In Ulm und um Ulm herum kommt was!

Strecken außerhalb von Baden-Württemberg
Vielfahrer
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In Ulm und um Ulm herum kommt was!

Beitrag von Vielfahrer »

Bekanntlich ist rund um das Oberzentrum Ulm/Neu Ulm die Einrichtung einer regionalen S-Bahn geplant und erste Schritte sollen mit der Reaktivierung der Linie Ulm - Senden - Weißenhorn bereits im kommenden Jahr zum Fahrplanwechsel 2011/12 unternommen werden.

Zahlreiche Projekte wie neue Haltepunkte oder Taktverdichtungen werden derzeit untersucht. Es handelt sich im Einzelnen um folgende Projetke, die ich einer Studie von SMA und Intraplan entnommen habe.

Donautalbahn:

Verlängerung der RB Ulm - Ehingen bis Munderkingen, eventuell bis Riedlingen im 60-Min-Takt, in der HVZ eventuell im 30-Min-Takt.
Reaktivierung/Neubau eines Hp Rottenacker für RB-Bedienung
Neuer Haltepunkt Ulm-West (im Blautal)
RE-Halt in Rechtenstein
Neuer Haltepunkt in Ertingen
Neuer Haltepunkt in Dintenhofen
Neuer Haltepunkt in Dettingen
Neuer Haltepunkt in Schelklingen-Nord
Neuer Haltepunkt in Blaubeuren-Weiler
Neuer Haltepunkt in Blaustein-Arnegg
Neuer Haltepunkt in Obermarchtal
Reaktivierung des Haltepunkts Untermarchtal
Neuer Haltepunkt Klingenstein
Bau einer Querspange Erbach - Ehingen (eingleisige Dieselstrecke, Option zweigleisiger Ausbau und Elektrifizierung)
Neuer Haltepunkt Oberdischingen
Neuer Haltepunkt Öpfingen
Neuer Haltepunkt Gamerschwang
Durchbindung Weißenhorn - Ulm - Erbach - Ehingen - Riedlingen - Herbertingen

Brenzbahn:

Neuer Haltepunkt Ulm-Messe/Stadion
Systemhalt Haltepunkt Heidenheim Voith
Systemhalt Haltepunkt Itzelberg
Durchgängiger Halbstundentakt mit RB
Stundentakt IRE
Kapazitätserhöhung RB/IRE
Ausweitung der Betriebszeiten bis 24 Uhr
Elektrifizierung der Brenzbahn
Zweigleisiger Ausbau der Brenzbahn, eventuell auch nur Doppelspurabschnitte
Neuer Haltepunkt Unterelchingen-Ost
Neuer Haltepunkt Aalen-Walkstraße
Neuer Haltepunkt Aalen-Erlau
Neuer Haltepunkt Thalfingen-Ost
IRE-Systemhalt Niederstorzingen
IRE-Systemhalt Herbrechtingen
IRE-Systemhalt Sontheim/Brenz
IRE-Systemhalt Königsbonn

Filstalbahn (nach Umsetzung von S 21)

Beibehaltung RE-Stundentakt
Beibehaltung RE-Halt in Amstetten
RB-Stundentakt Göppingen - Ulm
Neuer Haltepunkt Halzhausen
Neuer Haltepunkt Ulm-Jungingen
Neuer Haltepunkt Ulm-Nord (Industrie)

Illertalbahn:

Reaktivierung Senden - Weißenhorn
Reaktivierung Haltepunkt Witzighausen
Reaktivierung Haltepunkt Wullenstetten
Neuer Haltepunkt Weißenhorn Industrie (Eschach)
Reaktivierung Bf Weißenhorn
Neuer Haltepunkt Gerlenhofen Ort
Neuer Haltepunkt Senden-Nord
RB Ulm - Weißenhorn im 30-Minuten-Takt
RB Ulm - Illertissen mit stündlicher Verlängerung bis Memmingen, eventuell Tannheim (Regio-S-Bahn Memmingen)
RE-Systemhalt Neu-Ulm
RE-Systemhalt Illertissen
Reaktivierung Haltepunkt Pleß
Reaktivierung Haltepunkt Fellheim
Reaktivierung Haltepunkt Heimdertingen
Neuer Haltepunkt Memmingen-Amendingen
Ausbau Bf Senden mit Busverknüpfung
Erhöhung Streckengeschwindigkeit der Illertalbahn auf 160 km/h
Zweigleisiger Ausbau Finningerstraße - Senden
Neuer Haltepunkt Memmingen Berufsschulzentrum
Neuer Haltepunkt Buxheim

Südbahn:

Streckenelektrifizierung Ulm-Lindau
30-Minuten-RB-Takt bis Laupheim-Stadt, 60-Minuten RB-Takt weiter bis Aulendorf
Reaktivierung Bad Schussenried Bf - Bad Schussenried Stadt
Kapazitätserhöhung der RB Ulm - Biberach
RE-Halt Erbach
Neuer Haltepunkt Otterswang
INeuer Haltepunkt Ulm-Einsingen
Neuer Haltepunkt Laupheim-West (Südkurve)
Neuer Haltepunkt Biberach-Nord
Neuer Haltepunkt Ummendorf
Neuer Haltepunkt Schweinhausen
Neuer Haltepunkt Hochdorf
Heuer Haltepunkt Unteressendorf
Neuer Haltepunkt Winterstettenstadt
Neuer Haltepunkt IGI Rißtal

Bayrische Donautalbahn:

Reaktivierung Haltepunkt Burlafingen
Reaktivierung Haltepunkt Unterfahlheim
Neuer Haltepunkt Neu-Ulm Industrie
3. Gleis Neu-Ulm - Neuoffingen

Mittelschwabenbahn:

Neuer Haltepunkt Günzburg Berufsschulzentrum


Wie man sieht, geht also im Ländle und bei unseren Nachbarn im Freistaat Bayern was. Dies einfach all denen zur Kenntnis, die angesichts des Baus von S 21 ständig befürchten, dass in der Fläche "Land unter" droht.

Grüße von Vielfahrer
Bm 6/6 18514
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Re: In Ulm und um Ulm herum kommt was!

Beitrag von Bm 6/6 18514 »

Vielfahrer hat geschrieben:Wie man sieht, geht also im Ländle und bei unseren Nachbarn im Freistaat Bayern was. Dies einfach all denen zur Kenntnis, die angesichts des Baus von S 21 ständig befürchten, dass in der Fläche "Land unter" droht.
Wir reden dann mal wieder darüber, wenn die ersten Züge fahren. Bis jetzt sind das nur irgendwelche Planungen, um zu Bauen braucht es dann auch noch Geld dazu und da sehe ich dank Stuttgart 21 eben ziemlich schwarz. Seitens der Politik wird das natürlich in der jetzigen kritischen Situation bei dem Lieblingsimmobilienprojekt S21 nicht zugegeben, aber spätestens wenn dann mal die ersten Milliarden vergraben sind und S21 unumkehrbar ist und dann "völlig überraschend" dort Millardenlöcher auftauchen, wird dann so machnes Projekt dann "leider" verschoben werden müssen.
Das ist ja sowieso interessant, da gibt es viele sinnvolle Projekte, die seit Jahrzehnten aus Geldmangel auf Eis liegen, nun baut man ein sehr teueren Bahnhofsumbau und je mehr Kritik daran aufkommt, umso mehr Ausbauten auf dem Land draussen werden unverbindlich angedeutet und oft ein wilder Zusammenhang zu S 21 hergestellt. Realisierung und Konkretisierung dann immer zufällig erst zu den Zeiten, wenn Stuttgart 21 schon lange in Bau ist...
Auf einmal sollen nun hunderte Kilometer Eisenbahnstrecken elektrifiziert werden, und das alles mehr oder weniger gleichzeitig, es soll Streckenausbauten und gar eine Regionalverkehrsneubaustrecke geben, auch alles gleichzeitig. Und alles bisher nicht wirklich konkret und vor allem unklar, wie das finanziert werden soll. Selbst wenn man Stuttgart 21 nicht bauen würde, würde ich bezweifeln, dass man soviel Geld in so kurzer Zeit zusammenbekommt, mit S21 halte ich das für völlig unmöglich und das ganze sieht mir nur danach aus, als ob mit diesen Ankündigungen die Leute auf dem Land ruhiggestellt werden sollen.
Einzelne dieser Ankündigen werden sicher umgesetzt, dem allergrössten Teil gebe ich aber keine Realisierungschance vor 2040 oder 2050. Vielleicht ist auch das ein Sinn dahinter, diejenigen Gegenden, in den sich die örtlichen Politiker am meisten für S 21 einsetzen (obwohl die Bevölkerung dort kaum davon profitiert) bekommt als Belohnung sein regionales Projekt realisert, während die ganzen anderen, die halt nicht so laut geschriehen haben, leer ausgehen.

Florian
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Re: In Ulm und um Ulm herum kommt was!

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Florian,

bezüglich der Kosten des Ausstiegs aus Stuttgart 21 (von Dir sicherlich eine befürwortete Aktion) wäre zu erwähnen, dass man mit den auf 1,4 Mrd. Euro taxierten Kosten ganz Baden-Württemberg elektrifizieren könnte.

Viele Grüße,
Vielfahrer
Bm 6/6 18514
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Re: In Ulm und um Ulm herum kommt was!

Beitrag von Bm 6/6 18514 »

Was aber Effektiv nur etwa 500 Millionen sind. Bei den 1,4 Milliarden rechnet die Bahn die 700 Millionen Vorschuss inkl. Zinsen, für die sie bisher keinerlei Leistung erbracht hat und bei einem Abbruch an die Stadt Stuttgart zurückzahlen müsste, als "Verlust"...
Und in den 1,4 Milliarden sind dann noch knapp 200 Millionen für die NBS nach Ulm, welche mit Stuttgart 21 direkt nichts zu tun hat.
Somit ist diese riesige Zahl reine Panikmache durch die Bahn, die natürlich ein grosses Interesse an Stuttgart 21 hat, weil sie daran gut verdient. Und da kann man der Bahn keinen Vorwurf machen, sie ist ein Unternehmen und versucht möglichst viel Steuergelder in die eigenen Unternehmenskassen umzuleiten, nur muss man sehr vorsichtig sein, wenn der Hauptprofiteur eines Projekts bei einem möglichen Abbruch den Teufel an die Wand malt.

Und vor allem, bei Kosten von 4,9 Millarden +x (die unter Umständen, vielleicht, wenn alles gut geht, möglicherweise nur die ominösen 4,1 Milliarden sind, die zur Rettung des Projekts kurzfristig gefunden wurden) könnte man auch gut 1,4 Milliarden abschreiben wenn es wirklich so viel wäre, für 2 Milliarden den Kopfbahnhof modernisieren und hätte dann immer noch 1,5 Milliarden für das restliche Streckennetz übrig.

Florian
Vielfahrer
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Re: In Ulm und um Ulm herum kommt was!

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Florian,

die reine Sanierung (ohne Erhöhung des Verkehrswerts) des heutigen Kopfbahnhofs verursacht Kosten von ca. 1,2 Mrd. Euro. Damit sind die Kosten gemeint, die in den Bestand hineingesteckt werden müssen, um den Verkehr sicher weitere ca. 50 Jahre betreiben zu können. Zusammen mit den genannten Ausstiegskosten, ob sie nun 500 Mio. oder 1,4 Mrd. Euro betragen, ergibt sich, dass der Kopfbahnhof mindestens 1,7 bis 2,6 Mrd. Euro kostet. ohne dass sich auch nur irgendetwas weiter verbessert.

Beim neuen Tiefbahnhof besticht aus meiner Sicht aber die Flughafenanbindung, die der Kopfbahnhof zwar auch leisten kann, aber dies kostet weitere Hunderte Millionen Euro, einschließlich der Anbindung an den NBS Wendlingen - Ulm. Schätzungen von DB-Ingenieuren gehen davon aus, dass dies irgendwo dann in der Summe bei knapp unter 4 Mrd. Euro liegen wird (Kostensteigerungen und Teuerungen mal weggelassen), also zugegebenermaßen vielleicht etwas weniger als der Tiefbahnhof.

Ein Problem liegt auch darin, dass K 21 eben kein Baurecht hat und dass weitere 10 bis 15 Jahre ins Land gehen dürften, bis überhaupt ein baureifer Plan vorhanden ist. Es ist aber nicht so, dass die 4,088 Mrd. Euro quasi als Festgeld auf ein Konto gelegt werden und dann in ca. 10 bis 15 Jahren verbaut werden können. Die 4,088 Mrd. sind weg (was den einen oder anderen hier im Ländle und aus egoistischen Moitiven auch in anderen Bundesländern sicherlich freut) und ob jemals wieder entsprechende Mittel für K 21,3 bereitgestellt werden, steht in den Sternen. Vielleicht braucht man das dann auch nicht mehr, weil der Bahnknoten Stuttgart im Fernverkehr umfahren wird, die Gäubahn bis dahin längst auf Regionalzüge eingedampft sein wird.

Wie ich es aber schon immer erwartet habe: Der von den S-21 Gegnern erzeugte Gegenwind für Stuttgart 21 weht inzwischen als Rückenwind. So haben heute die Landesregierung und die DB-Netz AG die Planungsvereinbarung für die Leistungsphasen III und IV HOAI der Strecke Horb - Neckarhausen unterzeichnet. Natürlich nicht nur zur Belustigung, sondern als konsequenten Schritt zur Umsetzung des von SMA+Partner AG ausgearbeiteten Gutachtens für die Gäubahn und deren Einbindung in den Knoten Stuttgart.

Die Fahrzeit von Tuttlingen nach Stuttgart wird sich beim ICE um ca. 9 Minuten zum Tiefbahnhof und um eine knappe Stunde zum Flughafenbahnhof verkürzen (neu ca. 1:15 h, bislang ca. 2:09 h). Gemäß dem Lille'schen Reisezeitgesetz, Dir sicherlich bekannt, ergibt sich daraus eine deutliche Steigerung der Fahrgastzahlen auf der Gäubahn. Das ist doch auch Dir sicherlich recht.

Und diese Vorteile gibt es nicht nur für die Gäubahn, sondern praktisch fürs ganze Land!
Direkt mit dem Stuttgarter Flughafen bzw. der Neuen Messe sind folgende größeren Städte im Land verbunden: Heidelberg, Bruchsal, Vaihingen-Enz, Bietigheim, Karlsruhe, Pforzheim, Mühlacker, Bietigheim, Würzburg, Heilbronn, Schwäbisch Hall, Nürnberg, Ansbach, Crailsheim, Aalen, Schwäbisch Gmünd, Ulm, Lindau, Friedrichshafen, Ravensburg, Biberach, Zürich, Schaffhausen, Engen, Tuttlingen, Spaichingen, Rottweil, Oberndorf, Sulz, Horb, Freudenstadt, Herrenberg, Böblingen, Tübingen, Reutlingen, Nürtingen und eventuell auch noch Mössingen, Hechingen, Balingen und Albstadt. Das ist doch eine ganz, ganz starke Leistung!

Viele Grüße vom Vielfahrer
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Hannes
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Re: In Ulm und um Ulm herum kommt was!

Beitrag von Hannes »

Die erste Hälfte deines Beitrags erinnert in ihrer Zuspitzung doch sehr an die Vokabel "alternativlos", die man auch sonst von den Politikern gerne hört und gerade so etwas sorgt für Verdrossenheit. Klar, ich investiere nicht mehr viel in die Instandhaltung eines Kopfbahnhofs, wenn ich weiß, dass er in wenigen Jahren wegkommen soll. Jetzt aber diesen Investitionsstau als Argument für den Bau zu verwenden ist schon dreist. Wenn ich sonst keine Argumente habe, schaffe ich mir eben welche.

Es ist völlig nachvollziehbar, dass K21 noch wesentlich länger dauern würde und es keinen Innovationsanstoß für Zuschüsse bildet wie ein Tunnelbauprojekt wie S21, wo geologische Probleme bezwungen werden müssen und deutsche Ingenieurskunst zum Tragen kommt. Das kann aber kein Vorwurf an die Gegner sein, denn allein schon ohne öffentliche Zuschüsse einen Alternativplan zu erstellen kostet Zeit und Geld und kann nicht so ausgereift sein, wie es S21 sein mag.

Die Flughafenanbindung könnte auch heute schon verbessert werden, würde man eine Express-S-Bahn einführen. Es ist zu schaffen, in 20 Minuten vom Hbf zum Flughafen zu fahren, das hat man bei der Personalversammlung der LBBW in der neuen Landesmesse schon hinbekommen. Klar, es hört sich natürlich nicht so gut an wie "in 10 Minuten".
Diese Hofierung des Flugzeugs läuft mir zudem auch zuwider. Das stellt allerdings ein bundesweites Problem dar, denn ich erhöhe natürlich den Stellenwert dieses Verkehrsträgers, wenn ich Leuchtturmprojekte wie S21 fördere, den Ausbau wichtiger Achsen gerade im Ost-West-Verkehr aber vernachlässige, so dass mir potentielle Fahrgäste gleich ins Flugzeug umsteigen. Einen konkreten Fall habe ich hier in meiner WG in Dresden mit einer Mitbewohnerin aus Villingen-Schwenningen, die von Leipzig aus bis Stuttgart oder darüberhinaus fliegt, weil es schneller und billiger ist. Klar, gerade bis zu 4,5 h für gerade einmal 250 km Luftlinie Dresden-Nürnberg reizen niemand, der noch weiter weg als ich schon wohnt, selbst wenn man dank jetzt sachsenweitem Semesterticket erst ab Plauen lösen muss. Und ein nicht unbekannter Privatbahnkenner, der jetzt auch hier im Haus wohnt, schafft es mit dem Auto in 5 h nach Hause nach Markdorf, da bin ich gerade in Nürnberg umgestiegen.

Eine Umfahrung Stuttgarts im Fernverkehr? Welche Gründe sollte es bei einer wirtschaftlich so wichtigen Region dafür geben? Es funktioniert zwar, Züge direkt über die GUB umzuleiten (so schon einmal im Verspätungsfall mit dem TGV geschehen, Ersatzhalt in Esslingen), stellt aber in meinen Augen keine ernsthafte Alternative dar. Eine weiträumige Umfahrung Stuttgarts über Würzburg-Nürnberg würde zudem zusätzlich die Regionen Mannheim, Ulm (und Augsburg) schwächen, die ja aber ihrerseits auch erhebliches Fahrgastaufkommen vorweisen können.

Grüße, Hannes
"Deutsche siegen im Fußball, aber bei der Bahn ist täglich Cordoba."
ÖBB-Chef Christian Kern in der Kronenzeitung vom 8.11.14
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Re: In Ulm und um Ulm herum kommt was!

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Hannes,

in der Tat, ich halte S 21 in den nächsten 10 bis 15 Jahren tatsächlich für alternativlos. Nicht etwa, weil ich gegen Kopfbahnhöfe wäre oder Durchgangsbahnhöfe grundsätzlich besser fände. So hatte ich als Jugendlicher in meinem Zimmer ein ca. 3 x 2 Meter großes Poster vom Stuttgarter Hauptbahnhof (noch aus der Zeit vor Einführung der S-Bahn) an einer Wand hängen. Dieses hatte ich mal von der Bundesbahndirektion Stuttgart, so hieß die damals noch, geschenkt bekommen.

Aus meiner Sicht ist die Zeit jedoch weitergegangen. Das für mich Interessante an S 21 ist das dahinter steckende Verkehrskonzept. Da geht es gewiss nicht darum, von der LBBW in 8 Minuten an den Flughafen zu kommen, auch nicht in 20 Minuten. Das Interessante daran ist, dass vielmehr das ganze Land (!!!) direkt mit dem Flughafen und der Neuen Messe verbunden ist. Heidelberg, Heilbronn, Bruchsal, Karlsruhe, Pforzheim, Mühlacker, Vaihingen(Enz), Bietigheim, Würzburg, Schwäbisch Hall, Nürnberg, Ansbach, Crailsheim, Aalen, Schwäbisch Gmünd, Ulm, Lindau, Friedrichshafen, Ravensburg, Biberach, Zürich, Schaffhausen, Singen, Tuttlingen, Rottweil, Spaichingen, Oberndorf, Sulz, Horb, Freudenstadt, Herrenberg, Böblingen, Nürtingen, Reutlingen, Tübingen und vermutlich auch Mössingen, Hechingen, Balingen und Albstadt. Für die Bewohner dieser Städte wird die Fahrt zum Flughafen so einfach wie heutzutage zum Frankfurter Flughafen.

Deine Krtik am Flugverkehr teile ich insoweit, als er auf den allermeisten innerdeutschen Strecken und auch auf einigen europäischen Distanzen tatsächlich überflüssig ist. Dabei könnte die Schiene auf einigen Strecken, etwa gerade der Verbindung aus den Neuen Bundesländern via Nürnberg noch schneller sein. Es ist nicht das Verdienst von S 21, aber erwähnen will ich trotzdem, dass man nach Fertigstellung von S 21, also in ca. 10 Jahren, auf der Schiene von Stuttgart nach Berlin nur noch 4:35 h brauchen wird. Für mich aus Tübingen wären das dann ca. 5 1/4 Stunden.

Wenn ich heute nach Berlin fliege, so fahre ich mit dem Taxi bis zum Flughafen eine gute halbe Stunde. Dann muss ich eine Stunde zuvor dort sein. Die Flugzeit beträgt eine weitere Stunde und wenn ich in Schönefeld lande und dann mit dem RE in die Stadtmitte muss dauert das nochmals eine gute Stunde. Da reduziert sich der zeitliche Vorteil auf ein oder zwei Stunden bei immens höheren Kosten. Trotzdem war ich, als Besitzer einer BC 100 First, in der Vergangenheit leider schon gezwungen, aus Termingründen diese Strecke zu fliegen. Ich hatte abends einen Vortrag in Albstadt-Tailfingen (ging bis 21:30 Uhr) und musste am nächsten Morgen pünktlich um 8 Uhr in der Landesvertretung Bad.-Württ. in Berlin sein. Das war machbar mit dem ÖV.

Gleiches gilt auch für die Strecke Stuttgart - Zürich oder umgekehrt. Leider.

Mit der Umfahrung meine ich, dass die Achse Amsterdam/Brüssel/Rurgebiet - Köln- Frankfurt nach München via Würzburg - Nürnberg - Ingolstadt nach München derzeit schneller ist. Dies bedeutet automatisch, dass die Züge dort voller werden (elektronische Fahrplanauskunft) und via Stuttgart schwächer besetzt sind, also der Anteil der in Stuttgart Ankommenden oder Einsteigenden zunimmt, weil der Durchgangsverkehr abnimmt. Im Ergebnis führt dies dazu, dass die bislang noch erstklassige Anbindung Stuttgarts zweitrangig werden wird, vielleicht nicht mal mehr ein Halb-Stunden-Takt zwischen Mannheim und München zustande kommt. Was habe ich als Baden-Württemberger davon?

Die Verkehrsentlastung, die S 21 bzw. das dahinter steckende Angebotskonzept mit seinen schnellen Halbstundentakten in der ganzen Region bringt, ist aus meiner Sicht ebenfalls zu begrüßen. In Tübingen bekommen wir sogar den Viertelstundentakt nach Stuttgart (Halbstundentakt via Flughafen und Halbstundentakt via Plochingen). Die Gäubahn wird beschleunigt, die Südbahn elektrifiziert und eventuell sogar auch die Zollernbahn. Der Hochrhein soll elektrisch betrieben werden, Donaueschingen - Neustadt und die Regio Freiburg. Die Donautalbahn soll schneller werden. Es geht also was im Ländle in Sachen Bahninfrastruktur.
Ich sehe deshalb die weitere Entwicklung überwiegend positiv und freue mich über jeden Fortschritt, der in den kommenden Jahren eintreten wird.

Viele Grüße vom Vielfahrer, der gerade im Ringzug in Villingen-Schwenningen angekommen ist.
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Sascha
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Re: In Ulm und um Ulm herum kommt was!

Beitrag von Sascha »

Vielfahrer hat geschrieben:... Nicht etwa, weil ich gegen Kopfbahnhöfe wäre oder Durchgangsbahnhöfe grundsätzlich besser fände.
Zu dem Thema habe ich mich gestern im Zug mit einem Unterhalten, der für S21 ist.

Er meinte, das Kopfbahnhöfe altmodisch sind. Dazu meinte ich, warum? Es gibt Bahnhöfe, die können aufgrund der Lage nicht umgebaut werden zu Durchgangsbahnhöfe, wie Lindau zum Beispiel. Dort müsste der Bahnhof komplett verlegt werden.

Auch Frankfurt am Main ist ein Bahnhof, der als Kopfbahnhof gut funktioniert. Der wurde in den letzten Jahren ja auch modernisiert. Danach war er zu dem Thema ziemlich still.

Er fing dann gleich mit den militanten S21-Gegnern und die arme Polizei und Sicherheitsdienste, an. Da habe ich Ihn gleich unterbrochen mit dem Hinweis, das ich selber bei einem Sicherheitsdienst arbeite, der auch im Auftrag der DB Bahnhöfe, Abstellanlage und Züge begleitet bzw. kontrolliert. Auch das die Kollegen in Abendzügen des Nahverkehr fahren müssen wegen der Sicherheit. Zu dem Thema Sicherheit sagte ich zu Ihm, das ich im Streifendienst in Lahr tätig bin, wo es auch oft schon zu Ärger gekommen ist. Das bei einer normalen Firma.

Warum macht die Bahn das mit Privaten Securityfirmen, wollte er wissen? Weil wir Billiger sind, als die eigenen Kräfte, wir kriegen in der Stunde ca. 2 Euro weniger als die DB-Mitarbeiter!

Das hat Ihn dann doch verwundert. Meinte aber dazu, das es klar ist, warum die Bahn sehr viel mit privaten Sicherheitsfirmen zusammenarbeitet und nicht mit der eigenen Bahnsicherheit. Von meinen 12 Kollegen sind jetzt 4 bei der Bahn eingeteilt, da ab Dezember nicht nur die Kontrolle der Abstellanlage Offenburg, Freiburg und Neustadt haben, sondern auch eine Art Ordnungsdienst am Bahnhof Offenburg im Streifen-/Patrouillendienst dazukommt.

Nur mal zu diesem Thema. Die Bahn spart bei eigenen Leuten, nimmt "billigere" Firmen und Leiharbeiter, haut aber dafür Milliarden an Steuergeldern raus, Ihr eigenes Kapital bleibt aber unangetastet. Man will ja immer noch an die Börse (auch wenn es im Moment auf Eis liegt).

MFG

Sascha
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Tf Reinhard
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Re: In Ulm und um Ulm herum kommt was!

Beitrag von Tf Reinhard »

[ot]
Vielfahrer hat geschrieben:Viele Grüße vom Vielfahrer, der gerade im Ringzug in Villingen-Schwenningen angekommen ist.
Und kaum ist man fertig mit schreiben, kommt einer von den Bahnkutschern um die Ecke...[/ot]
:hallo/ade: :zwinker:

Reinhard
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Re: In Ulm und um Ulm herum kommt was!

Beitrag von Bm 6/6 18514 »

Klar geht beim Kopfbahnhof die erste Jahre erst mal nichts, aber ist das tragisch? Viele der S 21-"Verbesserungen" dürften auch mit dem heutigen Bahnhof gehen bzw. ein Teil der "Verbesserungen" sind nur verschleierte Nachteile, auf die man gut verzichten kann. Einigermassen dringend ist die Sanierung der Überwerfungen, aber da die mit S 21 auch noch 10 Jahre in Betrieb bleiben müssen (oder länger), hat man da viel Zeit zum Planen. Die Bahnsteige sind unschön, stören den Betrieb aber nicht.
Einziges Problem ist die Einführung der NBS, wobei sich hier die Frage stellt, wann diese fertig wird. Seitens der S 21-Planer sagt man zwar immer, das gynze sei ein Projekt, nur fehlt zur rechtzeitigen Fertigstellung der noch so eine Kleinigkeit von 0,9 Milliarden Euro. Und sollte es zu Kostenüberschreitungen kommen (wovon ich leider ausgehe) wird es noch viel länger dauern. Entweder das Land Baden-Württemberg gibt ggf. nochmal einen 9-stelligen Beitrag oder die NBS wird erst 2030 oder 2040 fertig. Siehe NBS Nürnberg-Erfurt oder den Ausbau im Rheintal, der Bund hat kaum Geld, da sind nicht so einfach mal 2 Milliarden oder mehr übrig und bis 2020 ist schon alles Geld verplant, gibt es bei diesen Projekten Kostenüberschreitungen, gibt es länger keine Geld für anderes.

Und zum Flughafen, wenn die Anbindung so wichtig ist, warum hat man sich die letzten Jahren überhaupt nicht darum gekümmert? 1999 konnte man den Flughafen von Singen aus noch 20 min schneller erreichen als heute, warum hat man in all den Jahren keine Halt in z.B. Vaihingen errichtet?
Und zudem hat der Flughafen noch ein ganz anderes Problem als das Umsteigen, nämlich dass teils überhaupt keine Züge fahren. Und da ist es egal, ob man bei den nicht fahrenden Züge theoretisch direkt fahren könnte oder umsteigen müsste. Und das ist jetzt nicht nur meine Meinung, neulich hatten wir eine Diskussion (völlig bahnfrei) mit der Empfehlung, am Wochende in Stuttgart aufzupassen, da schlecht zu erreichen.
Und dazumal der Vergleich ab Singen/Konstanz die früheste Erreichbarkeit:
-Mo-Fr kann man Stuttgart Flughafen um 08:12 erreichen
-Sa 9:42, aber nur wenn man via Schwarzwald-Karlsruhe fährt, direkt erst 9:52
-So 9:52
Zum Vergleich ein paar andere Flughäfen:
-Zürich ab Singen: Mo-Fr 1h24 (Bus) bzw. 1h13 (Zug) früher erreichbar, Sa+So 2h53 früher
-Zürich ab Konstanz: Mo-Fr 2h01 früher, Sa+So 3h41 früher
-Friedrichsfafen ab Singen: Mo-Fr 2h12 früher, 2h06 früher, So 1h38 früher
-Friedrichshafen ab Konstanz: 1h27 (Bus) bzw. 1h15 (Zug), Sa 2h06 (Bus) bzw. 1h18 (Zug), So 1h18 früher
Das diese beiden Flughafen besser liegen, ist noch klar, es gibt aber auch noch:
-Basel: Mo-Fr 27 min schneller, Sa 2h02 schneller, So 1h54 schneller
-Genf ab Singen: Mo-Fr 1h43 später, Sa+So 12 min später (mit der Nacht-S-Bahn ginge es auch schneller)
-Genf ab Konstanz: Mo-Fr 1h12 später, Sa+So 28 min früher (!)
-Frankfurt Flughafen: Mo-Fr 54 min später, Sa 46 min früher !!!, So 14 min später

Und ganz interessant der Fahrplan von 1995, damals könnte man Mo-Fr noch 37 min früher am Stuttgarter Flughafen sein, Sa gar 1h18 (!) früher als heute und So 8 min früher als heute...

Von daher sehe ich eher ein Fehlen von Zügen und nicht von Direktverbindungen. Gerade für Geschäftsleute ist der Flughafen quasi nicht per Zug erreichbar und sie müssen das Auto nehmen. Auch für Privatleute ist er schwer erreichbar, ich kenne jemanden, der neulich am Flughafen übernachten musste, Flug ging 10:30 und dass es am Wochenende keine Frühzug gibt, vergass er, sonst hätter er einen andern Flug/Flughafen gesucht.
Und an diesen Problemen ändert auch S 21 nichts, die vielleicht 15 min kürzere Fahrzeit reisst auch nichts mehr heraus.

Florian
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