Nachhaltige Mobilität im Ringzuggebiet

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Vielfahrer
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Nachhaltige Mobilität im Ringzuggebiet

Beitrag von Vielfahrer »

Am Montag dieser Woche hat Minister Hermann die Region Schwarzwald-Baar-Heuberg besucht, um eine gute Botschaft zu überbringen. Das Land hat die auf dem 10-jährigen Ringzugjubiläum im vergangenen Jahr geborene Idee aufgegriffen und möchte gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer, dem Regionalverband und den drei Landkreisen der Region ein Modellprojekt für eine nachhaltige Mobilität im ländlichen Raum starten.

Hierzu übergab Minister Hermann den regionalen Initiatoren eine Zusage zur Übernahme von 260.000.- € einer auf insgesamt ca. 365.000.- € geschätzten Planungskosten. Wie mir berichtet wurde, hat Minister Hermann dabei den Ringzug als tragende Säule der Mobilität in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg bezeichnet und möchte dieses Erfolgsprojekt weiter fördern.

Zwar gebe es im Zusammenhang mit dem Zielkonzept 2025 möglicherweise an der einen oder anderen Stelle Diskussionsbedarf, weil zum Beispiel bestimmte Fahrplantrassen möglicherweise für Taktzüge des Landes benötigt würden, man werde die sich eventuell auftretenden Fragen aber zur gegebenen Zeit dann zuwenden.

Wie festgestellt wurde, gibt es in der Region, also in den drei Landkreisen Tuttlingen, Rottweil und Schwarzwald-Baar-Kreis, zahlreiche Gewerbegebiete, die vom öffentlichen Verkehr mehr oder weniger abgeschnitten sind. Spontan fällt mir da etwa das Gewerbegebiet in Mönchweiler westlich der B 33 ein, das Gewerbegebiet Take off bei Neuhausen, oder auch etwa das Gewerbegebiet in Donaueschingen rund um die Disko okay, um nur einige wenige Beispiele zu benennen. Tausende von Arbeitsplätzen befinden sich dort. Mangels attraktiver ÖPNV-Anbindung fahren aber die meisten Pendlerinnen und Pendler mit dem eigenen PKW dorthin.

Die Zielsetzung des Landes ist es, den Anteil des öffentlichen Verkehrs bis zum Jahr 2030 um 100% zu erhöhen (hört sich nach viel an, ist es aber nicht, wenn man den marginalen Anteil des öffentlichen Verkehrs am Gesamtverkehrsaufkommen betrachtet). Der Ringzug soll dabei das Rückgrat des öffentlichen Verkehrs in der Region sein. Wo möglich, wird man dafür sorgen, dass eine Anbindung der Gewerbegebiet zu den nachgefragten Zeiten über Busse geschaffen wird. Denkbar wären aber auch andere Formen der Mobilität, etwa die Verknüpfung von Ringzug und E-Bike. Ich könnte mir beispielsweise vorstellen, dass an Ringzugstationen, die ja alle über Stromanschlüsse verfügen, z.B. Ladestationen für E-Bikes gebaut werden. Man könnte jedem Pendler mit einer Monats- oder Jahreskarte dann anbieten, dass er sein E-Bike für die Fahrt vom Haltepunkt zur Arbeitsstelle über Nacht wieder kostenlos aufladen lassen kann (Strom ist nachts billig). Dazu müsste man z.B. abschließbare Boxen mit Stromanschluss anschaffen. Und schon könnte man problemlos zu allen gewünschten Zeiten vom und zum Ringzug die in der Nähe liegenden Gewerbegebiete optimal anschließen. Ggf. könnte man auch so, wie teilweise in Großstädten schon möglich, E-Bikes vermieten oder an Jahreskarteninhaber günstig abgeben.

Natürlich sind viele Ideen möglich, mal sehen, was binnen der nächsten 3 Jahre dann umgesetzt wird und wie es sich bewähren wird. Sehr gut ist, dass auf die vorhandenen ÖPNV-Angebote (Zug und Bus) aufgesetzt werden soll. Möglicherweise gibt es auch Entwicklungen hin zur Bildung von Fahrgemeinschaften, die ja auch CO2 einsparen helfen. Etwa auf dem Heuberg (Raum Gosheim - Wehingen) gibt es starke Berufsverkehre mit Firmen-Kleinbussen, während die Linienbusse fast nur dem Schülertransport dienen.

Die kommenden Monate werden also viele Innovationen oder umsetzungsfähige Projekte hervorbringen, die zeigen werden, was in einem ländlichen Raum wie der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg, die letztlich doch überdurchschnittlich industrialisiert ist, in Sachen nachhaltiger Mobilität denkbar wäre.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Benutzer 14 gelöscht

Re: Nachhaltige Mobilität im Ringzuggebiet

Beitrag von Benutzer 14 gelöscht »

Vielfahrer hat geschrieben:[...]Diskussionsbedarf, weil zum Beispiel bestimmte Fahrplantrassen möglicherweise für Taktzüge des Landes benötigt würden, [...]
Herrmann sieht den Ringzug also entweder nicht als Taktzug oder nicht als Angebot des Landes, oder wie? :pfeifen:

Gruß
Vielfahrer
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Re: Nachhaltige Mobilität im Ringzuggebiet

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Ortenau-S-Bahner,

das kann man sicherlich nicht überall gleich sehen. Wenn man beispielsweise die Donautalbahn betrachtet und unterstellt, dass diese im Stundentakt führe (vgl. Zielkonzept 2025 mit Halten in Fridingen, Mühlheim, Stetten, Nendingen, Tuttlingen-Nord, Tuttlingen-Zentrum und Tuttlingen), so kann der Ringzug, der zwischen Fridingen und Tuttlingen mit 6 Paaren verkehrt, aufgrund der Infrastruktur sicherlich nicht weiterhin so verkehren und die bisherigen Funktionen unverändert wahrnehmen. Im Abschnitt Bräunlingen - Donaueschingen - Villingen - Rottweil kann er sehr wohl als stündlicher Taktzug einen sehr guten Anschluss an den stündlichen IC ab Rottweil (etwa zur Minute 15) nach Stuttgart herstellen. Und zwischen Rottweil und Tuttlingen - Immendingen - Leipferdingen ist der Ringzug ebenfalls gut in das Landeskonzept bzw. den Interimsfahrplan integrierbar, da er sich im Nullknoten Tuttlingen um den IC-Nullknoten herumwickeln lässt. Dennoch kann und wird es an der einen oder anderen Stelle Diskussionsbedarf geben bzw. geben müssen. Dazu muss man sich nur an die Entstehungsgeschichte des Ringzugs erinnern. Der Entschluss, den Ringzug zu konzipieren, hing wesentlich damit zusammen, dass aufgrund überregionaler (nachvollziehbarer) Einflüsse sich ständig die Fahrzeiten geändert haben, die Taklung der Schulzeiten und Arbeitszeiten aber nicht mitgezogen werden konnte. Es fiel dann die Entscheidung, ein eigenständiges Produkt zu konzipieren und auf dieses die Schulzeiten und Busfahrpläne usw. auszurichten. Dieses System läuft stabil (pünktlich) und erfolgreich, ist sehr gut mit Buslinien vernetzt und bedient heute die Schulzeiten optimal. Es ist eben ein Nahverkehrssystem wie eine S-Bahn. Vollkommen nachvollziehbar ist aber, dass etwa eine Verbindung von Ulm nach Freiburg oder von Neustadt nach Stuttgart nicht an irgendwelchen lokalen Schüler- oder Nahverkehrsbedürfnissen scheitern kann, weil wegen solcher Züge möglicherweise Trassen nicht mehr verfügbar sind. Da wird man dann einen Kompromiss finden müssen und ggf. auch die eine oder andere Fahrplananpassung im Nahverkehr vornehmen müssen, die man ohne das Landeskonzept sonst vielleicht nicht machen würde.
Das übergeordnete Ziel, möglichst den Anteil des öffentlichen Verkehrs bis 2030 zu verdoppeln, ist doch absolut richtig und, wenn die richtigen Schritte in der richtigen Dosierung unternommen werden, ganz sicher nicht unrealistisch.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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