Spurensuche in der Munast (Ebingen West) (9B)

Sonstiges, worüber man sich das "Maul" zerreisen kann.
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Friederich
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Spurensuche in der Munast (Ebingen West) (9B)

Beitrag von Friederich »

Servus liebe Forengemeinde,

angeregt durch eine Diskussion bei einem Bahnhofrätsel über die ehemalige Kreuzungsstelle Ebingen West, habe ich mich entschlossen, mich dort mal umzusehen. Zuerst ging es aber ins Albstädter Archiv, und siehe da, ich wurde fündig. Herr Guido Motika hat ein mehrbändiges Werk über den Bau und den Betrieb der Zollernbahn geschrieben. In diesem Buch habe ich auch folgende Bahnhofspläne gefunden:

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Sie zeigen die verschiedenen Bauzustände der Betriebsstelle Ebingen West, und haben nix mit dem heutingen Kreuzungspunkt Albstadt-Ebingen West zu tun, außer dass die Einfahrtsweiche aus Richtung Tübingen fast an derselben Stelle liegt, wie die Weiche damals.

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Hier am km 56,5 hat einmal die Einfahrtsweiche aus Richtung Tübingen gelegen.


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Ein paar Meter weiter ist im Gras und unter Moos noch das Schotterbett zu erkennen. Vor allem, wenn man drüber läuft, spürt man die Steine.


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Dies ist ein Panorama aus drei Bildern in der Ansicht von Norden. Links im Bild ist der Posten 58 zu erkennen, die Gleise liegen in diesem Blickwinkel vor dem Häuschen. Rechts davon sind die Baracken der ehemaligen „Munast“ (Munitionsanfertigungsstelle) gestanden. Selbige wurden 1916 – mitten im Ersten Weltkrieg – von Kriegsgefangenen und Arbeitssoldaten gebaut.


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Der „Posten 58“ im heutigen Bauzustand von der Straßenseite aus gesehen.


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Hier das Wärterhäuschen von der Gleisseite aus, mit Blickrichtung Ebingen.

Hier möchte ich mich recht herzlich bei der Bewohnerin des Hauses bedanken. Zum einen für das lange Gespräch welches wir hatten, und zum anderen für die Genehmigung, die Bilder im Internet zu zeigen. Wenn ich sie recht verstanden habe, war das Gebäude ursprünglich kleiner, und zwar stand nur der Teil, welcher mit dem Giebel zu den Gleisen zeigt. Der zweite Teil wurde später dazu gebaut. Leider habe ich es versäumt zu fragen, wann das war.


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Dieses Foto zeigt die Fundamente der „Blockbude“, welche 1967, nach der Schließung des Ausweichbahnhofs, abgebrochen. Von hier aus wurden die 2 Weichen und 6 Signale gestellt. Auch die Schranken eines Felwegüberganges bei km 57,32 wurden von hier aus bedient.


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Hier ist nun die heutige Situation mit Blickrichtung Balingen gezeigt. Fotostandort ist bei km 56,8. Hinter den Tannen verbirgt sich das Wärterhäuschen. Der Kran gehört zu einer Baustelle. Dort wird ein neuer Fußgängerüberweg gebaut. Der alte ist nur mit Drehkreuzen gesichert. Auf dem Grünstreifen zwischen dem Weg und dem Gleis lag ursprünglich das Parallelgleis des Gleisanschlusses der Munast. Dies ist auch an den Schottersteinen unter dem Grünzeug zu erkennen.


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Zum Schluß noch ein Blick in Richtung Ebingen. Hinter der Brücke liegt der heutige Haltepunkt Albstadt-Ebingen West.

So, das war's für heute. Ich hoffe Euch nicht gelangweilt zu haben.

Grüßle
Friederich
Betrachte jeden Augenblick wie eine schöne Blume, dann wird jeder Tag wie ein schöner Strauß.
Karl Ferdinand Gutzkow
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Re: Spurensuche in der Munast (Ebingen West) (9B)

Beitrag von KBS720 »

Danke für diese interessante Doku

Gruß Andreas
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Stinkt und macht en hufe Krach, 218 des isch halt ä Sach
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Friederich
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Re: Spurensuche in der Munast (Ebingen West) (9B)

Beitrag von Friederich »

Bitte, bitte, gern geschehen.

Grüßle
Friederich
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Karl Ferdinand Gutzkow
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Re: Spurensuche in der Munast (Ebingen West) (9B)

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Friederich,

vielen Dank für den höchst interessanten Beitrag über die Munast. Meine "Zeitrechnung" bei der Zollernbahn beginnt mit dem 01.08.1983, also dem Tag, an welchem in Baden-Württemberg die finanzielle Zuständigkeit für den Schülerverkehr vom Land, sprich von den Regierungspräsidien, gemäß dem Subsidaritätsprinzip an die Landkreise deligiert wurde. Ab da kenne ich mich, so schätze ich das ein, gut aus.
Ich habe allerdings nach 6 Jahren Beratertätigkeit den Zollernalbkreis damals verlassen und mich u.a. über SMA+Partner AG beim Projekt Nahverkehr Neu in Darmstadt engagiert, also dem Pilotprojekt Integraler Taktfahrplan im Südwestraum und an der Umsetzung des sog. Allgäu-Schwaben-Takts mitgewirkt. Im Rahmen dieses Projekts haben wir intensiv und offen über alle Strecken im Südwesten diskutiert (Raum München - Augsburg - Ulm - Stuttgart - Karlsruhe - Freiburg - Basel - Singen - Lindau - Garmisch - München). Das war eine mehr als spannende Zeit, in welcher ich unheimlich viel lernen konnte und Kontakte zu zahlreichen engagierten Bahnvertretern und Behördenvertretern knüpfen konnte, die heute leichtfertig von manchen als "Lügenpack" verunglimpft werden.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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