Werbung auf und in Verkehrsmitteln

Sonstiges, worüber man sich das "Maul" zerreisen kann.
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Vielfahrer
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Werbung auf und in Verkehrsmitteln

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

heute Nachmittag diskutierte der zuständige Ausschuss für Verwaltung, Wirtschaft und Gesundheit über den Sachstand des in Arbeit befindlichen Nahverkehrsplans. Unterschiedliche Sichtweisen gab es zum Thema Werbung auf Bussen. Eine Tendenz war nicht auszumachen, ob für oder gegen Werbung, zumal kreisweit geschätzt ca. 300.000.- € durch Buswerbung erzielt werden. So hat die Stadt Donaueschingen für den im Oktober dieses Jahres startenden „Donau-Bus“ ein Corporate Identity entwickeln lassen, welches u.a. die Farben der Stadt enthält. Wäre irgendwie schwer vorstellbar, wenn am Ende ähnlich wie bei manchen Bussen in Villingen-Schwenningen leider vorhanden, sämtliche Seiten- und Rückfenster mit Folien überklebt wären. Selbst bei weißen Lochfolien hätten die Fahrgäste, die nach außen schauen wollen, nur noch ein unscharfes Bild mit „gedämpft sakralem Charakter“, wie entsprechende Aufnahmen mit und ohne Lochfolien belegt haben.

Was mir relativ neu war, das ist, dass bei der SBG (und auch anderen DB-Busgesellschaften) es eindeutige Regelungen gibt, für was geworben werden darf und für was nicht. So etwa soll Werbung, die für Konkurrenten des ÖVs wirbt, nicht zugelassen werden („z.B. für Autohäuser, Fahrschulen), auch nicht für Drogen (wie Alkohol), Spielhöllen oder gesundheitsgefährdende Genussmittel (Zigaretten). Ebenso ist sexistische oder pornographische Werbung auf Bussen nicht erlaubt. Auch dürfen politische Parteien keine Werbeflächen auf Bussen anmieten, sofern diese auf Verkehren der SBG zum Einsatz kommen. Man stelle sich aktuell mal vor, was passieren würde, wenn Herr Erdogan auf die Idee käme, für seine Ansichten auf Bussen zu werben. Meinte einer, dass die Busse dann bald keine Fenster mehr hätten...

Viele Verkehrsunternehmen lehnen Werbung politischen Inhalts daher grundsätzlich ab, da es ihnen ja nicht zusteht, nach guten und weniger guten Parteien zu differenzieren. Andererseits gibt es die Marktwirtschaft, die Werbung ja benötigt. Eine Thematik tut sich da auf, wie man sie beim Nahverkehr normalerweise nicht unbedingt erwarten würde. Theoretisch könnte eine Partei vom rechten Rand auf die Idee kommen, einen Bus mit „Ausländer raus“ oder so ähnlichen Parolen zu beschriften. Würden Fahrgäste guten Gewissens in solch einen Bus einsteigen wollen? Immerhin hat ein Bus für viele Fahrgäste eine Art Monopolstellung. Wer nicht einsteigt, der muss zurückbleiben.

In anderen Ländern sind oftmals an Straßenrändern übergroße Werbeplakate zu sehen, die bei Dunkelheit sogar angestrahlt werden. Schwer vorstellbar, dass das in der Ferienlandschaft Schwarzwald gut ankommen würde. Ebenso schwer ist vorstellbar, dass auf der Panoramabuslinie Triberg – Furtwangen – Thurner (- Hinterzarten) Busse mit Lochfolien auf den Fenstern zum Einsatz kommen sollen.

Ein Thema von sehr vielen also, das einen nachdenklich stimmen kann.

Pikanterweise ging es beim nächsten Tagesordnungspunkt um eine Tariferhöhung beim VSB. Sie wird 2,61% im gewichteten Schnitt betragen und zu etwa 255.000.- € Mehreinnahmen führen, wenn die Zahl der Fahrgäste konstant bliebe.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Karl Müller
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Re: Werbung auf und in Verkehrsmitteln

Beitrag von Karl Müller »

Hallo,

ein bisher recht unbekanntes Thema, aber, für mich als Fahrgast mit großer Bedeutung.

Werbung, ob lästig oder nicht, ist nicht wegzudiskutieren.

Aber, Vollflächenwerbung auf Bussen im ÖPNV geht gar nicht, - finde ich. Das merkt man gerade im Reutlinger Stadtverkehr, wo ich es als unangenehm empfinde kaum was zu sehen.

Die SSB in Stuggi machen keine Vollflächenwerbung, und wenn Werbung, - dann muß die Spitze des Fahrzeuges in Originalfarben erkennbar sein.

Über die Art der Werbung können wir lange diskutieren...das ist Geschmackssache.

Nur keine Wahlwerbng, es muß auch Politikfreien Raum geben!

MFG Oli
Tannenrainer
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Re: Werbung auf und in Verkehrsmitteln

Beitrag von Tannenrainer »

Guten Morgen,

interessante Fakten, rückblickend fuhr ich zu meiner Schulzeit mit den roten (und noch einigen von der Post übriggebliebenen gelben) Bahnbussen gefühlt zu 50% in Werbung für Hochprozentiges (fängt mit "J" an) und für lokale Brauereien (Quenzer, Olpp, Haigerlocher, Balinger Adlerbräu... um nur einige derer zu nennen, die heute nicht mehr existieren) rum...

Heute dagegen ist in und um Tübingen die RAB sehr zurückhaltend, was Werbung angeht, da "glänzen" die privaten Busunternehmen eher mit Werbung für Brauereien oder ÖV-Konkurrenten oder dergleichen...

Besonders einfallsreich waren früher auch die NE-Bahnen, die wohl auf jeden Cent (damals Pfennig) schauen mußten und deshalb gerne ihren vielfältigen Fahrzeugpark für Werbeeinnahmen "schmückten", auch hier war besonders auffällig die o.g. "J"-Werbung zu sehen (häufig bei der SWEG erlebt), während die WEG auf Nürtingen-Neuffen es fertig brachte, auf einem ansonsten schmucken Esslinger Triebwagen mit Werbung für einen Karosseriefachbetrieb durchs Tal zu fahren ("Aus Liebe zum Auto", dieser Spruch auf einem ÖV-Verkehrsmittel war definitiv die Krönung)...

Gruß
Tannenrainer

... der prinizipiell gerne aus dem Bus schaut ohne das Fensterwerbungsmilchglas vor den Augen!
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