Elektrifizierung Höllentalbahn bis Donaueschingen

Alles zur Strecke Freiburg - Donaueschingen kann hier rein.
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GP4Flo
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Re: Elektrifizierung Höllentalbahn bis Donaueschingen

Beitrag von GP4Flo »

Der Ausbau ist absolut positiv zu bewerten. Ich denke, dass auch die Fahrzeit Villingen- Freiburg sinken wird:
- Wegfall des Umstiegs in Neustadt: 6 min
- Schnellere Ein- und Ausfahrt in Neustadt (60 km/h statt 20 km/h): ca. 1 min
- Schnellere Einfahrt in Freiburg Hbf (60 km/h statt 30 km/h): ca. 1 min
- Bessere Beschleunigung der Triebwagen, kürzere Haltezeiten durch breite Türen: ca. 2 min

Macht alles in allem also rund 10 Minuten kürzere Fahrzeit. Wobei natürlich viel davon abhängt, wie die Kreuzungsstellen gestaltet werden (fliegend mit Doppelgleisabschnitten oder stehend). Statt 1:40 dürfte man nach dem Ausbau wohl in ca. 1:30 in Freiburg sein. Verglichen mit den 1:09, die mir Google Maps für das Auto ausgibt (bei idealen Bedingungen ohne Stau in Freiburg auf der B31) ist das Angebot also durchaus konkurrenzfähig.

Vielleicht schafft man es auf lange Sicht ja sogar die hintere Höllentalbahn durch Neubauabschnitte parallel zur B31 weiter zu beschleunigen. Dann wäre die Bahn auch deutlich schneller als das Auto.
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Re: Elektrifizierung Höllentalbahn bis Donaueschingen

Beitrag von KBS720 »

GP4Flo hat geschrieben:Vielleicht schafft man es auf lange Sicht ja sogar die hintere Höllentalbahn durch Neubauabschnitte parallel zur B31 weiter zu beschleunigen. Dann wäre die Bahn auch deutlich schneller als das Auto.
Das wäre wohl sinnvoll, da die Strecke da ja ziemliche Umwege fährt. Aber das hat man halt damals so gemacht.

Grüße Andreas
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Bahner

Re: Elektrifizierung Höllentalbahn bis Donaueschingen

Beitrag von Bahner »

Naja, 1:09 mit dem Auto fährt auch nur Google Maps.
Ich bin mal einen 4 Wochen Block jeden Tag mit dem Auto nach Freiburg gefahren, bin bin eigtl. immer in weniger als einer Stunde in Freiburg gewesen.
Allerdings hab ich den guten alten Ford Fiesta alles abverlangt :daumen hoch:
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Re: Elektrifizierung Höllentalbahn bis Donaueschingen

Beitrag von KBS720 »

Eben ich habe die Google Angabe bereits einmal um 10min unterboten. :pfeifen:
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Betriebsbahnhof

Re: Elektrifizierung Höllentalbahn bis Donaueschingen

Beitrag von Betriebsbahnhof »

Google-Maps ist immer vorsichtiger und vor allem hält sich diese Angabe an alle Geschwindigkeitsbeschränkungen und Verkehrsregeln, was ich bei vielen bezweifle und wenn es im 80er-Bereich 100 sind, auch das bringt hochgerechnet wieder Zeit.
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Re: Elektrifizierung Höllentalbahn bis Donaueschingen

Beitrag von wolfgang65 »

@ GP4Flo - Wie kommst Du denn auf diese Werte

- Wegfall des Umstiegs in Neustadt: 6 min
derzeitige Umsteigzeit laut Bahn.de 5min und halten muss der Zug ja immer noch also 2-3 min

- Schnellere Ein- und Ausfahrt in Neustadt (60 km/h statt 20 km/h): ca. 1 min
Warum? Halten muss er doch auch?

- Schnellere Einfahrt in Freiburg Hbf (60 km/h statt 30 km/h): ca. 1 min
Hier genauso Warum?

- Bessere Beschleunigung der Triebwagen, kürzere Haltezeiten durch breite Türen: ca. 2 min
Wieso Triebwagen??? Wie soll der tägliche Ansturm zw. Freiburg und Titisee (von Sonntag ganz zu schweigen) denn mit "kleinen" Triebwagen erledigt werden. Sonntags würde da wohl nicht mal mehr die Bahnsteiglänge reichen....

Will man die Kapazitäten tatsächlich verringern? Wie gesagt meines Wissens lässt die Steilstrecke im jetzigen Zustand nicht deutlich mehr Zugfahrten zu
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Re: Elektrifizierung Höllentalbahn bis Donaueschingen

Beitrag von GP4Flo »

wolfgang65 hat geschrieben:@ GP4Flo - Wie kommst Du denn auf diese Werte
- Die Umstiegszeit in der Gegenrichtung liegt bei 7 Minuten.

- Wegen des kurzen Durchrutschweges darf in Neustadt ab dem Einfahrtssignal nur mit verminderter Geschwindigkeit eingefahren werden. Wenn die Züge durchfahren fällt diese Beschränkung weg, da alle Signale grün sind.

- Das selbe gilt für Freiburg. Momentan schleichen die Züge ab dem Einfahrtssignal (in Höhe der Waschanlage) mit 30 km/h anstelle der möglichen 60 km/h. Vergleicht man die Fahrzeit Wiehre-Freiburg mit der Gegenrichtung, so beträgt der Unterschied genau eine Minute.

- Ich gehe mal davon aus, dass man Doppelstocktriebwagen verwenden wird. Diese beschleunigen deutlich besser als ein 611er oder 628er. Der Einstieg dürfte durch höhengleiche Bahnsteige auch schneller von statten gehen.

- Die Kapazität soll nicht verringert sondern erhöht werden. Zwischen Gottenheim und Himmelreich 15-Minuten Takt und auch 3 Züge pro Stunde nach Titisee (mit Kreuzung am Hirschsprung) sind im Gespräch.
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Re: Elektrifizierung Höllentalbahn bis Donaueschingen

Beitrag von Vielfahrer »

Nach meinem Kenntnisstand wird sich die Fahrzeit Freiburg - Donaueschingen nicht entscheidend ändern. Grund ist ja, dass die Strecke eingleisig ist und nur der Fahrdraht gezogen wird bzw. die Bahnsteige auf 55 cm Niveau gebracht werden, aber keine Doppelspuren und ähnliches vorgesehen sind. Dies geht schon alleine aus den höchst moderaten Kosten hervor. Die Züge werden aber im Sinne einer S-Bahn zusätzliche Halte bekommen, beispielsweise in Bachheim, Unadingen, Hüfingen-Mitte.
Wie Betriebsbahner weiter oben schrieb, liegt der wichtigste Gewinn darin, dass man nicht in Neustadt umsteigen muss. Gerade derjenige, der geschäftlich oder beruflich viel unterwegs ist, weiß das besonders zu schätzen, weil man sonst ständig sein Notebook zuklappen muss usw. und sich beim Umsteigen einen neuen Platz suchen muss. Kann man jedoch umsteigefrei durchfahren, so wiegt das schwer. Nicht umsonst spricht man in der Verkehrsplanung von einem sog. Umsteigewiderstand. Empirisch kann man beispielsweise feststellen, dass Fahrgäste sitzen bleiben, wenn sie durch einen Umstieg nur eine oder zwei Minuten schneller am Ziel wären. Wenn aber der mit dem Umstieg zu erwartende Zeitgewinn bei ca. 10 Minuten liegt, dann leeren sich ganze Züge und alle steigen um. Im Umkehrschluss ergibt sich hieraus, dass ein Umsteigewiderstand besteht, der bei ca. 5 - 10 Minuten Reisezeit liegt.

Weiter muss man sehen, dass es bei der Schaffung durchgängiger Züge um die Zielgruppe der Autofahrer hauptsächlich geht. Wenn da in Villingen das Ziel Freiburg oder Breisach drauf steht, so ist und wirkt das einfach anders, als wenn Bräunlingen draufsteht, wo man dann in Donaueschingen nach Neustadt umsteigen muss und dort schon wieder nach Freiburg. Eine umsteigefreie Direktverbindung Oberzentrum - Oberzentrum hat schon was für sich.
Das zweite, hier nicht ausführlich diskutierte Argument sind die besseren zeitlichen Verfügbarkeiten, also die höhere Taktdichte mindestens zur Hauptverkehrszeit und das bessere Angebot während der Schwachlastzeiten, also am frühen Morgen bzw. am späten Abend.

Diese Gründe haben die politisch Verantwortlichen dazu bewogen, Kreisgelder für einen Fahrdraht der Bahn auszugeben, eigentlich eine merkwürdige Verwischung von Zuständigkeiten und besonders beachtlich vor dem Hintergrund schwieriger Finanzlagen bei den Landkreisen.

Wer in der Sitzung war und beispielsweise bei den vorangegangenen Tagesordnungspunkten Jugendhilfe zugehört hat oder weiß, dass auch Landkreise für die zunehmende Demenz der immer älter werdenden Bevölkerung entsprechende Vorsorge tragen müssen und dann die demographische Entwicklung zur Kenntnis nimmt, derzufolge der Schwarzwald-Baar-Kreis landesweit nach dem Stadtkreis Baden-Baden der Landkreis mit der ältesten Bevölkerung ist, der ahnt, wofür man Finanzmittel des Landkreises eigentlich einsetzen muss. Umso mehr ist es positiv zu werten, dass die Kreisräte im Ausbau der Schiene eine Infrastrukturverbesserung sehen, die die Mobilität der hier ansässigen Bevölkerung stärkt und eventuell auch dazu beiträgt, dass weniger abwandern und vielleicht der eine oder andere hierher einpendelt oder sich gar infolge attraktiver Verkehrsstrukturen Firmen mit Arbeitsplätzen hier niederlassen.

Völlig wurscht ist es den meisten Kreistagsmitgliedern bestimmt, mit welchem Zugtyp die Fahrgäste befördert werden. Und das mit den Fahrzeiten darf man auch nicht überinterpretieren. Ich war heute auf einer anderen Sitzung, bei welcher es darum geht, eine Buslinie durch eine Schienenverbindung zu ersetzen, wobei díe Fahrzeit von 22 bzw. 28 Minuten mit dem Bus auf 34 Minuten mit dem Zug steigt. Trotzdem haben die Gutachter eine sehr starke Zunahme der Verkehrsnachfrage prognostiziert. Diese kommt nur zu 20% vom Busverkehr, aber zu 80% vom PKW. Es kommt eben darauf an, wie das Verkehrsangebot ausgestaltet ist, ob es zuverlässig und pünktlich verkehrt. Im Grunde geht es da um den Schienenbonus: Autofahrer, so führte einmal der Vorsitzende des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen, Dieter Ludwig aus, steigen gerne in einen Zug ein. In einen Bus eher nicht, weil sie dort nicht vorne links sitzen können. Ensprechende Untersuchungen in Karlsruhe haben ergeben, dass in den Bussen 4% Fahrgäste sitzen, die im Prinzip über einen PKW hätten verfügen können. Im Zug aber sitzen in Karlsruhe 40% Fahrgäste, die über einen PKW verfügen.

Aus diesem Grund ist die Investition in das Verkehrssystem Schiene als Verbindungsachse zwischen zwei Oberzentren absolut stimmig.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Lueger
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Re: Elektrifizierung Höllentalbahn bis Donaueschingen

Beitrag von Lueger »

Vielen Dank für die aufschlussreichen Erklärungen!
Für die Höllentalbahn in Verbindung mit der Donautalbahn bedeutet dies aber gleichzeitig wohl das endgültige Ende einer durchgehenden überregionalen Linie, ich kann mir nicht vorstellen, dass künftig noch von Ulm nach Freiburg so gefahren wird, auch nicht von geizigen Zuschlagssparern. Schon von Sigmaringen nach Freiburg halte ich es für nicht sehr spassig, wenn künftig noch weitere Halte eingelegt werden - in Hausen wird schon neu gehalten, über im Grunde notwendige weitere Stationen wie Gutmadingen wurde hier schon geschrieben.
Als die damalige Bundesbahn die Verbindung als RSB auf 628er umstellete wurden viele bisherige Anschlussmöglichkeiten aufgegeben, in Tuttlingen fand beispielsweise eine Systemkreuzung (im Nullknoten) statt, ohne irgend einen direkten Anschluss. Diese bestehen heute, und das ist erfreulich, dafür wird der "Fernreisende" aber doch eher abgeschreckt.
Zuletzt geändert von Lueger am Do 26. Mai 2011, 21:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Elektrifizierung Höllentalbahn bis Donaueschingen

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Lueger,

ich sehe das leider ähnlich, dass die Ost-West-Achse Ulm - Freiburg durch diese S-Bahn-Konzeption deutlich entwertet wird, was den weiträumigen Verkehr betrifft. Zwar wird er dadurch nicht langsamer, aber "gefühlt" langsamer. Schon heute allerdings ist die Verbindung via Sigmaringen - Tuttlingen - Donaueschingen eigentlich langsamer als andere Alternativen (via Stuttgart - Karlsruhe oder via Friedrichshafen - Basel). Wesentlich ist aber nicht nur eine Betrachtung der Endpunkte, sondern auch die Funktion der Strecke für die diversen zentralen Orte, als da wären Blaubeuren, Ehingen/Donau, Riedlingen, Mengen, Sigmaringen, Tuttlingen, Donaueschingen, Titisee-Neustadt.
Diese Orte sind auf gute Verbindungen nach Ulm bzw. nach Freiburg angewiesen. Gleichwohl, die Elektrifizierung ist nur im Rahmen der S-Bahn-Konzeption der Regio Freiburg möglich geworden.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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