Bahnkutscherforum

Hallo,

während der geneigte Fahrgast hier im Forengebiet (und darüberhinaus) auf quasi allen von der DB/RAB mit 650 bedienten Bahnstrecken in unschöner Regelmäßigkeit mit ausgefallenen oder verkürzten Zügen (derzeit überall ganz besonders in Mode: Solo-RS im Berufs- und Schülerverkehr) aufgrund des eklatanten Fahrzeugmangels mehr und mehr zur Überzeugung gelangt, zukünftig besser die Nutzung der Bahn zu meiden, geht man in unseren östlichen Nachbarländern den entgegengestzten Weg:

In Tschechien und der Slowakei besinnt man sich auf die Qualitäten der in Deutschland mittlerweile völlig verpönten 628 und überläßt ihnen, vorbildlich aufgearbeitet und hergerichtet, sogar Schnellzugleistungen, währenddessen man hierzulande in allgemeines Jammern verfällt und mit dem immergleichen (und verlogenenen) Argument, es wären einfach nicht mehr Fahrzeuge vorhanden, den Fahrgästen beispielsweise im Ammertal oder zwischen Tübingen und Horb oder auf der Bodenseegürtelbahn (die Liste läßt sich beliebig fortsetzen!) die täglichen unerträglichen Zustände, die eher an das Transportwesen eines Entwicklungslandes erinnern, als unvermeidlich zu verkaufen!

Uns so läßt man hierzulande lieber vorhandene Triebwagen auf Abstellgleisen vergammeln und gleichzeitig Züge ausfallen, anstatt pragmatisch und kundenorientiert zu handeln...
Aber solange die Installation von WLAN in den Zügen hierzulande das vorherrschende Thema ist, wird der Komfort eines Viehtransports sicher noch lange zum Standard einer Bahnfahrt zählen...

Aber seht selbst, was alles möglich ist, wenn man es Ernst meint mit einer attraktiven und zuverlässigen Eisenbahn:

https://www.drehscheibe-online.de/foren ... 30,8166569

Gruß
Tannenrainer

Der 628 hat mir schon immer gefallen. Und diese Lackierung ist auch klasse.

Reinhard

Hallo,

ins Karsdorf stehen jede Menge 628 mit abgelaufenen Fristen herum, aber die sind nicht mal eben für 5€ und in 2 Wochen wieder am Laufen. Insgesamt ist das einfach ein Fehlmanagement in der Ulmer Werkstatt. Keine Ahnung wer die dimensioniert hat aber das reicht halt hinten und vorne nicht.

Grüße Andreas

Lieber Tannenrainer,

natürlich stehen viele 628er auf Halde, aber die haben keine HU mehr. Ergo, müßten sie ins AW Kassel zu einer kompletten HU um sie wieder in Dient zustellen.
Dann müssen noch die Tf auf dem Fahrzeug geschult werden. Nur noch die wenigsten Lokführer in Tübingen haben überhaupt noch eine Ausbildung auf diesem Vt, und sind seit ewigen Zeiten nicht mehr mit dem Fahrzeug gefahren, d. h. sie brauchen eine Nachschulung. Und von den jetzigen Kutschern, ich schreibe bewusst nicht Tf, die nicht mal mit dem 650er richtig fahren können ganz zu schweigen. Die müssten komplett neu ausgebildet werden, und wegen 2Jahren, die man hier noch fährt, gibt die DB kein Geld mehr aus.
Beispiel, wenn man bei 7 Halten 6 mal den Anker(Magnetschienenbremse) braucht, sagt das schon viel über das Können aus.

Ohje, die 650er sind doch so einfach zu fahren. Dann würden die wahrscheinlich beim 626 grundsätzlich entweder vor, oder nach dem Bahnsteig zum stehen kommen. 628 ist bei mir auch schon 14 Jahre her. Kann ich (nicht mehr) mitreden.

Reinhard

Tübinger hat geschrieben:Lieber Tannenrainer,

natürlich stehen viele 628er auf Halde, aber die haben keine HU mehr. Ergo, müßten sie ins AW Kassel zu einer kompletten HU um sie wieder in Dient zustellen.
Dann müssen noch die Tf auf dem Fahrzeug geschult werden. Nur noch die wenigsten Lokführer in Tübingen haben überhaupt noch eine Ausbildung auf diesem Vt, und sind seit ewigen Zeiten nicht mehr mit dem Fahrzeug gefahren, d. h. sie brauchen eine Nachschulung. Und von den jetzigen Kutschern, ich schreibe bewusst nicht Tf, die nicht mal mit dem 650er richtig fahren können ganz zu schweigen. Die müssten komplett neu ausgebildet werden, und wegen 2Jahren, die man hier noch fährt, gibt die DB kein Geld mehr aus.

Hallo Tübinger,

das mag schon stimmen, daß all diese Maßnahmen (neue HU, Tf-Nachschulung etc.) Geld kosten, aber wenn denn nun mal der Auftrag lautet, Strecke Tübingen-Horb oder Tübingen-Herrenberg etc. zu bedienen, sprich, Reisende anständig und fahrplanmäßig zu befördern, dann kann es doch nicht angehen sich rauszureden, man hätte dafür nicht genügend Fahrzeuge bzw. kein für bestimmte Fahrzeuge ausgebildetes Personal... da machst Du es Dir meiner Meinung zu einfach!

Mit ein Witz, über den ich ganz und gar nicht lachen kann, ist beispielsweise, daß neuerdings im Allgäu und auf der östlichen Bodenseegürtelbahn (FN-Lindau) statt der bisher üblichen 628 nun fast ausschließlich 650 unterwegs sind... wo die wohl so plötzlich hergekommen sind? Etwa aus Tübingen? Dafür darf ich dann auf der Ammertalbahn morgens im Schüler- und Berufsverkehr mit 200 anderen Leuten in einem einzigen 650 zur Arbeit gondeln...

Und: Dort im Oberland wäre das Personal ja nach wie vor in der Lage, auf dem 628 zu fahren, ganz abgesehen davon, daß die dortigen Fahrpläne und Fahrzeiten locker sowohl mit dem 650 als auch 628 gefahren werden könnten... was ja hier mit den durchgepeitschten Leistungen wie Herrenberg-Urach etc. absolut nur mit dem 650 funktioniert (naja, oder auch nicht, so unzuverlässig wie`s in den letzten Wochen läuft!).

Tja, frei nach Loriot, früher war mehr Lametta... und irgendwie auch mehr Verlaß auf die Eisenbahn!

Gruß und gute Nacht
Tannenrainer

Hallo Tannenrainer,

ich muß dir in allem Recht geben.

Und, bitte - in den Stuttgarter Netzen wird auch noch die BR 147 ausgebildet, und, ab Juni 2019 ist Schluß damit.....also, for lau.

Was in Ulm und Tübingen abgeht, bzw eher NICHT GEHT spottet jeder Beschreibung.

Ja, ich war kürzlich in Ulm, und - "mußte" ein Gespräch unter ablösenden Tf belauschen ( im Zug sitzend), ich sag nur,

Gute Nacht DB, was hat man nur aus dir gemacht. Denn, das "Bordpersonal" muß nunmal alle Entscheidungen die die Verwaltung trifft

ausbaden.

Sehr bedauerlich, wirklich. Aber, die Strafzahlungen an das Land aufgrund Verspätung und Ausfällen müssen gewaltig sein!

Nur, ob`s was bringt, merkt das jemand bei den Verantwortlichen?

MFG Oli

Hallo Tannenrainer und Karl Müller,

ihr habt ja beide recht mit euren Meinungen, aber was sollen die "kleinen" Mitarbeiter vor Ort machen, wenn man von der Chefetage nur Knüppel zwischen die Beine bekommt. Irgendwann sagen die dann halt, L.m.A
Ich habe es hier schon vor ein paar Wochen geschrieben, dass das funktionierende Bw Tübingen seit der Eingliederung zur RAB systematisch niedergemacht wurde.
Nur ein kleines Beispiel, die Re aus Stuttgart kommen in Tüb. auf Gl.2 an, oft ist dann Tf Wechsel. Wenn dann der Tf der abgelöst wird, ohne Warnweste, über das Gl. 1 geht darf er dann vorreiten und bekommt eine Abmahnung, weil die "Oberen" nichts anderes zu tun haben als hinter dem Vorhang zu stehen und das zu Überwachen, und dann noch Prämien bekommen, wenn sie wieder einen erwischt haben.
Eine andere Problematik sind die vielen Krankmeldungen. Wenn man jedes 2. Wochenende arbeiten muss, und dann noch für einen anderen Kollegen auch noch am freien WE arbeiten soll, dann könnt ihr euch vorstellen, wieviele Hurra schreien und zum Dienst kommen. Vor kuzem war ich mal wieder in Lokleitung in Tüb. da war genau dieser Fall eingetreten, der Lokleiter zeigte mir die Liste von ca. 20 Leuten die er angerufen hat, und kein einziger war bereit zu kommen.

Zu den Fahrzeugen, die 650er die jetzt am Bodensee fahren wurden von der Brenzbahn abgezogen. Dort wurden sie von den 644er ersetzt.

Ich weiß, dass das Euch nicht zufrieden stellt, aber ich möchte nur aufzeigen wie die Lage wirklich ist.

Das Problem ist meiner Ansicht nach, dass seit Jahren von vielen EVU versucht wird, die Fahrzeuginstandhaltung betriebswirtschaftlich zu optimieren (natürlich als Folge des herrschenden Kostendrucks). Leider hat man in der ganzen Euphorie vergessen, den Fahrzeugen beizubringen, dass bitte immer das kaputtgehen soll, was man gerade als Ersatzteil auf Lager hat und möglichst auch noch dann, wenn gerade jemand da ist, der es reparieren kann

Auch diverse Werkstatt-Neubauten sind meiner Meinung nach viel zu klein (z.B. FIBA Ulm) für die Zahl der zu wartenden Fahrzeuge. Das führt zwangsweise dazu, dass Reparaturen entweder gar nicht durchgeführt werden können, oder alles was irgendwie möglich ist im Freien durchgeführt werden muss (auch im strömenden Regen, nachts mit Schummerbeleuchtung, bei Minusgraden), was die Motivation des ohnehin zu knappen Werkstattpersonals sicher nicht unbedingt erhöht.

Leider sind die Prioritäten auch seitens der Aufgabenträger meiner Ansicht nach etwas falsch gesetzt, solange Klimaanlage und WLAN wichtiger sind, als zuverlässige und pünktliche Züge wird sich nichts ändern, da kann ein 628 eben leider nicht mehr mithalten.

Saugkreisdrossel hat geschrieben:Leider sind die Prioritäten auch seitens der Aufgabenträger meiner Ansicht nach etwas falsch gesetzt, solange Klimaanlage und WLAN wichtiger sind, als zuverlässige und pünktliche Züge wird sich nichts ändern, da kann ein 628 eben leider nicht mehr mithalten.

Das ist genau der Punkt! Das trifft sprichwörtlich den Nagel auf den Kopf. Wenn Regio Ponale zahlen muss weil sie im Höllental statt eines Höllentäler 1.Kl. einen SWB 1.Kl. einsetzt, weil der gerade frei war, dann läuft was gewaltig falsch.

Grüße Andreas