Droht Eisenbahnviadukten das Aus?

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Droht Eisenbahnviadukten das Aus?

Beitrag von Rangierer »

Freudenstadt. "Die Bahn muss umgehend handeln – Brücke bei Freudenstadt muss ersetzt werden." Die Landtagsabgeordnete der Grünen, Beate Böhlen, weist auf den schlechten Zustand von Viadukten hin und befürchtet im Extremfall sogar Streckensperrungen.

Gemeint sind vor allem die drei großen Eisenbahnviadukte bei Wittlensweiler (Ettenbachviadukt), Grüntal (Stockerbachviadukt) und Aach (Kübelbachviadukt) auf der Strecke Freudenstadt-Eutingen. In einer Pressemitteilung weist die Grünen-Abgeordnete speziell auf das Stockerbachviadukt hin und schreibt, dass dieses bei der deutschen Bahn in die schlechteste interne Kategorie vier eingestuft wurde. Kategorie vier bedeutet, dass gravierende Schäden am Bauwerksteil der Brücke vorliegen, die die Sicherheit zwar nicht beeinflussen, aber eine wirtschaftliche Instandsetzung ausschließen. Deshalb fürchtet die Abgeordnete, dass es für die Fahrgäste zu erheblichen Beeinträchtigungen bis hin zu Streckensperrungen kommen könnte, was laut Böhlen ein schwerer Rückschlag für den Nahverkehr wäre.

Beate Böhlen beruft sich auf die Antwort auf eine kleine Anfrage der Grünen im Bundestag, in der die Partei unter anderem wissen wollte, wie viele und welche Eisenbahnbrücken in Baden-Württemberg dringend sanierungsbedürftig sind.

Nach einer Aufstellung der DB Netz AG, die den Abgeordneten zur Verfügung gestellt wurde, sind in Baden-Württemberg 101 von 3008 Brücken in der schlechtesten Zustandskategorie vier, darunter 17 Brücken des sogenannten Freudenstädter Sterns. Darunter sind auch die drei großen Viadukte in Wittlensweiler, Grüntal und Aach.

Ein Blick zurück: Schon einmal schien an diesen drei Bauwerken das Schicksal der gesamten Bahnlinie Hausach-Freudenstadt-Eutingen zu hängen. Mitte der 70er-Jahre kursierten Sanierungskosten von zehn bis 40 Millionen Mark für die drei Brücken. Aus diesem Grund machte das Schreckgespenst Stilllegung die Runde.

Dies hielt über Jahre hinweg an, bis es 1985 zu einer Vereinbarung zwischen der Deutschen Bahn, dem Land und den Kreisen Freudenstadt, Rottweil und Ortenaukreis über den zehnjährigen Weiterbestand der Strecke kam. Anfang/Mitte der 90er-Jahre gab es dann noch die Initiative Streckenerhalt, die ebenfalls für die Bahnlinie kämpfte. Eine der treibenden Kräfte war der damalige Bürgermeister von Alpirsbach, Peter Dombrowsky. Ab etwa 1995 war die Streckenstilllegung vom Tisch. Doch das Problem der maroden drei Viadukte blieb. Auf dem Stockerbach- und Kübelbachviadukt wurden Langsamfahrstellen eingerichtet. Die Züge durften nur mit 20 beziehungsweise 40 Stundenkilometern über die Brücken kriechen. Es gab auch Erhaltungsarbeiten. Besonders am Kübelbachviadukt wurden die aufgeschichteten Sandsteine an den Widerlagern mit Betoninjektionen stabilisiert.

Nach Versuchsfahrten im November des Jahres 2000 konnten die Langsamfahrstellen aufgehoben werden. Weitere Versuchsfahrten gab es laut den Aufzeichnungen eines Freudenstädter Eisenbahnkenners im August 2007. Seinerzeit wurde dann die uneingeschränkte Befahrbarkeit für Leichttriebwagen für 50 Jahre festgestellt. Doch für schwerere, mit Loks bespannte Züge, die auf der Strecke selten eingesetzt werden, gelten weiter Einschränkungen. Sie müssen ganz langsam über die Viadukte schleichen. Eine Nachfrage unserer Zeitung nach Zustand und Handlungsbedarf bei den drei besagten Viadukten bei der Pressestelle der Deutschen Bahn in Stuttgart brachte wenig Konkretes zutage. "Alle unsere Eisenbahnbrücken sind sicher", hieß es in der Antwort. Sie würden mindestens alle drei Jahre von Fachpersonal geprüft und einmal pro Jahr bei einer Begehung in Augenschein genommen. In Baden-Württemberg gebe es keine Einschränkungen der Infrastruktur durch Brückenschäden.

Zwar räumt die Bahn ein, dass es einen Investitionsbedarf gibt, dieser sei rechtzeitig beim Bund angemeldet worden. Bei der hohen Anzahl von Brücken bittet die Bahn um Verständnis, dass Detailanfragen nach dem Zustand bestimmter Brücken nicht beantwortet werden können.

Die drei Eisenbahnviadukte bei Wittlensweiler, Grüntal und Aach haben eine lange Geschichte. Sie wurden in den Jahren 1875 bis 1879 gebaut.

Das Ettenbachviadukt bei Wittlensweiler ist eine Fachwerkkonstruktion aus Stahl. Es ist 159 Meter lang, 25 Meter hoch und hat zwei Pfeiler. Am 17. April 1945 wurde versucht, die Brücke zu sprengen.

Das Stockerbachviadukt ist 279 Meter lang, 42 Meter hoch und hat vier Pfeiler. Es wurde ursprünglich als Fachwerkkonstruktion gebaut und am 17. April 1945 gesprengt. 1947 bis 1949 wurde das Viadukt wieder aufgebaut und 1963 bis 1964 ein Neubau als Hohlkastenträger erstellt.

Das Kübelbachviadukt ist 279 Meter lang, 39 Meter hoch und hat ebenfalls vier Pfeiler. Es handelt sich ebenfalls um eine Fachwerkkonstruktion aus Stahl. Die Brücke wurde ebenfalls 1945 gesprengt und von 1947 bis 1949 wieder aufgebaut.
Siehe HIER

Ich hoffe mal das gibt nicht das gleiche Drama wie bei der Müngstener Brücke...

MfG
"Man muss die Bahn zu den Menschen bringen und nicht die Menschen zur Bahn!"
Dr.-Ing. E.h. Dieter Ludwig


HIER gibts eine stets aktuell gehaltene Übersicht zu den Fahrzeugen im bwegt Landesdesign
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