Bodensee-Oberschwaben-Bahn 25 Jahre alt
Verfasst: Do 21. Jun 2018, 08:27
Morgen wird in Meckenbeuren das 25-jährige Jubiläum der kommunal getragenen Bodensee-Oberschwaben-Bahn gefeiert. Gesellschafter der Bahn sind die Stadtwerke von Friedrichshafen und Ravensburg und die Gemeinde Meckenbeuren sowie die beiden Landkreise Bodenseekreis und Ravensburg. Als die Bundesbahndirektion Stuttgart zu Beginn der 90er-Jahre die ehemals vorhandenen kleineren Haltestellen dicht gemacht hat und nur noch Eilzüge angeboten hat, hatte sich in der Region unter Federführung des Regionalverbands Bodensee-Oberschwaben der Widerstand gegen die Bahn artikuliert. Es bliebt jedoch nicht nur beim Protest wie an vielen anderen Orten sondern man entwickelte die Idee einer eigenen kommunalen Bahngesellschaft, die die verkehrlichen Probleme vor Ort lösen sollte. Ich kann mich noch gut daran entsinnen, wie seinerzeit in den Rathäusern und Landkreisen argumentiert werden musste, um dieser Idee zum Durchbruch zu verhelfen. Die letzte Sitzung, auf welcher dann alle Betroffenen zugestimmt haben, fand im Sitzungssaal des Rathauses in Wangen im Allgäu statt (Beitritt des Landkreises Ravensburg). Spät am Abend musste ich dann noch von Wangen nach Tübingen fahren. Nachdem der Beschluss positiv ausgegangen war, hatten wir uns noch ein paar Schlucke darauf genehmigt. Ich kann mich deshalb noch so gut daran entsinnen, weil wir anschließend größere Probleme hatten, uns zu erinnern, wo wir gegen 19 Uhr den PKW abgestellt hatten. Nachdem wir über mehrere Parkplätze geirrt waren, war gegen Mitternacht das Auto wieder gefunden und es konnte die Rückfahrt angetreten werden.
Interessant waren die Diskussionen mit der DB über die Trassenpreise. Einen Trassenpreiskatalog gab es ja damals noch nicht (vor der Bahnreform). Aber die DB bestand auf einer Gebühr für das Befahren der Strecke. Mangels Trassenpreiskatalog schlug der damalige Dezernet Ernst-Jürgen Maaß vor, doch den sich beim sog. "Donautalmodell" entwickelten Trassenpreis von 1,40 DM/Zugkilometer anzusetzen. Dieser kam dadurch zustande, dass die Bundesbahndirektion durch Schichtzeitverlängerungen in Fridingen usw. 40.000.- DM höhere jährliche Kosten nachweisen konnte, die geteilt durch die wenigen Dontaul-Zugkilometer des Landkreises Tuttlingen dann einen Trassenpreis von 1,40 DM/Zugkilometer ergeben hatten.
Ansonsten war von Anfang an umstritten, was mit den Einnahmen passieren soll. Dass die Erlöse von Fahrgästen aus Weißenau, Oberzell, Kehlen, Flughafen-FN und Löwental der BOB zustünden, das war unumstritten, weil die damalige Bundesbahn dort gar nicht mehr bediente. Was aber mit den Erlösen von Fahrgästen von Ravensburg oder Meckenbeuren nach Friedrichshafen geschehen sollte, war nicht so klar. Hier bediente die Bundesbahn weiterhin. Die Sicherung ihrer Alteinnahmen war der Bundesbahn zu wenig gewesen. Es sei doch klar, dass die BOB, die dann mit der DB zu einem 30-Minuten-Abstand das Angebot verdichtete, insgesamt mehr Fahrgäste auf die Schiene bringen würde als wenn nur der damalige Stundentakt der Bundesbahn weiter bestehen würde. Das durch den Zusatzverkehr der BOB entstehende Mehr an Reisenden zwischen den Eilzugstationen würde aber nur dadurch zustande kommen, weil die Bundesbahn ja auch den Stundentakt bieten würde. Insofern verlangte die Bundesbahn, dass sie vom Reisendenzuwachs zwischen den Eilzugstationen 50 % der Erlöse erhält. Zum damaligen Zeitpunkt hatte ich die Zahl der Fahrgäste auf rund 1.300 pro Tag eingeschätzt. Die BOB hatte aber sehr erfolgreich am Markt agiert und schon nach wenigen Jahren haben die Kapazitäten nicht mehr ausgereicht und es mussten weitere Triebwagen beschafft werden. Später dann wurde die Strecke bis nach Aulendorf erweitert (unter Verwendung von Regionalisierungsmitteln) und die aktuelle Nachfrage liegt bei über 5.000 Fahrgästen pro Tag. Sie könnte sich sicherlich noch deutlich steigern lassen, wenn das Fahrplanangebot stärker auf einen 30-Minuten-BOB-Takt verdichtet würde, was aber bei der derzeitigen Trassenbelegung auf der Südbahn nicht möglich ist. Beim neuen Südbahn-Konzept nach Elektrifizierung sieht das aber ganz anders aus. Die aus Stuttgart kommenden RE verkehren in etwa halbstündlichem Abstand. Die BOB könnte dann wie bisher aus dem Aulendorfer Nullknoten dem über die NBS kommenden schnellen RE folgen und die in Ravensburg einsetzende BOB könnte dann ab dort dem über das Filstal kommenden langsameren RE folgen, wodurch sich ab Ravensburg für das BOB-Kerngebiet ein attraktiver 30-Minuten-Takt ergeben würde.
Das ganze wird aber vom Land ausgeschrieben werden, so dass völlig offen ist, ob die kommunale Bahn am Markt bleiben kann. Kerngeschäft der kommunalen Bahn ist die Erstellung eines attraktiven Verkehrsangebots vor Ort und nicht die Gründung eines Eisenbahnunternehmens, das z.B. von Ulm bis Lindau agiert. Insofern darf man durchaus gespannt sein, welche Worte seitens des Verkehrsministers auf der morgigen Jubiläumsveranstaltung gefunden werden.
Viele Grüße vom Vielfahrer
Interessant waren die Diskussionen mit der DB über die Trassenpreise. Einen Trassenpreiskatalog gab es ja damals noch nicht (vor der Bahnreform). Aber die DB bestand auf einer Gebühr für das Befahren der Strecke. Mangels Trassenpreiskatalog schlug der damalige Dezernet Ernst-Jürgen Maaß vor, doch den sich beim sog. "Donautalmodell" entwickelten Trassenpreis von 1,40 DM/Zugkilometer anzusetzen. Dieser kam dadurch zustande, dass die Bundesbahndirektion durch Schichtzeitverlängerungen in Fridingen usw. 40.000.- DM höhere jährliche Kosten nachweisen konnte, die geteilt durch die wenigen Dontaul-Zugkilometer des Landkreises Tuttlingen dann einen Trassenpreis von 1,40 DM/Zugkilometer ergeben hatten.
Ansonsten war von Anfang an umstritten, was mit den Einnahmen passieren soll. Dass die Erlöse von Fahrgästen aus Weißenau, Oberzell, Kehlen, Flughafen-FN und Löwental der BOB zustünden, das war unumstritten, weil die damalige Bundesbahn dort gar nicht mehr bediente. Was aber mit den Erlösen von Fahrgästen von Ravensburg oder Meckenbeuren nach Friedrichshafen geschehen sollte, war nicht so klar. Hier bediente die Bundesbahn weiterhin. Die Sicherung ihrer Alteinnahmen war der Bundesbahn zu wenig gewesen. Es sei doch klar, dass die BOB, die dann mit der DB zu einem 30-Minuten-Abstand das Angebot verdichtete, insgesamt mehr Fahrgäste auf die Schiene bringen würde als wenn nur der damalige Stundentakt der Bundesbahn weiter bestehen würde. Das durch den Zusatzverkehr der BOB entstehende Mehr an Reisenden zwischen den Eilzugstationen würde aber nur dadurch zustande kommen, weil die Bundesbahn ja auch den Stundentakt bieten würde. Insofern verlangte die Bundesbahn, dass sie vom Reisendenzuwachs zwischen den Eilzugstationen 50 % der Erlöse erhält. Zum damaligen Zeitpunkt hatte ich die Zahl der Fahrgäste auf rund 1.300 pro Tag eingeschätzt. Die BOB hatte aber sehr erfolgreich am Markt agiert und schon nach wenigen Jahren haben die Kapazitäten nicht mehr ausgereicht und es mussten weitere Triebwagen beschafft werden. Später dann wurde die Strecke bis nach Aulendorf erweitert (unter Verwendung von Regionalisierungsmitteln) und die aktuelle Nachfrage liegt bei über 5.000 Fahrgästen pro Tag. Sie könnte sich sicherlich noch deutlich steigern lassen, wenn das Fahrplanangebot stärker auf einen 30-Minuten-BOB-Takt verdichtet würde, was aber bei der derzeitigen Trassenbelegung auf der Südbahn nicht möglich ist. Beim neuen Südbahn-Konzept nach Elektrifizierung sieht das aber ganz anders aus. Die aus Stuttgart kommenden RE verkehren in etwa halbstündlichem Abstand. Die BOB könnte dann wie bisher aus dem Aulendorfer Nullknoten dem über die NBS kommenden schnellen RE folgen und die in Ravensburg einsetzende BOB könnte dann ab dort dem über das Filstal kommenden langsameren RE folgen, wodurch sich ab Ravensburg für das BOB-Kerngebiet ein attraktiver 30-Minuten-Takt ergeben würde.
Das ganze wird aber vom Land ausgeschrieben werden, so dass völlig offen ist, ob die kommunale Bahn am Markt bleiben kann. Kerngeschäft der kommunalen Bahn ist die Erstellung eines attraktiven Verkehrsangebots vor Ort und nicht die Gründung eines Eisenbahnunternehmens, das z.B. von Ulm bis Lindau agiert. Insofern darf man durchaus gespannt sein, welche Worte seitens des Verkehrsministers auf der morgigen Jubiläumsveranstaltung gefunden werden.
Viele Grüße vom Vielfahrer