Hallo,
heute Abend hat im Abteil 42 bzw. den ehemaligen Räumen des
KUKAV im Bahnhof Tuttlingen, die Bürgerinformationsveranstaltung zur geplanten Umgestaltung des Bahnhofvorplatzes stattgefunden. Aus meiner Sicht war die Veranstaltung mit ca. 20 Personen eher spärlich besucht, aus Sicht der Veranstalter war es eine erfreuliche Anzahl an Teilnehmern. Nach der Begrüßung durch den Tuttlinger Baudezernenten, folgten detaillierte Erläuterungen zu den Plänen durch Vertreter des Planungsbüros Breinlinger Ingenieure, sowie den beteiligten Architektur- und Landschaftsarchitekturbüros.
Ein besonderes Augenmerk wurde aus Sicht der Planer auf die Trennung des MIV vom ÖPNV gelegt. So wird der Busbahnhof zukünftig neben den Bussen allenfalls noch von Lieferfahrzeugen regelmäßig befahren. Die heute chaotischen und teils gefährlichen Begegnungen der verschiedenen Verkehrsteilnehmer gehören damit hoffentlich bald der Vergangenheit an. Aus Sicht einiger Besucher wurde das ganze allerdings auch kritisch gesehen, da die Anzahl und Verortung der zukünftigen K+R Parkplätze nicht den Anforderungen von Tuttlingen entspreche. Es erwecke den Eindruck, als würde der Autofahrer zurückgedrängt. Ebenfalls keinen Bezug zu Tuttlingen sah ein Teilnehmer in der angedachten mäanderförmigen Dachkonstruktion. Tuttlingen sei eine Stadt der geraden Linien. Nicht mal die Donau fließe in einer solchen Form.
Der neue Busbahnhof selbst soll neun Haltestellen bekommen. Dies stellt eine Vergrößerung der Kapazität zu heute dar und bietet damit auch noch Reserven für die Zukunft. Im Gegensatz zu heute ist es auch nicht mehr vorgesehen, dass die Busse auf dem Vorplatz länger warten. Auf die Frage, wo denn dann, gab es wenig Spezifisches, vielleicht am Stadtgarten oder in der Eisenbahnstraße - Aus Sicht eines Busfahrers eventuell wenig erfreulich, gibt es doch am Bahnhof wenigstens ein WC und einen Bäcker.
Bezüglich der Zufahrt zum Busbahnhof, soll es den Bussen zukünftig möglich sein, über die zwei außenliegenden Haltestellen am Rückstau vor der Ampel vorbeizufahren. Es würde an der Einmündung zusätzlich eine Sonderampel für den ÖPNV installiert. Die Zufahrt für die Autofahrer aus Richtung Möhringen könnte irgendwann über eine eigene Abbiegespur realisiert werden. Bis dahin ist allerdings eine Ehrendrunde um den Kreisverkehr erforderlich.
Bei der Grünplanung wurde Wert auf viele Bäume gelegt, die auch eine gewisse Größe erreichen dürfen und damit die Dachkonstruktion harmonisch in den Ort einfügen werden. Besonders positiv ist, dass die wenigen um den Bahnhof verbliebenen alten Bäume in das neue Konzept übernommen werden können. Das ursprünglich direkt neben dem denkmalgeschützten Bahnhofsgebäude geplante Fahrradparkhaus wird daher, wenn überhaupt, auf dem kleinen freien Grundstück rechts neben dem Bahnhof in Richtung Stadt, entstehen. Vorerst ist es aber angedacht, eine Radstation im Bahnhofsgebäude selbst zu errichten. Der Investor für das Gebäude, welcher zwischenzeitlich ermittelt wurde, sei über jede Belebung des schwierigen Gebäudes dankbar. Vorstellbar wären Räumlichkeiten im Keller, eventuell auch im Abteil 42. Letzteres sei aber das "Filetstück" des Gebäudes und eigentlich zu Schade dafür.
Beim Thema Radfahrer wurde auch auf das Thema Unterführung eingegangen. Die Öffnung in Richtung Donau ist bekanntlich beschlossenen. Auf der Bahnhofsseite sei die Sache aber problematischer. Nachdem die Bahn aus nachvollziehbaren Gründen eine Rampe ablehnt, bleiben zum Transport der Fahrräder entweder die Aufzüge, was nicht favorisiert wird, oder ein Förderband entlang der Treppe.
Aus Sicht eines radfahrenden Teilnehmers sei die geplante Anfahrt aus Richtung der Stadt auf den Vorplatz gemein gefährlich. Es sei mit deutlich mehr Verkehr auf der kleinen Straße zu rechnen als bisher und so könne es zu gefährlichen Situationen mit unachtsamen Autofahrern beim Abbiegen von der B311 kommen. Dieser Einwand ist den Planern bereits bekannt und es wird aktiv nach Lösungen gesucht.
Der Großteil der Fragerunde wurde dem Thema Fußgängersicherheit bei der Querung der B311 in Richtung Aesculap gewidmet. Die Diskussion wurde stellenweise recht emotional geführt. Einige Teilnehmer sehen hier aufgrund der akuten Gefährlichkeit die Notwendigkeit für ein Brückenbauwerk oder eine Unterführung. Die Aussage, dass es dafür keine Mittel gäbe und die Planung schwierig sei, weil der Bund zu beteiligen ist, beschwichtigte nicht. Ursache der Gefährdung sei vor allem eine Häufung von Rotlichtverstößen. Auch eine intensivere Kontrolle der Einhaltung würde im Zweifelsfall keine Menschenleben retten, die an dieser Stelle schon geopfert wurden.
Der Baustart für das Projekt Bahnhofsvorplatz ist für Anfang 2023 geplant. Bei einem schnellen Planungsverlauf, würde noch im Herbst diesen Jahres mit dem Bau des Interimsbusbahnhofes begonnen werden. Dieser wird dann auf dem Areals des ehemaligen Güterbahnhofs entstehen und eine eigene Zufahrt zur B311 erhalten. Hier werden außerdem weiterhin die Parkplätze für die Bahnkunden bereitgestellt. Die dortigen Mitarbeiterparkplätze der Firma Aesculap werden mittelfristig vom Unternehmen nicht mehr benötigt und daher wegfallen. Die Stadt Tuttlingen plant das Gelände anschließend mit einem eigenen Parkhaus für ca. 200 Autos zu bebauen.
Viele Grüße
Sam7C7