auf umgestürzte Bäume verweist, die Schienen blockierten. Aber genauso richtig ist eben auch, dass die Bahn zumindest einen Teil der Störungen hätte vermeiden können, wenn sie öfter zur Säge gegriffen hätte. Immerhin das räumt Lutz ein.

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Pendler stehen im Regen


Dennoch sind die Herbststürme im Norden, so stark sie auch waren, nur ein Teil des Problems. Das macht der Blick auf die Lage des Schienenverkehrs in Land und Region deutlich. Keine Herbststürme, sondern hausgemachte Probleme verursachen hier Zugausfälle und Verspätungen. Pendler, die in der Feinstaubregion auf die umweltfreundliche Bahn angewiesen sind, fühlen sich wie im Regen stehen gelassen.

Nach dem Ende des lukrativen großen Verkehrsvertrags hat die DB Regio die Stuttgarter Netze, das sind die Strecken, die durch Stuttgart führen, an die Konkurrenten Abellio und Go Ahead verloren. Sie fährt sie nur noch zwei bis drei Jahre. Das ist ein Grund für den Mangel an Lokführern und Zügen. Zwar versucht die Bahn mit einem eigens installierten Krisenmanager und einem Aktionsprogramm gegenzusteuern, doch grundlegende Verbesserungen sind erst mit dem nächsten Fahrplanwechsel am 10. Dezember zu erwarten.
Infrastrukturprobleme bleiben

Aber auch danach bleiben die Infrastrukturprobleme. Der Stuttgarter Bahnknoten ist ein Engpass, zu lange wurde mit Blick auf Stuttgart 21 zu wenig in die bestehende Infrastruktur investiert, die nun störanfällig ist. Und schon heute weiß man, dass Stuttgart 21 später fertig wird und nicht alle Engpässe beseitigen, manche, wie Kritiker meinen, sogar noch verschärfen wird. Die Bahn sollte nicht vom Wetter reden, es gibt genug andere Themen.
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