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Pedelecs als Leihgabe für die letzte Meile

Verfasst: Mi 14. Mär 2018, 06:27
von Vielfahrer
In Nordhessen (aber nicht nur dort) besteht das Problem, dass Bahnhaltestellen oftmals nicht in fußläufiger Entfernung zu den Siedlungen liegen. Um den ÖV konkurrenzfähiger zu machen, hat sich der Nordhessische Verkehrsverbund in einem Testgebiet im Raum Hofgeismar entschlossen, Abokunden gegen eine Leihgebühr von 159.- €/Jahr zzgl 50.- € Pfandgebühr Pedelecs zu überlassen, damit die Abokunden flexibel auf der letzten Meile sind. Spontan würde mir einfallen, dass etwa im Süden des Schwarzwald-Baar-Kreises Blumberg-Zollhaus, Riedöschingen, Leipferdingen (Lkr TUT), später auch Pfohren, Neudingen, je nach Wohnlage auch Hüfingen, Hausen vor Wald, Döggingen usw. als Test dafür in Frage kommen könnten. Mit dem Pedelec könnte man morgens günstig zum Bahnhof fahren, den Tag über das Pedelec an der Station aufladen und abends wieder ohne Wartezeiten nach Hause gelangen, egal mit welchem Zug man ankommt. Dem Land schwebt im Zielkonzept 2025 ja auf vielen Strecken ein Stundentakt an 365 Tagen im Jahr bis 24 Uhr vor. Die Fortsetzung dieses attraktiven Angebots mit regulären Bussen in die Fläche dürfte jedoch nicht finanzierbar sein.

In einer anderen Studie (von Roland Berger) wurde der ländliche Raum als idealer Testraum für fahrerlose Fahrzeuge identifiziert. Er sei dank seines geringen Verkehrsaufkommens viel besser als städtische Verdichtungsräume oder Autobahnen für autonomes Fahren geeignet. Da über 22 % der Einwohner in der Fläche über 65 Jahre als seien, bestünde dort ein erheblicher Bedarf an öffentlicher Mobilität. Mit autonomen Fahrzeugen, die kleinräumig bis zum nächsten regelmäßig bedienten öffentlichen Verkehrssystem bestellt werden könnten, ließen sich im Vergleich zum sehr hohe Personalkosten bei geringer Effizienz verursachenden Busverkehr nach Auffassung der Gutachter sogar wirtschaftliche Lösungen finden, die je nach Preisgestaltung sogar bis zu 16% Gewinne abwerfen könnten. Roland Berger geht davon aus, dass den Nutzern im ländlichen Raum es lieber wäre, beispielsweise geringfügig höhere Tarife als die heutigen Verbundtarife zu bezahlen, wenn sie dafür die volle Flexibliltät eines autonomen Zubringers nutzen könnten.

Viele Grüße vom Vielfahrer

Re: Pedelecs als Leihgabe für die letzte Meile

Verfasst: Do 15. Mär 2018, 12:13
von Guru61
Vielfahrer hat geschrieben:
In einer anderen Studie (von Roland Berger) wurde der ländliche Raum als idealer Testraum für fahrerlose Fahrzeuge identifiziert. Er sei dank seines geringen Verkehrsaufkommens viel besser als städtische Verdichtungsräume oder Autobahnen für autonomes Fahren geeignet. Da über 22 % der Einwohner in der Fläche über 65 Jahre als seien, bestünde dort ein erheblicher Bedarf an öffentlicher Mobilität. Mit autonomen Fahrzeugen, die kleinräumig bis zum nächsten regelmäßig bedienten öffentlichen Verkehrssystem bestellt werden könnten, ließen sich im Vergleich zum sehr hohe Personalkosten bei geringer Effizienz verursachenden Busverkehr nach Auffassung der Gutachter sogar wirtschaftliche Lösungen finden, die je nach Preisgestaltung sogar bis zu 16% Gewinne abwerfen könnten. Roland Berger geht davon aus, dass den Nutzern im ländlichen Raum es lieber wäre, beispielsweise geringfügig höhere Tarife als die heutigen Verbundtarife zu bezahlen, wenn sie dafür die volle Flexibliltät eines autonomen Zubringers nutzen könnten.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Hallo
Das mit den Elektrosolex finde ich grundsätzlich nicht schlecht.
Aber das mit dem autonomen Fahren kann man sich wohl noch eine Zeitlang abschminken:
Leider, da sind sich die Fachleute mal einig, wird wohl genau auf den Autobahnen die autonome Fahrerei sich zuerst durchsetzen: Schlicht und einfach, weil artenreiner Verkehr und richtungsgetrennte Fahrbahnen mit vollständig markierten Strassen einfacher zu handhaben sind, als der Mischverkehr mit allerlei Geräten vom Fussgängern bis zum Traktor.

http://www.garagenvision2025.ch/downloa ... fahren.pdf
Für die Rentner, die ihren Fahrausweis abgegeben haben, müsste mindestens die Stufe 4 angewendet werden müssen:
Der Verband der Automobilindustrie VDA hat sich in Anlehnung an die Taxonomie der BASt [8] auf ein 6-stufiges Schema geeinigt und dazu eine übersichtliche
Grafik erstellt (vgl. Abbildung 1). Der Unterschied zwischen Stufe 2 (teilautomatisiert) und Stufe 3 (hochautomatisiert) besteht darin, dass der Fahrer
auf Stufe 2 im System als dauerhafter Überwacher (von System und Fahrumgebung) vorgesehen ist und jederzeit vollständig übernehmen können muss, während er auf Stufe 3 nicht zur Dauerüberwachung angehalten wird, sodass er sich mit fahrfremden Tätigkeiten beschäftigen kann. Auch auf Stufe 3 muss der Fahrer im Fall von Systemgrenzen wieder übernehmen, d. h., er dient als Rückfallebene. Das System sollte dafür aber ausreichend Zeitreserven zur Verfügung stellen. Ab Stufe 4 ist zumindest in spezifischen Anwendungsfällen keine Fahrerinteraktion mehr notwendig [10,11]. Selbst bei Ausbleiben der Fahrerübernahme sollte das System in der Lage sein, selbsttätig wieder in den risikominimalen Zustand zurückzukehren [12]. Auf Stufe 5 sind Pedale und Lenkrad nicht mehr erforderlich.
Und noch ein paar Überlegungen zu den Aufgaben des Fahrers bei Teilautomation:
https://www.bfu.ch/de/Documents/03_Fuer ... act_de.pdf

So einfach, wie es sich Politiker mit einem Horizont von höchstens 4 Jahren vorstellen ist das wohl nicht!
Gruss Guru

Re: Pedelecs als Leihgabe für die letzte Meile

Verfasst: Fr 16. Mär 2018, 20:17
von wolfgang65
Guru61 hat geschrieben: Leider, da sind sich die Fachleute mal einig, wird wohl genau auf den Autobahnen die autonome Fahrerei sich zuerst durchsetzen: Schlicht und einfach, weil artenreiner Verkehr und richtungsgetrennte Fahrbahnen mit vollständig markierten Strassen einfacher zu handhaben sind, als der Mischverkehr mit allerlei Geräten vom Fussgängern bis zum Traktor.
Ich denke die Fachleute, die Du gerade zitierst, haben die Aussage nicht heute gemacht ;-) Vor allem nicht über deutsche Autobahnen.

So simpel ist die Autobahn ganz und gar nicht - ein deutscher Autohersteller, der ein Level 3 Fahrzeug im Verkauf hat, wüsste da sicher genaueres zu berichten....

Wenn man die Konzeptänderungen von Google, Mobileye, ... mal ansieht, stellt man schnell fest, dass die bei Ihren Tests laufend neu hinzulernen. Und sobald ein Problem gelöst ist, kommt das nächste und dann wird ganz schnell wieder an Dingen gerüttelt, bei denen man sich vorher einig war.
Der Teufel steckt halt hier im Detail - und wenn etwas zu 90% fertig ist, hat man meist nur 10 % der Zeit gebraucht, die man benötigt bis die restlichen 10% gelöst werden. Vermute nur bei auton. Fahren wirds erst bei 99% interessant.

Man sieht das ja auch am gehyptem Tesla - die Kiste kann fast gar nichts, aber in der meisten Fällen klappts trotzdem. Außer man parkt einen Feuerwehrlaster auf der Autobahn - Lach - Vielleicht haben ein paar von Euch die Bilder ja gesehen https://www.welt.de/wirtschaft/article1 ... wagen.html

Vielleicht wäre es besser wenn ein Roland Berger sich zu solchen Themen nicht äußern würde. Man testet nicht mit Fahrgästen...

Grüße

Wolfgang

Re: Pedelecs als Leihgabe für die letzte Meile

Verfasst: Sa 17. Mär 2018, 05:47
von Sascha
Moin,

bei uns geht es aufrgund von Schichtdiensten schlicht gar nicht, mit dem ÖNPV zu kommen, vor allem, wenn du weiter weg wohnst (wie ich). Es wurde mal angefragt, wer mit was kommt. Ich gab an, Werktags mit Zug und Werksbus zu kommen, Samstag, Sonn- und Feiertage mit dem Auto, bzw. bei starken Verspätungen der Bahn ebenfalls mit dem Auto. Durch meine zwei Arbeitsstellen (Hauptwerk und Bühlertal) muss ich auch Differenzieren. Nach Bühlertal komme ich nicht rechtzeitig mit dem Bus, da muss ich mit dem Auto fahren.

Die Frage für ein Pilotprojekt mit E-Scootern am Bf musste ich ablehnen, da ich kein Fahrraf fahren kann, die andere Idee, E-Autos am Bahnhof zu parken mit E-Lade-Stationen, wurde durch die Stadt abgelehnt, wollte keine Parkflächen hergeben, da ja man min. 10 Stück brauchte. Außerdem bräuchte man an den Standorten mehrere Ladestationen.

Also E-Mobilität ist noch im Moment Zukunftsmusik. Wenn ich z.B. mit dem Zug bis Bühl und dann mit einem E-Auto auf meine Arbeitstelle weiterfahren könnte, dann würde ich mir schon überlegen, ob ich mir nochmal ein Auto hole. Allerdings muss auch gewährleistet sein, das ich früh am Morgen fahren könnte (Dienstbeginn 5 Uhr!). Zum Dienstbeginn Abends ist es kein Problem, auch dann am Morgen nach Hause (wenn es nicht die sch... Schüler gäbe, wegen denen wir dauernd + 5 in Biberach kriegen!).

Schönes Wochenende

Sascha *hallo1*

Re: Pedelecs als Leihgabe für die letzte Meile

Verfasst: So 18. Mär 2018, 08:22
von Benutzer 14 gelöscht
Hallo,

gerade im ländlichen Raum müsste es dann aber Möglichkeiten geben, die Verfügbarkeit eines Leih-E-Bikes wirklich sicherzustellen. Daran kranken aktuell noch viele der bestehenden Leihradsysteme in großen Städten (ob mit oder ohne E), dass einfach zu oft keine Fahrräder verfügbar sind. In Frankfurt nutze ich gelegentlich CallABike der DB, nach 16 Uhr brauche ich aber auch nicht mehr auf ein freies Rad vor dem Büro zu hoffen. Das gleiche in Gegenrichtung morgens nach 9 Uhr am Hbf. Bei dem System "Meinrad" hier in Mainz kommt noch dazu, dass das System mit festen Stationen und Andockpunkten arbeitet, an die die Fahrräder bei der Rückgabe eingehängt werden müssen. D.h. es kann auch noch sein, dass man zwar ein Fahrrad bekommt, es aber an der gewünschten Zielstation nicht los wird, weil diese voll ist.
In der Stadt kann man dann wohl oder übel ein paar hundert Meter zur nächsten Station laufen, im ländlichen Raum wird das schon schwieriger.

Gruß

Re: Pedelecs als Leihgabe für die letzte Meile

Verfasst: Mo 19. Mär 2018, 14:54
von Guru61
wolfgang65 hat geschrieben:
Guru61 hat geschrieben:

Ich denke die Fachleute, die Du gerade zitierst, haben die Aussage nicht heute gemacht ;-) Vor allem nicht über deutsche Autobahnen.

So simpel ist die Autobahn ganz und gar nicht - ein deutscher Autohersteller, der ein Level 3 Fahrzeug im Verkauf hat, wüsste da sicher genaueres zu berichten....Grüße

Wolfgang
Hallo Wolfgang
Ich habe nicht gesagt. dass es simpel und einfach ist. Ich habe lediglich gesagt, dass es auf einer Autobahn von allen Strassen die günstigste ist für autonom fahrende Autos. Weil eben artreiner Verkehr herrscht.
Wie man das handhaben will, den Fahrer fast eine halbe Minute vorwarnen, bevor das System aussteigt, das steht noch in den Sternen. Wieviel komplizierter wird das aber, wie beim Teslaunfall geschehen, wenn dir ein Lastwagen in die Spur fährt. Oder ein Kind in die Strasse rennt!
Ich glaube, da sind wir uns einig, dass dies die Anforderungen an eine Software exponentiell heraufschraubt.
Ich glaube, das ist genügend in den zwei Quellen beschrieben.

Die selbsfahrenden Busse, mit 20km/h bei denen es in mindestens einem Fall, trotz Begleiter, zu einer, glimpflich abgelaufenen Kollision gekommen ist, sind mit ihren 20km/h sicher keine Altarnative um auf den Bahnhof zu gelangen.
https://www.srf.ch/news/panorama/selbst ... hoen-bloed

https://www.srf.ch/news/regional/bern-f ... -busse-ein
Die durchschnittliche Geschwindigkeit des Busses beträgt rund 10 Kilometer pro Stunde. «Die Fahrzeuge werden per Satellit und Radar gesteuert», erklärt Laura Andres, Projektleiterin bei den Freiburger Transportbetrieben TPF.
http://www.haz.de/Nachrichten/Wirtschaf ... rnfahrt-an
http://www.spiegel.de/auto/aktuell/selb ... 77118.html
So einfach ists also doch nicht!
Gruss Guru

Re: Pedelecs als Leihgabe für die letzte Meile

Verfasst: Mo 19. Mär 2018, 14:54
von Guru61
wolfgang65 hat geschrieben:
Guru61 hat geschrieben:

Ich denke die Fachleute, die Du gerade zitierst, haben die Aussage nicht heute gemacht ;-) Vor allem nicht über deutsche Autobahnen.

So simpel ist die Autobahn ganz und gar nicht - ein deutscher Autohersteller, der ein Level 3 Fahrzeug im Verkauf hat, wüsste da sicher genaueres zu berichten....Grüße

Wolfgang
Hallo Wolfgang
Ich habe nicht gesagt. dass es simpel und einfach ist. Ich habe lediglich gesagt, dass es auf einer Autobahn von allen Strassen die günstigste ist für autonom fahrende Autos. Weil eben artreiner Verkehr herrscht.
Wie man das handhaben will, den Fahrer fast eine halbe Minute vorwarnen, bevor das System aussteigt, das steht noch in den Sternen. Wieviel komplizierter wird das aber, wie beim Teslaunfall geschehen, wenn dir ein Lastwagen in die Spur fährt. Oder ein Kind in die Strasse rennt!
Ich glaube, da sind wir uns einig, dass dies die Anforderungen an eine Software exponentiell heraufschraubt.
Ich glaube, das ist genügend in den zwei Quellen beschrieben.

Die selbsfahrenden Busse, mit 20km/h bei denen es in mindestens einem Fall, trotz Begleiter, zu einer, glimpflich abgelaufenen Kollision gekommen ist, sind mit ihren 20km/h sicher keine Altarnative um auf den Bahnhof zu gelangen.
https://www.srf.ch/news/panorama/selbst ... hoen-bloed

https://www.srf.ch/news/regional/bern-f ... -busse-ein
Die durchschnittliche Geschwindigkeit des Busses beträgt rund 10 Kilometer pro Stunde. «Die Fahrzeuge werden per Satellit und Radar gesteuert», erklärt Laura Andres, Projektleiterin bei den Freiburger Transportbetrieben TPF.
http://www.haz.de/Nachrichten/Wirtschaf ... rnfahrt-an
http://www.spiegel.de/auto/aktuell/selb ... 77118.html
So einfach ists also doch nicht!
Gruss Guru