Elektrifizierung der Höllentalbahn

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R.T.B.
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Re: Elektrifizierung der Höllentalbahn

Beitrag von R.T.B. »

Hallo,

das ist ein interessantes Thema.

Da die EBA-Tunnelrichtlinie nur anzuwenden war, wenn ein Tunnel neu gebaut wurde oder bei Umbauarbeiten wesentlich in die Tunnelkonstruktion eingegriffen wurde, galt diese für Bestandstunnel nicht. Die Bahn hatte sich daher entschieden, 22 Bestandstunnel im Sinne des Sicherheitskonzepts nachzurüsten, Merkmal war. u.a., dass die Länge des Tunnels mehr als 1000m und so die Fluchtweglänge also mehr als die lt. Richtline vorgesehenen 500m betrugen. Man hat dann verschiedene Dinge (Rettungsplätze, Stromversorgung, Kennzeichnung, Lagerung von solchen Rolldraisinen...etc.) dort eingebaut.
Bei 13 oder 14 Tunneln zeigten sich aufgrund der Lage und des schlechten Zuganges aber u.a. Probleme, Mannschaft und Material zum Portal zu bringen.
Zu diesem Zwecke wurde den örtlichen Feuerwehren von der DB diese Zwei-Wege-Fahrzeuge überlassen. Da Einsätze in Tunneln nicht sehr oft vorkommen, wurde darauf geachtet, dass diese Fahrzeuge auch im Alltag von den Feuerwehren genutzt werden können, es also nicht nur ein Spezialfahrzeug für Tunnel ist. Im Einsatzfall fährt das Ding dann rückwärts an den Tunnel, sodass Material ausgeladen werden kann. Diese Fahrzeuge sind jetzt also nicht die Allzweckwaffe gegen den Tunnelbrand, sondern sind nur eine kleine Hilfe und ein Baustein im Sicherheits- bzw. Rettungskonzept. In die Röhre an sich fährt man damit bei einem Brand wohl eher nicht. Denn dann geht der Motor schlicht und einfach aus, da der ja Sauerstoff benötigt.
In der Fachwelt sind diese Fahrzeuge aber ziemlich umstritten, eine große Berufsfeuerwehr (wo ist mir entfallen) z.B. hat komplett darauf verzichtet. Es ist schon etwas länger her, dass ich mit dem Thema zu tun hatte. Nach wie vor dürfte aber vor allem Prävention (also das Verhindern eines Brandes, insbesondere durch die technischen Brandschutznormen, die Fahrzeuge zu erfüllen haben) und im Falle des Falles die Selbstrettung haben.

@vielfahrer: War das mit diesem Fahrzeug jetzt nur so von Dir eingeworfen oder wurde dieses Fahrzeug, was die Feuerwehr St. Georgen besitzt, tatsächlich im Zusammenhang mit dem Dögginger Tunnel erwähnt? Würde mich stark wundern, wenn man für die Feuerwehr Döggingen so ein Teil anschaffen will.
Vielfahrer
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Re: Elektrifizierung der Höllentalbahn

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo R.T.B.,
das mit dem St. Georgener Fahrzeug habe ich natürlich nicht selbst aufgebracht sondern in der Diskussion vernommen. Vielmehr muss es so gewesen sein, dass bei dem Dögginger Tunnel ähnlich wie bei der Schwarzwaldbahn (daher St. Georgen) die örtliche Feuerwehr sich Rettungskonzepte für die Tunnel überlegt hat und über eine entsprechend taugliche Ausrüstung verfügt. Der Dögginger Tunnel ist über 500 Meter lang (übrigens ändert sich da durch die Elektrifizierung nichts, also die Gefahr besteht eigentlich schon heute), so dass man sich entsprechende Konzepte überlegen muss. Wenn das so wie bei der Schwarzwaldbahn machbar ist, wäre das sicherlich viel preiswerter als wie wenn man den Tunnel mit Fluchtstollen usw. ausstatten müsste. Offenbar wurde von Ingenieursseite angedeutet, dass man so verfahren könne wie etwa im Falle St. Georgens. Die vier anderen Tunnel sind wesentlich kürzer. Dort gelten dann leichter umsetzbare Randbedingungen. Insgesamt gab es zu der Tunnelfrage viele Seiten an Informationen in den entsprechenden Vorlagen, auch Fotos aus dem Tunnel, Fotos von Bohrkernen, Querschnittszeichnungen mit und ohne Stromschiene, Längsschnitte mit Angaben zur Überdeckung usw. Ich kann das nicht alles ausführen, da mir der technische Sachverstand dazu fehlt, habe aber den Eindruck gewonnen, dass man da auf einem guten Weg ist.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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Hannes
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Re: Elektrifizierung der Höllentalbahn

Beitrag von Hannes »

R.T.B. hat geschrieben:In der Fachwelt sind diese Fahrzeuge aber ziemlich umstritten, eine große Berufsfeuerwehr (wo ist mir entfallen) z.B. hat komplett darauf verzichtet. Es ist schon etwas länger her, dass ich mit dem Thema zu tun hatte. Nach wie vor dürfte aber vor allem Prävention (also das Verhindern eines Brandes, insbesondere durch die technischen Brandschutznormen, die Fahrzeuge zu erfüllen haben) und im Falle des Falles die Selbstrettung haben.
In dieser Hinsicht ist noch erwähnenswert, dass ja beim Albabstiegstunnel der NBS Wendlingen-Ulm eine feste Fahrbahn zum Einsatz kommt, die schienenkopfbündig ist, um so im Notfall mit normalen Straßenfahrzeugen in den Tunnel gelangen zu können. Im Katzenbergtunnel ist es ja auch so und auch die Tunnel auf der Bestandsstrecke um den Isteiner Klotz sollen im Rahmen der Sanierung so umgerüstet werden. Ich würde das daher auch für einen gangbaren Weg für den Dögginger Tunnel halten, was sowas kostet, weiß ich allerdings nicht. Da dürfte die Beschaffung einer Zweiwegeeinrichtung aber wohl deutlich günstiger zu haben sein.

Grüße, Hannes
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