"Inselbetrieb" auf der Ammertalbahn?
Verfasst: Do 21. Dez 2023, 11:37
Hallo,
das nächste Kapitel steht bei der Ammertalbahn an. Im März kommenden Jahres will der Zweckverband ÖPNV im Ammertal entscheiden, wie dem unpünktlichen Betrieb im Interesse der Mehrheit der Fahrgäste ein Ende bereitet werden soll. Auf der Sitzung des Gremiums am Dienstag dieser Woche war der ständige Ärger mit der modernisierten und elektrifizierten Ammertalbahn, auf der Elektro- und Dieseltriebwagen der DB Regio verkehren, das Thema. Eine „Insellösung“ zwischen Tübingen und Herrenberg, also ein Bruch aller durchgehender Verbindungen nach Reutlingen, Metzingen oder Bad Urach, wird in Betracht gezogen, um den Betrieb zu stabilisieren.
Die Zweckverbands-Geschäftsführerin Sarah Wüstenhöfer bezeichnete die Anschlusserreichung in Herrenberg an und von der S-Bahn als katastrophal. Zum Jahresbeginn wurden in Herrenberg nur 50 % der Anschlüsse erreicht, danach lag die Quote wieder bei 60 bis 80 % (d. h., dass ein die Ammertalbahn nutzender Pendler mindestens 2 bis 4 verpasste Anschlüsse pro Woche hinzunehmen hat).
In Herrenberg wartet die Ammertalbahn bis zu fünf Minuten auf die aus Stuttgart kommende S-Bahn, so Wüstenhöfer, dann muss sie losfahren, um nicht zu große Verspätungen auf der Strecke aufzubauen. Gerechnet wird mit zwei Minuten Sprint-Zeit für einen Bahnkunden von einem Zug zum anderen. „Das ist aber der Turnschuh-Anschluss“, sagt Wüstenhöfer, „mit Rollator schafft man dies nicht.“
Laut Zweckverband ist für einen Großteil der Infrastruktur-Pannen und Ausfälle der Kooperationspartner DB Regio verantwortlich, vor allem bei Fahrzeugen und Personal.
Das Verbandsmitglied Gerd Hickmann sagte, dass „die meisten Verspätungen auf der Ammertalbahn außerhalb ihres Kerngebiets“ entstehen, etwa durch Verspätungen der S-Bahn in Herrenberg oder durch die Verstopfungen auf der vollen DB-Strecke zwischen Metzingen und Tübingen. Der grüne Kreisrat und Abteilungsleiter im Stuttgarter Verkehrsministerium präsentierte deshalb bei der Versammlung am Dienstag die Idee, eine Insellösung für die Ammertalbahn zu prüfen. Hickmann vermutet, dass für die Kundschaft eine funktionierende Verbindung über Herrenberg wichtiger ist, als umsteigefrei bis Reutlingen oder weiter fahren zu können. Aber dazu müsse man zuerst die Untersuchungen des Zweckverbands abwarten. „Beschlossen ist nichts.“
Zwar sei ein Inselbetrieb in gewisser Weise „eine Bankrotterklärung“, jedoch: „Man muss den Realitäten ins Auge sehen.“ Hickmann: „Ein tolles Angebot auf dem Papier bringt nichts, wenn es in der Praxis nicht funktioniert.“ Und schließlich könne man ja später versuchen, zum bisherigen Modell zurückzukehren, wenn Personalsituation und verfügbares Zugmaterial das zulassen.
Überlegt werde auch, dass sich die Züge in und aus Richtung Herrenberg in Tübingen-West (anstatt am Hauptbahnhof) begegnen. „Dadurch würden wir mehr Luft in den Fahrplan bekommen.“ Und der Anschluss in Herrenberg würde womöglich besser klappen.
Bislang ist es so, dass auch verspätete Züge aus Richtung Herrenberg kurz vor Einfahrt in den Tübinger Hauptbahnhof einen u.a. mit vielen Bussen stark befahrenen Bahnübergang mit Vollschranken queren und dann die Schranken sofort aufgehen. Erst wenn sie wieder geschlossen sind, kann für den Gegenzug nach Herrenberg das Signal auf Grün gestellt werden. Aus diesem Grund kann bei der Kreuzung in Tübingen kaum eine Verspätung abgebaut werden. Anders wäre das am Tübinger Westbahnhof. Außerdem wären es je Richtung 2 Minuten mehr Zeit.
Meine Einschätzung ist es, dass es richtig wäre, den Inselbetrieb auf der Ammertalbahn einzuführen. Anschlussverlustquoten von bis zu 50 % sind doch ein Armutszeugnis ohne Ende, welches obendrein viele Fahrgäste kostet. Am Beispiel der inzwischen auf rund 10 Minuten Umsteigezeit entspannten Anschlüsse aus dem Filstal in Plochingen in Richtung Tübingen oder umgekehrt sieht man, wie entspannt die Reisenden inzwischen unterwegs sind. Früher sind viele durch die Unterführung gesprintet und haben dann doch ihren Anschluss verpasst.
Viele Grüße vom Vielfahrer
das nächste Kapitel steht bei der Ammertalbahn an. Im März kommenden Jahres will der Zweckverband ÖPNV im Ammertal entscheiden, wie dem unpünktlichen Betrieb im Interesse der Mehrheit der Fahrgäste ein Ende bereitet werden soll. Auf der Sitzung des Gremiums am Dienstag dieser Woche war der ständige Ärger mit der modernisierten und elektrifizierten Ammertalbahn, auf der Elektro- und Dieseltriebwagen der DB Regio verkehren, das Thema. Eine „Insellösung“ zwischen Tübingen und Herrenberg, also ein Bruch aller durchgehender Verbindungen nach Reutlingen, Metzingen oder Bad Urach, wird in Betracht gezogen, um den Betrieb zu stabilisieren.
Die Zweckverbands-Geschäftsführerin Sarah Wüstenhöfer bezeichnete die Anschlusserreichung in Herrenberg an und von der S-Bahn als katastrophal. Zum Jahresbeginn wurden in Herrenberg nur 50 % der Anschlüsse erreicht, danach lag die Quote wieder bei 60 bis 80 % (d. h., dass ein die Ammertalbahn nutzender Pendler mindestens 2 bis 4 verpasste Anschlüsse pro Woche hinzunehmen hat).
In Herrenberg wartet die Ammertalbahn bis zu fünf Minuten auf die aus Stuttgart kommende S-Bahn, so Wüstenhöfer, dann muss sie losfahren, um nicht zu große Verspätungen auf der Strecke aufzubauen. Gerechnet wird mit zwei Minuten Sprint-Zeit für einen Bahnkunden von einem Zug zum anderen. „Das ist aber der Turnschuh-Anschluss“, sagt Wüstenhöfer, „mit Rollator schafft man dies nicht.“
Laut Zweckverband ist für einen Großteil der Infrastruktur-Pannen und Ausfälle der Kooperationspartner DB Regio verantwortlich, vor allem bei Fahrzeugen und Personal.
Das Verbandsmitglied Gerd Hickmann sagte, dass „die meisten Verspätungen auf der Ammertalbahn außerhalb ihres Kerngebiets“ entstehen, etwa durch Verspätungen der S-Bahn in Herrenberg oder durch die Verstopfungen auf der vollen DB-Strecke zwischen Metzingen und Tübingen. Der grüne Kreisrat und Abteilungsleiter im Stuttgarter Verkehrsministerium präsentierte deshalb bei der Versammlung am Dienstag die Idee, eine Insellösung für die Ammertalbahn zu prüfen. Hickmann vermutet, dass für die Kundschaft eine funktionierende Verbindung über Herrenberg wichtiger ist, als umsteigefrei bis Reutlingen oder weiter fahren zu können. Aber dazu müsse man zuerst die Untersuchungen des Zweckverbands abwarten. „Beschlossen ist nichts.“
Zwar sei ein Inselbetrieb in gewisser Weise „eine Bankrotterklärung“, jedoch: „Man muss den Realitäten ins Auge sehen.“ Hickmann: „Ein tolles Angebot auf dem Papier bringt nichts, wenn es in der Praxis nicht funktioniert.“ Und schließlich könne man ja später versuchen, zum bisherigen Modell zurückzukehren, wenn Personalsituation und verfügbares Zugmaterial das zulassen.
Überlegt werde auch, dass sich die Züge in und aus Richtung Herrenberg in Tübingen-West (anstatt am Hauptbahnhof) begegnen. „Dadurch würden wir mehr Luft in den Fahrplan bekommen.“ Und der Anschluss in Herrenberg würde womöglich besser klappen.
Bislang ist es so, dass auch verspätete Züge aus Richtung Herrenberg kurz vor Einfahrt in den Tübinger Hauptbahnhof einen u.a. mit vielen Bussen stark befahrenen Bahnübergang mit Vollschranken queren und dann die Schranken sofort aufgehen. Erst wenn sie wieder geschlossen sind, kann für den Gegenzug nach Herrenberg das Signal auf Grün gestellt werden. Aus diesem Grund kann bei der Kreuzung in Tübingen kaum eine Verspätung abgebaut werden. Anders wäre das am Tübinger Westbahnhof. Außerdem wären es je Richtung 2 Minuten mehr Zeit.
Meine Einschätzung ist es, dass es richtig wäre, den Inselbetrieb auf der Ammertalbahn einzuführen. Anschlussverlustquoten von bis zu 50 % sind doch ein Armutszeugnis ohne Ende, welches obendrein viele Fahrgäste kostet. Am Beispiel der inzwischen auf rund 10 Minuten Umsteigezeit entspannten Anschlüsse aus dem Filstal in Plochingen in Richtung Tübingen oder umgekehrt sieht man, wie entspannt die Reisenden inzwischen unterwegs sind. Früher sind viele durch die Unterführung gesprintet und haben dann doch ihren Anschluss verpasst.
Viele Grüße vom Vielfahrer