Mobilitätsangebote für die Zukunft im ländlichen Raum

Sonstiges, worüber man sich das "Maul" zerreisen kann.
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Vielfahrer
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Mobilitätsangebote für die Zukunft im ländlichen Raum

Beitrag von Vielfahrer »

Im Technologie-Centrum Westbayern in Nördlingen/Ries findet in der kommenden Woche eine interessante Tagung statt, bei welcher es um die Mobilität der Zukunft in ländlichen Räumen geht. Veranstalter ist der Energieversorger ENBW, referieren werden Vertreter des Fraunhofer-Instituts, von Daimler-Benz, von einem Autohaus und vom Landkreis Donau-Ries bzw. Alb-Donau-Kreis. Unschwer ist anzunehmen, dass die Elektromobilität eine wesentliche Rolle bei dieser Tagung spielen wird. Liegt die Zukunft in der Ausstattung von Autobahnen mit Schnelllade-Säulen für Elektroautos? Bricht das Stromnetz zusammen, wenn alle Autos Elektroautos wären? Interessant für mich war bei einem Vorgespräch bei Daimler, dass alle Firmen ihren Mitarbeitern gestatten können, an Ladesäulen der Firmen die privaten Elektromobile aufzuladen und der Gegenwert (im Gegensatz zu bezuschussten Fahrkarten) nicht als geldwerter Vorteil vom Arbeitnehmer zu versteuern ist. Interessant war auch, dass Untersuchungen ergeben haben, dass der durchschnittliche Einkauf bei Aldi 22 Minuten dauert, eine Zeit, die ausreichend bemessen ist, um einen PKW wieder aufladen zu können.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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Guru61
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Re: Mobilitätsangebote für die Zukunft im ländlichen Raum

Beitrag von Guru61 »

Vielfahrer hat geschrieben:Im Technologie-Centrum Westbayern in Nördlingen/Ries findet in der kommenden Woche eine interessante Tagung statt, bei welcher es um die Mobilität der Zukunft in ländlichen Räumen geht. Veranstalter ist der Energieversorger ENBW, referieren werden Vertreter des Fraunhofer-Instituts, von Daimler-Benz, von einem Autohaus und vom Landkreis Donau-Ries bzw. Alb-Donau-Kreis. Unschwer ist anzunehmen, dass die Elektromobilität eine wesentliche Rolle bei dieser Tagung spielen wird. Liegt die Zukunft in der Ausstattung von Autobahnen mit Schnelllade-Säulen für Elektroautos? Bricht das Stromnetz zusammen, wenn alle Autos Elektroautos wären? Interessant für mich war bei einem Vorgespräch bei Daimler, dass alle Firmen ihren Mitarbeitern gestatten können, an Ladesäulen der Firmen die privaten Elektromobile aufzuladen und der Gegenwert (im Gegensatz zu bezuschussten Fahrkarten) nicht als geldwerter Vorteil vom Arbeitnehmer zu versteuern ist. Interessant war auch, dass Untersuchungen ergeben haben, dass der durchschnittliche Einkauf bei Aldi 22 Minuten dauert, eine Zeit, die ausreichend bemessen ist, um einen PKW wieder aufladen zu können.

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Uje, da rollen sich mir die Zehennägel auf!
Mal abgesehen davon, dass ich als Benzinfahrer nicht einsehe, warum nur der Strömler seinen Karren gratis laden darf und ich kein Benzin bekomme, haben wir schon technisch ein paar Problemchen:
Eine DC Schnelladesäule hat heute schon etwa eine Anschlussleistung von 60 KW und braucht gekühlte Kabel. In Zukunft geht man noch bedeutend weiter:
http://www.goingelectric.de/2017/05/08/ ... le-150-kw/
Wenn du eine halbleere Batterie mit 80 KWh in einer drittel Stunde laden willst, brauchst du eine Anschlussleistung von (80KWh/0.3h)= 265 Kilowatt.
Ob das die Batterie aushält, steht dann nochmals auf einem andern Blatt.
Wenn man man den Wagen mit AC ladet, gibt das auch rund 25 Kilowatt. Da wirst du alt und grau bis der Wagen geladen ist.
http://www.schnellladen.ch/de/wallboxen-typ-1
Und hier:
http://www.mobilityhouse.com/de/technis ... undwissen/
Da habe ich ein klein wenig Einblick, weil ich beim grössten Heiratsinstitut der Schweiz arbeite (das nebenbei noch ein paar Briefe verteilt) und beruflich ein wenig damit zu tun habe.
Seit wir diese Fahrtzeuge im Einsatz haben:
https://www.flickr.com/gp/r_walther/E6131G
Sie werden durch eine normale 220 V Steckdose geladen, müssen die Abstellplätze natürlich verkabelt sein:
https://www.flickr.com/gp/r_walther/01uM70
und Stromverteilgeräte installiert werden, die dafür sorgen, damit die Fahrzeuge jeden Morgen geladen sind, und trotzdem die Anschlussleistung des Gebäudes nicht überbeansprucht wird:
https://www.flickr.com/gp/r_walther/6J2268

Jetzt stell dir mal vor, es kommen bei BMW bei Schichtbeginn 1000 Mitarbeiter mit 500 Autos, die fast gleichzeitig an die Ladung gehängt werden.
Nehmen wir an, auch wenn die Batterien natürlich nicht leer sind, dass alle Fahrzeuge anfangs gleichzeitig mit 20 KW laden: 500 mal 20 Kilowatt: 10'000 Kilowatt, das sind 10 Megawatt! Hallönchen, was hat eine Ellok? So 6 - 7 Megawatt. Und die wird über 15 KV mit Strom versorgt! Und im Winter, wird der Verbrauch steigen. Denn, hat sich schon mal jemand überlegt, wie die Wagen geheizt werden? Richtig elektrisch, mit Wärmepumpe zwar, aber die saugt auch ganz schön!
Auch da wird es eine Infrastruktur mit Stronverteilgeräten in irgendeiner Form brauchen.

Aber was mich am meisten stört an dieser Tagung:
Werden die Leute eigentlich nie alt?
Glauben die wirklich, man kann bis 95 Auto fahren?
Mein Vater hat mit 79 den Fahrausweis freiwillig abgegeben und konnte, weil er eben in einem Gebiet mit guten öffentlichen Verkehrsmitteln lebte, mobil bleiben.

Wer will, dass die Leute aufs Land ziehen, und im Alter auch dort bleiben, muss sich überlegen, wie die Nichtautomobilen, seien sie alt oder jung, unterwegs sind. Und da führt, in meinen Augen kein Weg an einem guten OeV vorbei.
Nicht vergessen: die Schweiz hat mit 541 PKW pro 1'000 Einwohnern
https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/st ... 21323.html
Publikation Seite 14, eine ähnliche Dichte an Autos pro Einwohner wie Deutschland.

Man stelle sich nur einmal vor, was es für alte Leute bedeutet, einzukaufen auf dem Lande, wenn im Dorf kein Laden mehr ist!

Als wir vor bald 30 Jahren mal auf der HZL waren,
https://www.flickr.com/gp/r_walther/40UP5S
habe ich mich gewundert, dass nirgends ein Zug entgegen kam. Mir wurde gesagt, dass der Betrieb auf der Bahn ab Samstag Mittag bis Montag Morgen vollständig ruht.
Ich weiss nicht, ob da parallel noch ein Busverkehr lief, aber ich habe mir schon überlegt, was dies für mich bedeuten würde, denn ich hatte zu dieser Zeit nie ein Auto gehabt.

Ich hoffe, dass man an dieser Veranstaltung nicht nur den Verkauf von E Autos ankurbeln will, denn sonst wäre sie für die Katz!
Gruss Guru
Vielfahrer
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Re: Mobilitätsangebote für die Zukunft im ländlichen Raum

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Guru,

auch der ÖV wird auf der Tagung vertreten sein, u.a. eben auch, weil in der Tat sehr viele Ältere auf ihn angewiesen sind. Die Krankenhäuser und Arztpraxen, Apotheken usw. sind auf immer weniger Standorte konzentriert, so dass Mobilität erforderlich ist. Sicher nicht nur die mit Elektroautos sondern auch mit öffentlichem Verkehr.

Das Land Baden-Württemberg engagiert sich
zunehmend auch im Bereich der Förderung der Elektromobilität. Ein großes Stück weit handelt es sich hier um Standortsicherung von zigtausenden von Arbeitsplätzen in der Automobil- und Zulieferindustrie. Sollen etwa die Elektroautos alle aus Fernost kommen? Alle 10 Kilometer soll eine Ladesäule flächendeckend erreichbar sein. Wohl kaum jemand wird aus den von Dir geschilderten Gründen seinen PKW in der Garage mit 220 V aufladen. Die Ladesäulen werden sinnvollerweise in der Nähe von Transformatorenhäuschen sitzen müssen. Und industrielle Großverbraucher von Strom dürften über entsprechende Leistungsabgaben verfügen.
Bei alle dem muss man aber bedenken, dass die meisten Autos ohnehin nur Stehzeuge sind und pro Tag im Schnitt vielleicht nicht mal 30 km fahren. Die müssen dann nicht jeden Tag und nicht sofort aufgeladen werden.

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Re: Mobilitätsangebote für die Zukunft im ländlichen Raum

Beitrag von Guru61 »

Vielfahrer hat geschrieben:Hallo Guru,

auch der ÖV wird auf der Tagung vertreten sein, u.a. eben auch, weil in der Tat sehr viele Ältere auf ihn angewiesen sind. Die Krankenhäuser und Arztpraxen, Apotheken usw. sind auf immer weniger Standorte konzentriert, so dass Mobilität erforderlich ist. Sicher nicht nur die mit Elektroautos sondern auch mit öffentlichem Verkehr.

Das Land Baden-Württemberg engagiert sich
zunehmend auch im Bereich der Förderung der Elektromobilität. Ein großes Stück weit handelt es sich hier um Standortsicherung von zigtausenden von Arbeitsplätzen in der Automobil- und Zulieferindustrie. Sollen etwa die Elektroautos alle aus Fernost kommen? Alle 10 Kilometer soll eine Ladesäule flächendeckend erreichbar sein. Wohl kaum jemand wird aus den von Dir geschilderten Gründen seinen PKW in der Garage mit 220 V aufladen. Die Ladesäulen werden sinnvollerweise in der Nähe von Transformatorenhäuschen sitzen müssen. Und industrielle Großverbraucher von Strom dürften über entsprechende Leistungsabgaben verfügen.
Bei alle dem muss man aber bedenken, dass die meisten Autos ohnehin nur Stehzeuge sind und pro Tag im Schnitt vielleicht nicht mal 30 km fahren. Die müssen dann nicht jeden Tag und nicht sofort aufgeladen werden.

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Hallo Vielfahrer
Nun, die Ladung wird sicher zuerst mal in der eigenen Garage erfolgen. Wenn du heut ein E Auto kaufst, ist das Ladegerät in der inbegriffen.
Und die Zeit wird auch reichen, da ein E Fahrzeug die meiste Zeit in der Garage steht. Ich rate jedem, der heute eine Garage baut, ein 16 Quadrat 5 fach Kabel einzuziehen. Ich hab das auf alle Fälle gemacht.
Und wer rechnen kann, wird zu Hause laden:
http://www.focus.de/auto/elektroauto/e- ... 72585.html

Sicher wird man, wenn immer möglich auf Fremdladen verzichten. Auf keinen Fall würde ich freiwillig 10km fahren und dann eine Stunde oder so auf die Ladung warten. Ich garantiere, dann haben wir bald Zustände wie an den Tankstellen der DDR. Wenn das tanken nicht mehr in 5 Minuten geht, muss man auch entsprechend mehr "Tankplätze" haben.
Ich weiss nicht, wie Tarifstruktur in Deutschland ist, aber ich glaube, auch dort wirst du den Grundpreis mal mindestens für die Anschlussleistung zahlen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Elektrizitätswerk die Leitungen gratis verlegt.

Und im Fall Schichtbeginn wird noch schnell mal eine Spitzentarif Rechnung kommen. Der E Preis wird auch nach der Leistung über einen gewissen Zeitraum, mir sind bekannt z.B. 15 Minuten Bezüge als Leistungspreis verrechnet:
Kennt man auch in Deutschland:
http://www.swm-online.de/unternehmen/st ... chnen.html
https://www.enercity-netz.de/pool/downl ... spiele.pdf

Das wird ja auch an den Endkunden verrechnet plus noch ein Gewinn und die Ladestation, die nämlich auch noch eine gewisse Komplexität hat:
https://www.flickr.com/gp/r_walther/8355cm
Denn es ist ja nicht nur die Stromerei, sondern das Ganze will auch noch bezahlt werden. In dem Fall ist es so, dass du dich übers Handy anmelden musst und die Station dann freigeschaltet wird.

Ich hab das Gefühl, in dem ganzen Elektrozeug, ist eine grosse Portion Naivität im Spiel. Der Strom kommt ja einfach aus der Steckdose.
Gruss Guru
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