Fahrplanentwurf 2016 Singen-Schaffhausen-Erzingen: Kürzungen

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lepus maritimus
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Fahrplanentwurf 2016 Singen-Schaffhausen-Erzingen: Kürzungen

Beitrag von lepus maritimus »

Hallo Forum,

auch in der Schweiz wachsen die Bäume nicht mehr in den Himmel.

So wird nur zwei Jahre nach dem Start die hochgelobte S-Bahn Schaffhausen auf der KBS 730 im Klettgau gerupft: Der 15-Min-Verdichtertakt in der Berufsverkehrszeit morgens / nachmittags wird eingekürzt auf den 7 km kurzen Abschnitt von Schaffhausen bis Erzingen (Baden): Der Fahrplanentwurf findet sich unter: http://www.fahrplanentwurf.ch/fileadmin ... 17/763.pdf

Angesichts der schlechten Auslastung der Züge auf dieser extrem ländlichen Strecke sowie der klammen Kassen des Kantons ist diese Kürzung nicht wirklich eine Überraschung. Damit kann dann auch die SBB GmbH einen GTW-Fahrzeugumlauf einsparen, und der Kanton rund 800.000 CHF / Jahr an Bestellentgelten.

Offizielle Begründung gemäß http://schaffhausen.ch/news/F31B1865-58 ... 3BB4DA.htm ist natürlich eine andere: "S-Bahn-Viertelstundentakt nur noch bis Beringen: Überprüft hat die Arbeitsgruppe auch die S-Bahn im Klettgau. Hauptgrund für die Einführung des Viertelstundentaktes bis Erzingen in den Hauptverkehrszeiten war der «Hinketakt» im Fernverkehr. Ab Dezember 2015 stellt aber bereits der halbstündliche S-Bahn-Grundtakt die Anschlüsse an den Fernverkehr sicher. Deshalb ist es unverhältnismässig, die S-Bahn im Viertelstundentakt über die - gemäss Agglomerationsprogramm im Entwicklungsschwerpunkt gelegene - Haltestelle «Beringen Bad. Bahnhof» hinaus zu verlängern."

Bleibt nur der bittere Beigeschmack, dass die Strecke signaltechnisch sehr aufwändig extra für diesen 15 Min-Takt bis Erzingen hochgerüstet wurde (verdichtete Blockteilung zwischen Beringen (Baden) und Wilchingen-Hallau). Das wäre eigentlich eine Sache für den Steuerzahlerbund.

Viele Grüße
L.M.
Bm 6/6 18514
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Re: Fahrplanentwurf 2016 Singen-Schaffhausen-Erzingen: Kürzungen

Beitrag von Bm 6/6 18514 »

Wobei aber in den ursprünglichen Planungen für die S-Bahn der 15 min-Takt auch nur bis Beringen vorgesehen war, dass der bis Erzingen ging, kam erst später.

Eine verbesserte Signalisierung dort ist mir bisher gar nicht aufgefallen (ausser natürlich zwischen Schaffhausen und Beringen, hier ist es aber einerseits wegen dem Fahrplan nötig und andererseits war hier nach den früheren Rückbauten der Blockabstand besonders gross).

Dass die Züge eher leer sind, ist erstens bei einem so dichten Angebot zu erwarten, andereseits hat die DB früher dort genauso katastrophale Fahrpläne angeboten wie auf diversen anderen Strecken in Deutschland und damit die Leute massenweise ins Auto gezwungen, die zurückgewinnen, ist natürlich entsprechend schwer und langwierig. Ende der 80er-Jahren dürfte eine Strecke mit so miserablen Fahrplanangebot bei vergleichbarer Haltestellenzahl und Bevölkerung in der Schweiz einmalig gewesen sein. Danach wurde das Angebot zwar besser, über Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit schweigen wir aber lieber.

Gruss
Florian
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Re: Fahrplanentwurf 2016 Singen-Schaffhausen-Erzingen: Kürzungen

Beitrag von Guru61 »

lepus maritimus hat geschrieben:
Bleibt nur der bittere Beigeschmack, dass die Strecke signaltechnisch sehr aufwändig extra für diesen 15 Min-Takt bis Erzingen hochgerüstet wurde (verdichtete Blockteilung zwischen Beringen (Baden) und Wilchingen-Hallau). Das wäre eigentlich eine Sache für den Steuerzahlerbund.

Viele Grüße
L.M.
Hallo, Das was dort passiert, nennt man Kaizen.
Wer das Klettgau kennt, weiss, dass hinter Beringen die Stationen meistens weit vom Dorf sind. Und dank der Jahrzehntelangen versorgung durch die DB hat nun jeder mal ein Auto. Uebrigens sind auch die Wege nach Schaffhausen mit dem Auto einfach schneller als mit dem Bus.
Abgesehen bleibt der Halbstundentakt. Ich glaube es gibt in Deutschland nicht viele ähnlich besiedelte Gebiete, die einen Halbstundentakt haben. In der Schweiz übrigens auch nicht: Weinfelden - Wil hat untertags den Stundentakt.

Und den Steuerzahlerbund brauchst du auch nicht zu rufen: Die Ausbauten haben die Schweizer, übrigens legimitiert durch eine Volksabstimmung, zu einem guten Teil gezahlt:
Den 53 Mio Euros die die DB für den Doppelspurausbau zahlte, stehen 74 Mio Franken gegenüber die von Gemeinden, Kanton und Bund seitens der Schweiz aufgebracht worden sind.
https://de.wikipedia.org/wiki/S-Bahn_Schaffhausen

Aus der lokalen Angebotskorrektur nun eine Trendwende beim OeV herauszukonstruieren, ist ein wenig gewagt.
Der Kanton Schaffhausen weiss schon, was er am OeV hat: Denn durch die Pendler, die das vergleichsweise billig Wohnen im Kanton schaffhausen anzog, hat er sich vom Nettobezüger zum Nettozahler gemausert.
http://www.news.admin.ch/NSBSubscriber/ ... /27444.pdf
(Kanton SH in der Tabelle) von Fr. 104.- Nettobezüger / Einwohner 2012 ist er 2013 auf Fr.3.-5 Nettozahler gweoden.

Wahrscheinlich wird er aber 2016 wieder Nettobezüger sein, und genau darum muss es sparen:
http://www.nzz.ch/schweiz/schaffhauser- ... 1.18143954

Ich glaube, im Vergleich zu deutschen Ländern und Kommunen, ist der Kanton Schaffhausen kerngesund.
http://www.sh.ch/Finanzverwaltung.250.0.html

Interessant ist aber, dass er seit 2007 Steuern um ca 10% gesenkt hat. Und nun um 6% wieder heraufgeht.

Gruss Guru
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