Ministerium veröffentlicht neue Planungen für 2025

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Vielfahrer
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Ministerium veröffentlicht neue Planungen für 2025

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

auf der Homepage des Ministeriums für Verkehr und Infrastruktur finden sich die Zukunftsüberlegungen. Denen zufolge sollen bis 2025 auf allen Strecken im Land bis 2025 Züge bis Mitternacht an 7 Tagen die Woche verkehren. Streckenstilllegungen werden ausgeschlossen, Reaktivierungen allerdings nur in begründeten Einzelfällen angestrebt. Was aus dem Ringzug wird, geht aus den Unterlagen nicht so richtig hervor.

Muss man mal genau das ansehen, wie Licht und Schatten verteilt sind.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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Sascha
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Re: Ministerium veröffentlicht neue Planungen für 2025

Beitrag von Sascha »

Hallo Vielfahrer (Uli),

ich habe mir das mal ein bisschen angesehen. Für viele "Schichtarbeiter" kann man das System nicht verwenden.

Beispiel:

Grundtakt unter der Woche von 5-24 Uhr. Bei uns im Betrieb beginnen die ersten um 04:00 Uhr (da kommen sie, Dienstbeginn ist um 5:00 Uhr). Arbeitsende der Spät-/Nachstchicht ist zwischen 01:00 Uhr und 01:30 Uhr.

Diese Leute müssen zwangsläufig auf Auto umsteigen, was man an unseren Parkplätzen sieht, wenn um 13:30 Uhr die Spätschicht kommt, sind keine freie Parkplätze mehr vorhanden oder es wird so geparkt, das man fast nicht mehr vorbeikommt an den Autos.

Für mich persönlich zum Beispiel wäre es fast praktisch, nur am Morgen käme ich nicht ins Geschäft oder von dort weg.

Dienstbeginn wäre 06:00 / 18:00 Uhr (Tag-/Nachtschicht). Allerdings muss man noch Fusswege einrechnen, das wäre in Lossburg ca. 20 min vom Bahnhof. Der Zug braucht (heute) von Haslach nach Lossburg 45 min (mit Standzeit Hausach/Alpirsbach). Da ich auch noch eine viertel Stunde früher da sein soll, käme ich auf folgende Rechnung.

Dienstbeginn: 5:45 Uhr
Fussweg BF/Betrieb): 20 min, Ankunft mindesten gegen 5:25 Uhr
Fahrtweg Haslach/Lossburg: 45 min, Abfahrt in Haslach 4:40 Uhr
Fussweg Wohnung/BF in Haslach: 20 min, Losslaufen 4:20 Uhr

Ich bin fast ein einhalb Stunden nur um in den Betrieb zu kommen. Im Auto schaffe ich das in 45 Min (wenns gut läuft)

Heute fährt der erste um 5:07 Uhr als OSB 87351, Ankunft um 06:00 Uhr in Lossburg.

Ich würde gerne mit dem Zug zur Arbeit fahren, aber so gehts nicht, am Wochenende sieht ja schlimmer aus.

Also da müssten sie mal nacharbeiten.

Gruß

Sascha :hallo/ade:
Karl Müller
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Re: Ministerium veröffentlicht neue Planungen für 2025

Beitrag von Karl Müller »

Ambitioniert, aber

gut erklärt.Traurig nur das der Jetzt-Zustand zum Teil erbärmlich ist, ich meine die Qualität der Zugleistung.

Und keine Handhabe?

- Vor wenigen Tagen im Gäubahn- RE, 1 Wagen ohne Klima ( offen- mit Beber), 2Toiletten defekt, an 5 DOSTO 3 Türen defekt, ohne ZUB, gehts noch?

Jetzt auf der 760: Aufgrund der Baustelle bei Wendlingen fallen alle IRE zwischen Tü und Stuggi aus.
Auch der um 7.00 Uhr ab Tü, 4 x 611 gerammelt voll. Fällt aus, für 4 Wochen. Da speilen sich dtramatische Szenen ab kann ich euch sagen, wieso kann sich DB Regio so was erlauben, klopft denen keiner auf die Finger? Der Zug vorher besteht aus 6 Rotlingen, in nürtingen haben die wo drin waren, im Türbereich die außen auf dem Bahnsteig stehenden schon ausgelacht.....

Naja, wird Zeit das was besseres kommt, bei aller Liebe zur Nostalgie, weg mit den alten Wagen!

MFG Oli

@:Sascha, wir als Schichtarbeiter die vor 5.00 Uhr anfangen hatten schon immer schlechte Karten was den ÖPNV angeht!
Vielfahrer
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Re: Ministerium veröffentlicht neue Planungen für 2025

Beitrag von Vielfahrer »

Karl Müller hat geschrieben: - Vor wenigen Tagen im Gäubahn- RE, 1 Wagen ohne Klima ( offen- mit Beber), 2Toiletten defekt, an 5 DOSTO 3 Türen defekt, ohne ZUB, gehts noch?

Jetzt auf der 760: Aufgrund der Baustelle bei Wendlingen fallen alle IRE zwischen Tü und Stuggi aus.
Auch der um 7.00 Uhr ab Tü, 4 x 611 gerammelt voll. Fällt aus, für 4 Wochen. Da speilen sich dtramatische Szenen ab kann ich euch sagen, wieso kann sich DB Regio so was erlauben, klopft denen keiner auf die Finger? Der Zug vorher besteht aus 6 Rotlingen, in nürtingen haben die wo drin waren, im Türbereich die außen auf dem Bahnsteig stehenden schon ausgelacht.....
Leider entsprechen Deine Beobachtungen rund um Stuttgart auch meinen. Dass es aber auch anders geht, zeigt DB-Schwarzwaldbahn. Meines Erachtens läuft hier alles überdurchschnittlich gut. Freundliches Personal, vergleichsweise hohe Pünktlichkeit, saubere Züge, eigentlich alles, was Fahrgäste sich wünschen.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Vielfahrer
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Re: Ministerium veröffentlicht neue Planungen für 2025

Beitrag von Vielfahrer »

Am 23. Juni von 16 - 20 Uhr findet im Haus der Architekten in Stuttgart eine umfassende Informationsveranstaltung zu den geplanten neuen Ausschreibungen im Rahmen des Zielkonzepts 2025 statt. Da ich vor habe, da hinzugehen, werde ich dann an dieser Stelle auch darüber berichten.

In der Einladung schreibt das Ministerium:

"der weitere Ausbau des Schienenverkehrs ist für die Landesregierung im Rahmen einer nachhaltigen Verkehrsentwicklung ein wichtiges Ziel. Das Land Baden-Württemberg bestellt derzeit im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) rund 65 Millionen Zugkilometer pro Jahr. Ende 2016 läuft er mit der DB Regio AG abgeschlossene 'große Verkehrsvertrag' aus dem Jahr 2003 aus. Sämtliche Verkehrsleistungen sollen in wettgewerblichen Verfahren neu vergeben werden.

Dies ist Anlass, das SPNV-Angebot auch konzeptionell neu zu ordnen. Das SPNV-Angebot ist in Baden-Württemberg seit der Regionalisierung des SPNV im Jahr 1996 bereits um 30 Prozent gewachsen, die Fahrgastzahlen um 60 Prozent. Der Südwesten liegt hier bundesweit an der Spitze und stößt dadurch auch an finanzielle Grenzen. Angesichts dieser Situation muss der gewünschte weitere Ausbau sehr planvoll erfolgen. Dafür haben wir das Zielkonzept 2025 entwickelt."


Viele Grüße vom Vielfahrer
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Re: Ministerium veröffentlicht neue Planungen für 2025

Beitrag von Vielfahrer »

In Stuttgart fand im Haus der Architekten heute die "SPNV-Information zum Zielkonzept 2025" statt. Rund 180 Gäste waren anwesend, Vertreter des Ministeriums, der Regierungspräsidien, Abgeordnete, Landräte, Regionalverbände, Vertreter von Landkreisen, Verkehrsunternehmen und Verbünden sowie Privatpersonen.

Minister Winfried Hermann erläuterte, weshalb das Land zu dieser Veranstaltung eingeladen hat. Derzeit zahle man 84 Mio. € im Jahr aus Landesmitteln für den SPNV zusätzlich zu den Regionalisierungsmitteln drauf. Ein Dauerzustand könne dies nicht sein. 98% der Regionalisierungsmittel, die Baden-Württemberg erhält, gingen in den Konsum (also für die Bestellung von Zugkilometern; pro km nannte der den Preis von 11,30 € Zuschuss). Mit den angekündigten Vergabeverfahren sollen bessere Preise erzielt werden. Wieviel da eingespart werden kann, kann niemand vorhersagen, weshalb über den letztlich Angebotsumfang auch keine präzisen Angaben gemacht werden können.

Eine weitere Stoßrichtung stellt der Bund dar. Hier soll (in Zusammenarbeit mit anderen Bundesländern) der Bund dazu bewogen werden, die Regionalisierungsmittel von derzeit 7,4 Mrd. Euro auf zukünftig 8,5 Mrd. Euro aufzustocken. Eine weitere Stoßrichtung betrifft die Mittelverteilung der Bundesländer untereinander. Sie wurde auf einer Erhebung aus dem Jahre 1994 vorgenommen. Seither haben sich aber die Dinge sehr unterschiedlich in den einzelnen Bundesländern entwickelt. Baden-Württemberg, so konnte aus einer Grafik entnommen werden, liegt derzeit bundesweit an der Spitze, was das Wachstum von Zugkilometern betrifft. Kein anderes Bundesland hat soviele zusätzliche Leistungen bestellt wie Baden-Württemberg. Andere Bundesländer haben in den letzten Jahren teilweise deutliche Rückgänge ihres Zugkilometervolumens zu verzeichnen, weshalb nach den Worten von Minister Hermann eine andere Aufteilung der Regionalisierungsmittel auf die Bundesländer gerechtfertigt wäre. Ob sich der angemessene Anteil Baden-Württembergs erreichen lässt, steht aber noch in den Sternen.

Wesentlicher Ansatzpunkt des Ministeriums ist es, die überkommenen Strukturen aufzubrechen und einheitliche Maßstäbe aufzustellen. So gibt es Strecken mit hohem Verkehrsaufkommen, auf denen noch nicht einmal ein Stundentakt gefahren wird und Strecken mit niedrigerem Verkehrsaufkommen, die über einen Halbstundentakt verfügen oder am Abend Verbindungen bis Mitternacht aufweisen, während andere schon um 21 Uhr die Bahnsteige hochklappen. Eine andere Begründung als ein Rückgriff auf die historische Entwicklung könne nicht gegeben werden. Zukünftig soll aber der Schienenverkehr verlässlich im ganzen Land nach gleichen Kriterien finanziert werden.

Bereiche, die dann zwangsläufig verlieren werden, genießen bis etwa 2020 Bestandsschutz. Während dieser Zeit soll den Gebietskörperschaften die Möglichkeit eingeräumt werden, zusammen mit dem Land mehr zu tun, um die Auslastung der Züge zu verbessern. Ist dies nicht möglich, so müssen sie gestrichen werden oder aus eigener Tasche bezahlt werden.

Bei den Planungen des Landes, so Hermann, würde man nicht von den aktuellen RES-Daten ausgehen, sondern von erwarteten Verkehrspotentialen, sprich auf Prognosen setzen. Insgesamt sollen bis 2030 doppelt soviele Fahrgäste wie heute in den Zügen befördert werden.

Das Programm für 2025 sieht insgesamt bis zu 13 Mio. Zugkilometer mehr vor. Es gliedert sich in ein Grundangebot (Stundentakt für alle Bahnhöfe auf Strecken bis zu 5.000 Reisenden/km) und zusätzliche Expressverbindungen, wenn die entsprechenden Auslassungen gegeben sind. zwischen 5.000 und 10.000 Reisende erhalten 2 Taktsysteme pro Stunde, über 10.000 bis 15.000 Reisende werden es drei Taktsysteme sein usw.

Grundsätzlich sollen Sitzplätze und nicht Stehplätze angeboten werden mit Ausnahme der Verkehrsspitze, wo über kürzere Zeiträume auch Stehplätze in Kauf zu nehmen sind.

Fahrpläne für die auszuschreibenden Strecken sind noch nicht erhältlich. Diese will das Land mit den Beteiligten Aufgabenträgern abstimmen. Dazu sollen in den kommenden 12 - 18 Monaten zahlreiche Regionalgespräche stattfinden, bei denen es dann um das Detail gehen wird.

Ausgeschrieben werden sollen die Verkehrsverträge als Bruttoverträge. Das Erlösrisiko liegt also zukünftig (zumindest in den ersten Jahren) beim Land. Aus diesem Grund wird das Land auch bei den Verbünden intervenieren, weil es der Auffassung ist, dass die Schienenverkehre zu billig von den Verbünden abgespeist werden.

Die Verkehrsunternehmen müssen also nur die Kosten kalkulieren. Das erleichtert die Arbeit außerordentlich und es kann auch zügiger ausgeschrieben werden. Der Bruttovertrag wird auch gewählt, um Chancengleichheit für Neubewerber zu bieten, die erhebliche Nachteile hätten, wenn sie die Einnahmen selbst kalkulieren müssten im Vergleich zu bisherigen Leistungserstellern.

Erläutert wurde vom Ministerium dann das Prinzip der Loslimitierung. Darunter ist zu verstehen, dass ein Anbieter nicht alle Lose gewinnen kann. Konkret wird jetzt das Stuttgarter Netz in Form von drei Losen ausgeschrieben. Angenommen, die DB als bisheriger Anbieter bietet auf alle drei Lose und würde alle drei Lose gewinnen, so greift das Modell der Loslimitierung dergestalt, dass sie das dritte Los nicht bekommen sondern dies dem nächst günstigsten Bewerber zugeschlagen wird. Ein Grund für diese Loslimitierung liegt darin, dass auch andere Anbieter als die DB die Sicherheit haben, Lose gewinnen zu können und sich deshalb den erheblichen Aufwand einer Angebotserstellung leisten.

Erläutert wurden auch viele Konzepte zu den Fahrzeugen. Diese können auf der Homepage der NVBW eingesehen werden. Wichtig dabei ist, dass es Finanzierungsmodelle für Neufahrzeuge gibt, die auch kleinere Unternehmen in die Lage versetzen, größere Lose zu gewinnen.

Unter dem Strich wird also das Land in erheblichem Umfang den Wettbewerb ankurbeln. Die Erarbeitung der Ausschreibungsunterlagen wird mit den Beteiligten erörtert, d.h. es wird Gelegenheit gegeben werden, örtliche Sichtweisen einzubringen. Eine Garantie, dass das dann so kommt, kann allerdings nicht gegeben werden.

Interessant war auch noch, dass das stündliche und tägliche Grundangebot von 5 - 24 Uhr auf alle Fälle auf allen Strecken gefahren werden soll, wobei auf schwächeren Strecken u. U. auch Busse oder gar Rufbusse zum Einsatz kommen können. Der Kunde soll die Sicherheit eines Verkehrsangebots bis 24 Uhr an allen Tagen haben. Die Finanzierung dieser Busse erfolgt durch das Land über die Ausschreibung.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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