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Re: Drei Mittelständler nehmen RAB die Buslinien ab

Verfasst: So 8. Feb 2015, 17:15
von DE 18
Hallo Fridinger,

ja der Landkreis Sigmaringen ist schon ein bisschen hinterm Mond^^.
Bei uns gibts halt auch kaum ordentliche Firmen und dass 2 von 4 Bundeswehrkasernen (und eine französische) dicht gemacht haben, verbessert die Situation nicht gerade. Schließlich waren Soldaten (vor allem junge) auch häufig am Wochenende Passagiere in den öffentlichen Verkehrsmitteln.

oT: Im ganzen Lkr Sigmaringen findet man nicht nur eine annähernd so große Industriegebietserweiterung wie die in Neuhausen ob Eck. (8 Betonfahrmischer auf einmal) Da sieht man doch, dass im Lkr. Tuttlingen wirklich was läuft. Hoffentlich kann die neue Sigmaringer Landrätin die Meisterbremser in ihrem Haus ein bisschen ankurbeln.

@Vielfahrer: Ich kenne die Geschichte ein bisschen anders. Immerhin wurden die Busfahrer wie Angestellte im öffentlichen Dienst behandelt. Das Gehalt hat sich
vielleicht nicht verschlechtert, wohl aber die Pension und so. Aber vorher war das wohl für viele schon einfach verdientes Geld.
Wenn der Verkehr wirklich eigenwirtschaftlich ist, alle Achtung. Da sind in der Gemeinde Ostrach außer Schüler nicht mehr viele Mitfahrer.
Aber auf den Kursen, die ich vor über 10 Jahren nach Sigmaringen fuhr, hat sich nicht wirklich was geändert. Und der Bus der die Linie 104 morgens ca. 6:45h von Levertsweiler über Ostrach nach Sigmaringen Hohenzollerngymnasium (da sind auch die ganzen Berufschulen) fährt (Ankunft 07:37), ist schon ca. 2004/05 von einem 12m- auf einen 15 Meter-Bus umgestellt worden.

Schönen Abend, Robert

Re: Drei Mittelständler nehmen RAB die Buslinien ab

Verfasst: So 8. Feb 2015, 17:33
von Vielfahrer
Hallo DE 18

Mit "eigenwirtschaftlich" meine ich, dass keine Schülerbeförderungsverträge oder sonstige Verträge bestehen. Klar hingegen ist, dass die Schüler wie andernorts auch ihre Fahrkarten vom Schulträger bezahlt bekommen und dafür einen Eigenanteil zu entrichten haben. Außerdem zählen die an den Kauf einer Zeitkarte des Ausbildungsverkehr gebundenen Zuschüsse nach § 45a Personenbeförderungsgesetz zu den Einnahmen im handelsrechtlichen Sinn, sind also als eigenwirtschaftlich zu betrachten.

Da liegt aber auch das Problem darin. Die Demographie - und ganz besonders in ländlichen und schwach strukturierten Räumen - führt dazu, dass immer mehr Schüler wegbrechen und damit dem Busverkehr die finanzielle Grundlage entzogen wird. Die Perspektive ist für diese Räume, was den öffentlichen Nahverkehr betrifft, recht schlecht. Die Landesregierung hatte deswegen ja beabsichtigt, den § 45a Personenbeförderungsgesetz, der auf vielen Linien im ländlichen Raum mindestens zu einem Drittel der Einnahmen im handelsrechtlichen Sinn führt, zu überarbeiten. Vorgesehen war, dass den Verkehrsunternehmen nur noch die Differenz zwischen Schülermonatskarte und Erwachenenmonatskarte ersetzt wird. Die überschießenden Beträge nach § 45a PBefG sollten in einen Topf kommen, aus welchem die Aufgabenträger anteilig (nach Fläche, Einwohnerzahl, Taktverkehrsdichte usw.) Gelder erhalten sollten. Diese hätten sie auch nötig gehabt, um die dann defizitären Buslinien weiterhin finanzieren zu können. Der Unterschied liegt jedoch darin, dass die defizitären Linien dann zunächst auszuschreiben gewesen wären und dann der günstigste Bieter und nicht zwangsweise ein Altkonzessionär zum Zuge bzw. zum Bus gekommen wäre.

Viele Grüße vom Vielfahrer

Re: Drei Mittelständler nehmen RAB die Buslinien ab

Verfasst: So 2. Jul 2017, 19:51
von 720-Schwarzwaldbahn
Vielfahrer hat geschrieben:Zum 1. September geht der umfangreiche Linienverkehr im Raum Biberach - Ochsenhausen - Tannheim - Memmingen - Kirchberg an der Iller - Kellmünz - Sinnigen - Erolzheim - Gutenzell - Maselheim - Biberach an die drei privaten Busunternehmen Bottenschein, Reinalter und Ertl. Jahrzehnte lang hat der RAB dort die Buslinien betrieben und dafür Zuschüsse in beträchtlicher Größenordnung benötigt. Die drei Busunternehmen haben nun ein erheblich besseres Fahrplanangebot im Takt erstellt und - man höre und staue - benötigen dafür keinen Zuschuss mehr. An den Fahrpreisen für die Kunden (DING-Tarif wird weiterhin angewandt) hat sich nichts geändert.
Seit Ende der Pfingstferien fährt die Fa. Ertl nicht mehr:
http://www.nvbc.de/wp-content/uploads/2 ... r-NVBC.pdf

Mittlerweile hat das Unternehmen Insolvenz angemeldet:
https://www.firminform.de/unternehmen/E ... en/2615400

Re: Drei Mittelständler nehmen RAB die Buslinien ab

Verfasst: Mo 3. Jul 2017, 08:23
von R.T.B.
Hier noch ein Zeitungsartikel aus der Lokalzeitung zu dem Thema:
http://www.schwaebische.de/region_artik ... d,168.html

Re: Drei Mittelständler nehmen RAB die Buslinien ab

Verfasst: Mo 3. Jul 2017, 22:54
von champagnierle
Hi,
sollte jemand die offizielle Insolvenzbekanntmachung interessieren, so kann man sie über das Justizportal des Bundes http://www.insolvenzbekanntmachungen.de suchen.
Auch wenn die Firma Ertl beim AG Ulm registriert ist, so muss man doch über das Land "Baden-Württemberg" und das Amtsgericht "Ravensburg" suchen.
"Detail-Suche" auswählen und beim Namen "Ertl" eingeben.

Nichtsdestotrotz drücke ich allen Beteiligten, vor allem aber den Angestellten, die Daumen, dass es gut ausgeht! *daumenhoch*

Einen schönen Abend

Marc

Re: Drei Mittelständler nehmen RAB die Buslinien ab

Verfasst: Mi 29. Nov 2017, 22:07
von Vielfahrer
Wenn ich es richtig verfolgt habe, dann haben die drei Mittelständler (bzw. die zwei ohne Ertl, der insolvent gegangen ist) am 30.11.17 ihre letzten Busfahrten zu bedienen. Sie verlieren ihre Leistungen an die Fa. Bayer aus Ehingen, die im Rahmen einer erforderlichen Ausschreibung offenbar erneut das beste Angebot unterbreitet hat. Bayer wird ab dem 01.12.17 mit rund 50 Busfahrern den östlichen Landkreis Biberach bedienen. Bin gespannt, wie der öffentliche Nahverkehr dann läuft. Gerüchten zufolge soll bei den bisherigen Betreibern nicht alles optimal gewesen sein. Aber auch bei den Kommunen scheint der Stellenwert des Nahverkehrs nicht sonderlich geschätzt zu sein. Wie ist es sonst erklärbar, dass auf den Homepages der Gemeinden, z.B. der Stadt Ochsenhausen, als Fahrplaninfo Daten aus dem Jahr 2014 online sind. Bei vielen anderen Gemeinden gibt es gleich gar keine Hinweise auf das Angebot von Bus und Bahn. Am besten sind noch diejenigen Kommunen aufgestellt, die auf den DING-Verbund verweisen.

Viele Grüße vom Vielfahrer

Re: Drei Mittelständler nehmen RAB die Buslinien ab

Verfasst: So 10. Dez 2017, 12:02
von Villinger
Auf der Homepage des RBS habe ich gerade gesehen, dass denen im Landkreis Böblingen auch erhebliche Leistungen weggebrochen sind. RBS hat früher bzw. eigentlich bis gestern den Flughafenbus Tübingen-Echterdingen gefahren, ab heute übernimmt das wohl ein Mittelständler (Müller aus Stuttgart), entstanden durch ein Vergabeverfahren.

Aufgefallen ist mir das nur, weil ich bei Naldo die Fahrpläne durchgeschaut habe und mir das Kürzel "FMO" noch nicht sonderlich viel sagen konnte. Hier im Lande wiederum fällt immer noch auf, dass im DB-RIS völlig andere Fahrplandaten auf der Buslinie 50 Tuttlingen-Sigmaringen eingetragen sind (nämlich die aus der letzten Fahrplanperiode), als Tuticket das kommuniziert hat.

Re: Drei Mittelständler nehmen RAB die Buslinien ab

Verfasst: So 10. Dez 2017, 12:23
von Vielfahrer
Hallo Fridinger,

bei FMO handelt es sich zwar nicht um den RBS aber um eine der RBS nahestehende Firma. Weil die Löhne "zu hoch" beim RBS sind, wurde die Tochterfirma FMO gegründet. Hier sind die Lohnkosten deutlich niedriger. Eine Entwicklung, die man nicht gut finden kann.

Viele Grüße vom Vielfahrer

Re: Drei Mittelständler nehmen RAB die Buslinien ab

Verfasst: So 10. Dez 2017, 13:29
von 720-Schwarzwaldbahn
Vielfahrer hat geschrieben:Hallo Fridinger,

bei FMO handelt es sich zwar nicht um den RBS aber um eine der RBS nahestehende Firma. Weil die Löhne "zu hoch" beim RBS sind, wurde die Tochterfirma FMO gegründet. Hier sind die Lohnkosten deutlich niedriger. Eine Entwicklung, die man nicht gut finden kann.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Die FMO wurde 2001 als 100%ige Tochter von der RBS übernommen, gegründet wurde sie bereits 1928 von Friedrich Müller.
FMO
Bisher war die FMO vor allem im Landkreis Schwäbisch Hall sowie im nördlichen Ostalbkreis aktiv.

Neben den Linien im Lkr. Böblingen wurden bzw. werden zum 1. Januar noch Linien im Raum Bühl von der RVS (Südwestbus) und im Landkreis Ludwigsburg von der RBS übernommen.

Re: Drei Mittelständler nehmen RAB die Buslinien ab

Verfasst: So 10. Dez 2017, 20:30
von Saugkreisdrossel
720-Schwarzwaldbahn hat geschrieben:
Die FMO wurde 2001 als 100%ige Tochter von der RBS übernommen, gegründet wurde sie bereits 1928 von Friedrich Müller.
FMO
Bisher war die FMO vor allem im Landkreis Schwäbisch Hall sowie im nördlichen Ostalbkreis aktiv.

Neben den Linien im Lkr. Böblingen wurden bzw. werden zum 1. Januar noch Linien im Raum Bühl von der RVS (Südwestbus) und im Landkreis Ludwigsburg von der RBS übernommen.
Das erklärt auch, weshalb mir auf den besagten Linien 826/828 seit ein paar Wochen vermehrt DB-Busse mit Schwäbisch Haller Kennzeichen und ohne "Regiobus Stuttgart"-Beschriftung auffallen ...

Das Gründen neuer "Niedriglohntöchter" ist leider eine Mode in letzter Zeit, so hat die neugegründete Transdev-Tochter WBG letztes Jahr der RBS im Raum Kirchheim einige Linien abgenommen, während die Transdev-Tochter OVR im Raum Nürtingen Linien an die Firma Bader verloren hat.